Die Frage, die in den vergangenen Tagen aus aktuellem Grund die Runde macht, ist, ob Keynes glaubte, dass die öffentliche Hand immer ein Defizit aufweisen muss und ob Krugman auch daran glaubt. Paul Krugman antwortet in seinem Blog in beiderlei Hinsicht mit Nein. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) verweist in diesem Zusammenhang auf eine aktuelle Forschungsarbeit von Henry Farrell und John Quiggin. Die zitierten Autoren fordern „Hard Keynesianism“ (vgl. hier) für die EU:
Im Gegensatz zu Überzeugungen von fast allen Anti-Keynesianern und leider auch einiger Keynesianer fordert Keynesianismus mehr, nicht weniger Budgetdisziplin in normalen Zeiten als die orthodoxe Theorie eines ausgeglichenen Haushalts, was die EU untermauert. John Maynard Keynes hat argumentiert, dass Überschüsse in guten Zeiten angehäuft werden sollen, sodass sie in schlechten Zeiten verbraucht werden können, um die Nachfrage anzukurbeln.
Krugman teilt die Ansicht. Wenn wir auf die Debatte über Bush-Steuersenkungen 2001 zurückblicken, stellen wir fest, dass Bush und Greenspan den Standpunkt vertraten, dass wir die Einnahmen verringern müssen, um die Überschüsse loszuwerden. Krugman hatte damals energisch dagegen protestiert und für die Beibehaltung eines Überschusses plädiert, solange die Zeiten gut waren.
Nach dem Grundsatz, dass keine gute Tat unbestraft bleibt, wird Krugmans Widerstand gegen Defizite in einer starken Wirtschaft jetzt als Nachweis dafür hochgehalten, dass es nicht konsequent sei, zu sagen, dass Defizite in einer sehr schwachen Wirtschaft in Ordnung seien. Dieses Argument verzerrt das ganze Bild natürlich absichtlich.
„Wenn Sie ein seriöser Keynesian sind, sind Sie für die Aufrechterhaltung und sogar die Erhöhung der Ausgaben in einer depressiven Wirtschaft, selbst wenn die Einnahmen eingestürzt sind“, legt Krugman dar: „Aber Sie sind für eine restriktive Finanzpolitik, wenn die Wirtschaft boomt, obwohl die Einnahmen sich erhöht haben. Das ist natürlich das Gegenteil von dem, was die Republikaner im vergangenen Jahrzehnt befürchwortet haben“.
PS: Hier ist die Forschungsarbeit („How to Save the Euro – and the EU“), die in Foreign Affairs veröffentlicht wurde, in voller Länge.
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