Sind alle Mittel ausgeschöpft, um die Folgen der Kreditkrise zu mildern? Obwohl die US-Notenbank (Fed) dem Markt bislang eine Reihe milliardenschwerer Liquiditätspritzen verordnet hat, hat die Krise an Brisanz nicht verloren. Ganz im Gegenteil: die Abwärtsspirale dreht sich weiter. Die negativen Ereignisse überschlagen sich. Nun wird im Markt die Frage aufgeworfen, ob die führenden Notenbanken dazu übergehen würden, die Mortgage Backed Securities (MBS = hypothekenbesicherte Wertpapiere) in einer gemeinsamen Aktion massenhaft aufzukaufen. Das dürfte das Misstrauen am Markt verringern, so lautet das Argument. Über Feiertage an Ostern gab es Berichte in der Presse, wonach die Fed und die Bank of England (BoE) im Gespräch seien und so einen einschneidenden Eingriff in den Markt grundsätzlich nicht ausschliessen würden.
Doch im Wall Street Journal stand zu lesen (im Gegensatz zu einem Bericht in Financial Times aus London), die Fed habe bereits dementiert, dass auf beiden Seiten des Atlantiks derartige Konsultationen stattgefunden hätten. Wie dem auch sei, inzwischen melden sich immer prominente Volkswirte zu Wort, die davon reden, dass das Problem nicht in der fehlenden Liquidität liege, diese sei im globalen Finanzsystem derzeit genügend vorhanden. Das Hauptproblem seien die Verluste, die das Platzen der Immobilienblase ausgelöst habe, so z.B. Kenneth Rogoff, der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds. Auch Bill Gross schlägt in dieselbe Kerbe. Die Fed komme nicht darum herum, einen Teil der Mortgage Bonds aufzukaufen. Zur Erinnerung: das Marktvolumen von MBS beläuft sich auf 6,1 Trillionen Dollar. Gross ist der Anlagemanager des weltweit grössten Anleihenfonds von Pimco. Die Differenz, was die Fed und die Banken für 3-Monats-Kredite zahlen, hat sich in den vergangenen Wochen auf 1,92% verdoppelt. Die Panik im Markt hat sich noch nicht gelegt. Erkennbar ist dies an der Kursentwicklung der US-Treasury-Bills mit Laufzeiten von 3 bis 6 Monaten. Diese Papiere gelten so sicher wie cash. Die Rendite der 3-Monats-T-Bills ist am 20. März bis auf 0,387% gefallen. Das ist der tiefste Stand seit 1954. Heute Mittag notierte die Rendite bei 0,53%. Im Vergleich: Die Rendite lag am 15. Oktober 2007 bei 4,29%! Die Future Märkte eskomptieren andererseits, dass die Fed ihren Leitzins von derzeit 2,25% in den kommenden Monaten bis auf 1% senken dürfte. Wie gesehen, notieren die Renditen von 3- und 6-Monats-T-Bills bereits deutlich unter der Fed Funds Rate von 2,25%. Was nützt es also, wenn die US-Notenbank den Leitzins weiter senkt? Das ist für die Zinspolitik von Ben Bernanke, dem Fed-Chef ein echtes Dilemma.
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