Donnerstag, 17. Juli 2014

Eurozone ist eine Armutsfalle für ärmere Länder

Die ökonomische Logik des EU-Beitritts für ärmere Länder war die wirtschaftliche Konvergenz mit reicheren Ländern der Europäischen Währungsunion (EWU). Ziel war von einem stabilien makroökonomischen Umfeld zu profitieren.

Und abgesehen von Portugal gab es tatsächlich eine gewisse Konvergenz in den Anfangsjahren der Einheitswährung, schreibt Simon Tilford in einem lesenswerten Artikel („The eurozone is no place for poor countries“) in CER.

Dies hat aber 2008 den Rückwärtsgang eingelegt. Und 2013 waren die ärmeren Mitglieder der EWU nicht besser dran im Vergleich zum Durchschnitt der EU-15 als sie es 1999 waren.

Noch schlimmer ist, dass sie durch eine Reihe von Ländern, die 2004 der EU beitraten, überholt wurden, die im Jahr 1999 viel ärmer gewesen waren.

Es fragt sich vor diesem Hintergrund, ob die EWU ein Mechanismus der Divergenz geworden ist? Wenn ja, was sind die Auswirkungen auf das Wachstum in der Eurozone als Ganzes?



Pro-Kopf-BIP im Vergleich innerhalb der Eurozone, Graph: Simon Tilford in: Centre For European Reform

Aus Sicht der plumpen Angebotsökonomen reflektiert die mangelnde Konvergenz zwischen Mitgliedern der Eurozone das Versagen der ärmeren Mitgliedstaaten für Reformen ihrer Volkswirtschaften. Das Ergebnis sei daher der Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftliche Stagnation.

Andere Beobachter behaupten, dass die Divergenz struktureller Natur sei.

Tilford hält beide Argumentation für problematisch. Denn es gibt keine Korrelation zwischen der Arten von Strukturreformen, die die EU-Kommission für Südeuropa empfiehlt und dem Wirtschaftswachstum.

Einige der leistungsfähigsten europäischen Volkswirtschaften in den letzten 20 Jahren, v.a. Schweden und Österreich, haben relativ stark regulierte Arbeitsmärkte. Auch Deutschland hat einen streng geregelten Arbeitsmarkt (trotz der Hartz IV Reformen), betont der Autor. Es ist daher wichtig, die wirtschaftlichen Auswirkungen solcher Reformen zu übertreiben.

Tilfords schlägt als Lösung für die Eurozone eine Kombination aus Schulden-Abschreibungen und koordinierten Konjunkturprogrammen vor, und zwar begleitet von Bemühungen der EZB, die Inflation gemeinsam über den Zielwert hinauszuschieben.


Keine Kommentare: