Freitag, 11. Juli 2014

Warum gibt es so viel Hysterie über die Geldpolitik der Fed?

Eine traurige Lehre, die wir in den letzten Jahren zogen, ist, dass die Wirtschaft weit mehr ein politisches Subjekt ist als wir uns gern vorstellen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Who wants a Depression?“) am Freitag in NYTimes.

Es ist nicht viele Jahre her, seit die Regierung George W. Buss erklärte, dass eine Lehre aus der Rezession 2001 und der danach folgenden Erholung ist, dass „aggressive Geldpolitik eine Rezession verkürzen und milder machen kann“.

Sicher, damals hatten wir einen parteiübergreifenden Konsens zugunsten von einer noch aggressiveren Geldpolitik, um den schlimmen Einbruch der Konjunktur 2007 und 2009 zu bekämpfen.

Stimmt es? Nein, so Krugman. Der am Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY) hatte einige Male über das Phänomen „Sadomentarismus“ geschrieben:  Die ständige Forderung danach, dass die Fed und andere Zentralbanken damit aufhören, die Beschäftigung zu fördern und stattdessen die Zinsen erhöhen, unabhängig von Umständen.

Krugman hatte nahelegt, dass das Fortbestehen dieses Phänomens viel mit Ideologie zu tun hat, was wiederum darauf hindeute, dass es mit Klasseninteressen zu tun hat. Und es sieht auch heute danach aus.



Zinseinkommen als Anteil am gesamten Einkommen in verschiedenen Percentiles der Einkommensverteilung, Graph: Prof. Paul Krugman

Aber Krugman denkt heute, dass Klasseninteresse auch durch einen gröberen und direkten Kanal betrieben wird. Ganz einfach: Easy Money-Politik ist unmittelbar abträglich für Leute, deren Einkommen vielfach aus Anleihen und anderen festverzinslichen Anlagen besteht. Und das betrifft v.a. die sehr Reichen, nämlich die Top 0,01%.



Zinseinkommen, die aufgrund der niedrigen Zinsen verlustig gehen (zwischen 2007 und 2011), betreffen v.a. die Leute mit sehr hohem Einkommen, Graph: Prof. Paul Krugman

Beschwerden über niedrige Zinsen sind i.d.R. in Bezug auf den Schaden für pensionierte Amerikaner, die von Zinsen auf ihre Ersparnisse leben, ausgedrückt.

Der Zinsbezug betrifft nur eine kleine und relativ wohlhabende Minderheit. Und das Ganze entpuppt sich als Hysterie über die Geldpolitik der US-Notenbank. Die Reichen stellen sicher, dass es immer viele vermeintliche Experten gibt, die eine solche Haltung rechtfertigen. Daher nennt Krugman das Phänomen „Sadomonetarismus“.

Womit wir wieder bei der Politisierung der Wirtschaft ankommen: Vor der Finanzkrise lebten viele Zentralbanken und Ökonomen, wie es heute klar wird, in einer Fantasy-Welt,  davon träumend, dass sie als Technokraten vom politischen Kampf isoliert seien.

Es stellt sich jedoch heraus, dass der Einsatz der Geldpolitik, um die Depression zu bekämpfen, was im Interesse der überwiegenden Mehrheit der Amerikaner ist, nicht Interessen der wohlhabenden Minderheit dient. Und infolgedessen wird die Geldpolitik mit Klasseninteressen und einem ideologischen Konflikt wie Steuerpolitik verbunden, beschreibt Krugman.

Die Wahrheit ist, dass in einer so ungleichen und polarisierten Gesellschaft wie der der USA fast alles politisch ist. Man soll laut Krugman daran gewöhnen.


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