Freitag, 18. Juli 2014

Markt Monetarismus findet kein politisches Zuhause

Der erste Schritt zur Genesung ist, zuzugeben, dass man ein Problem hat, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Addicted to Inflation“) am Freitag in NYTimes.

Sein Ratschlag gilt mit der Absicht für die sog. Reform-Konservativen in den USA, die versuchen, die geistige Vitalität der Rechte neu zu beleben. Die Bewegung muss aber vorerst einige unkontrollierte Antriebe in den Griff bekommen, notiert der am Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor.

Insbesondere spricht Krugman die „Süchtigkeit nach Inflation“ der Rechte an; nicht die Sache selbst, sondern die Behauptung, dass die Inflation durch die Decke schiesst, was weder passiert noch im Begriffe ist, zu passieren.

Neulich kam es auf CNBC zu einem interessanten Wortgefecht zwischen Rick Santelli, einem der Stars des Netzwerks und Steve Liesman, dem Senior Wirtschaftsjournalist der Sendung.

Liesman hatte allem Anschein nach die Nase gestrichen voll von dem grenzenlosen Stuss, der Santelli auf CNBC täglich verzapft: „Die Zinsen würden rasant steigen. Die USA würden die Fähigkeit verlieren, Staatsanleihen auszugeben. Der US-Dollar würde abstürzen“. Nichts davon ist geschehen. Santelli hat mit seinen abstrusen Aussagen kläglich daneben gelegen.

Das gilt für viele andere Menschen auch. Nicht nur auf CNBC, sondern auch in den Kommentarseiten von WSJ und Forbes wurden solche fragwürdige Behauptungen aufgestellt. Was Krugman hier ankreidet, ist, dass diese „Experten“ nie die Möglichkeit in Betracht zogen, ob mit ihrem Wirtschaftsmodell etwas nicht stimmt.

Das Beste ist, dass die Menschen, die laut „Inflation kommt!“ rufen, nun versuchen, den Verzug ihrer Prognose mit „unvorhersehbaren Umständen“ zu erklären. Dass die Inflation immer noch niedrig bleibe, sei ein Wunder. Ha-ha-hah!

Im schlimmsten Fall greifen die Inflationistas auf Verschwörungstheorien zurück: Inflation sei eigentlich hoch. Aber der böse Staat vertusche sie! Der Billion Prices Index (BPI), der private Indikator der Inflation (abgeleitet von Internet-Preisen) bestätigt aber die offiziellen Zahlen. Doch taucht die Verschwörungstheorie immer wieder auf. Die Anhänger werden aber inzwischen selbst von manchen konservativen Kolumnisten verspottet.

All das ist für die Reform-Konservativen sehr frustrierend. Wenn man sie nach neuen Ideen, die sie zu bieten haben, fragt, erwähnen sie öfters „Markt Monetarismus“.  Die Vorstellung des „market monetarism“ ist, dass die Fed vielmehr unternehmen soll, nicht weniger.

Die Idee, die immer noch von der dunklen Macht der galoppierenden Inflation besessen ist, hat jedoch überhaupt keine Traktion bei dem Rest der amerikanischen Konservativen gewonnen, wie Krugman hervorhebt.

Und die Wurzeln der Inflation geht tiefer: Reformer wollen den Einfluss der libertären Fantasien auf die heutige konservativen politischen Entscheidungsträger reduzieren; Fantasien, die ausnahmslos die Vorstellung beinhalten, dass inflationäre Katastrophe um die Ecke lauert, es sei denn, wir stellen den Goldstandard wieder her.

Ganz allgemeinen stellt sich der moderne amerikanische Konservatismus gegen jede Art von staatlicher Aktivität. Und während die Geldpolitik manchmal als eine technokratische Angelegenheit behandelt wird, ist die Wahrheit, mit dem Gelddrucken eine schwere Rezession zu bekämpfen, in der Tat eine aktivistische Politik, so Krugman.

Der Punkt ist also, dass die Inflation-Sucht zru Zeit den geistigen Zustand der grossen Spaltung der amerikanischen Nation darlegt. Die Rechte ist besessen, sich auf ein Problem zu fokussieren, das es nicht gibt. Und es kommt daher keine vernünftige Debatte  zustande. Das tut nicht nur Reformern gut, sondern dem ganzen Land, hält Krugman als Fazit fest.


PS: Ferner bemerkt Krugman in seinem Blog, dass die Inflation-Paranoia kein einfaches Missverständnis ist, das mit dem Hinweis auf Beweise korrigiert werden kann. Es ist in der modernen konservativen Psyche tief eingebetet. Staatslichens Handeln muss demnach per Definition katastrophale Folgen haben.

Was auch die Markt Monetaristen immer versuchen, zu sagen, werfen ihre politischen Kameraden die Geldpolitik weiter in einen Topf mit dem Fiskal-Stimulus. Das Fiat Money kann einfach nicht funktionieren. Wenn Francisco D’Anconia es sagt, muss es stimmen. Es ist immer die 1970er Jahre, wenn nicht Weimer. Und wenn die Daten etwas anderes darstellen, dann müssen sie gefälscht sein.


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