Der Erdölpreis ist wieder unter die Marke von 100 Dollar je Fass gefallen. Zur Zeit notiert dieser bei 99,70 Dollar. Der Goldpreis ist, nachdem dramatischen Anstieg über 1'000 Dollar, inzwischen um rund 8% eingebrochen. Der aktuelle Preis: 911 Dollar pro Unze. Auch die Futures für Kupfer, Platin (-5%), Palladium (-6%) und Sojabohnen lassen seit 2 Tagen nach. Der Reuters/Jeffries CRB Index von 19 Rohstoffen ist diese Woche um 8,3% zurückgegangen. Das ist der stärkste Rückgang seit 1956. Manche Stimmen im Markt führen dies auf den geldpolitischen Kurs von Fed-Präsident Ben Bernanke. Dem amerikanischen Notenbank-Chef sei gelungen, das Vertrauen im Markt wiederherzustellen, sodass die „Commodity Bubble“ nun platze. Doch was steckt dahinter?
1) Zunehmende Rezessionsangst. Der Konjunkturausblick der US-Notenbank (Fed) ist bei der Ankündigung des Zinsentscheides am Dienstag kritsch ausgefallen. Die Währungshüter haben „erhöhte Inflationsgefahr“ betont. Sollte die Finanzkrise die US-Wirtschaft in eine tiefe Rezession stürzen, dürfte die Nachfrage nach Energie und Rohstoffen weltweit abnehmen.
2) Der Euro ist zuletzt bis auf 1,60 gegen den Dollar gestiegen. Auf diesem Niveau scheint die europäische Gemeinschaftswährung massiv überbewertet. Sollte der Euro sich abwerten, dürfte die Nachfrage nach Erdöl angesichts der Wiedererstarkung des Dollar zurückgehen.
3) Gewinnmitnahmen. Die Mehrzahl von institutionellen Investoren sehen sich jetzt wegen ihrer absurd hohen Leverage-Positionen gezwungen, zu verkaufen, da sie angesichts der anhaltenden Turbulenzen zusätzliche Liquidität brauchen.
Der Rohstoffsektor war bislang infolge der Kreditkrise als „sicherer Hafen“ gesucht. Die ETFs (Exchange Traded Fonds) beispielsweise hatten im Januar 32,8 Mrd. Dollar Netto-Assets in Commodity Investments. Im Januar 2005 betrug die Summe im Vergleich dazu lediglich 4,8 Mrd. Dollar. Die Frage ist aber, ob sich indes auch in diesem Marktsegment tatsächlich eine „Spekulationsblase“ gebildet hat. Es gibt Faktoren, die dagegen sprechen. Der Preisanstieg bei Rohstoffen war nicht nur auf das zunehmende Anlegerinteresse zurückzuführen, sondern auch auf die knappe Versorgungslage. Laut OECD sind v.a. sog. Schwellenländer (China, Indien, usw.) seit 2004 für rund 90% der Zunahme des weltweiten Rohstoffverbrauchs verantwortlich. Dazu kommt, dass die OPEC seit Ende 2006 eine Hochpreispolitik betreibt. Auf der Nachfrageseite zählen ausserdem niedrige Lagerbestände und der neue Bedarf nach Biokraftsoffen zu weiteren Faktoren. Im Rahmen von Biokraftstoff-Förderprogrammen wird z.B. in den USA der Maisanbau subventioniert. Caveat Emptor: Sollte die US-Konjunktur ein „hard-landing“ erfahren und das Wirtschaftswachstum in China und Indien stark einbrechen, dürfte sich auch die Nachfrage nach Rohstoffen anpassen.
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