Sonntag, 13. Juli 2014

Wie Wettbewerbsfähigkeit in der Eurozone auseinanderläuft

Auch Jens Weidmann schlägt in die gleiche Kerbe. Präsident der Bundesbank sagt in einem aktuellen Interview mit der Zeitung Die Welt am Sonntag, dass die Zinsen im Euro-Raum zu niedrig (für Deutschland) sind: „Wenn wir unsere eigenständige Geldpolitik machen würden – was wir nicht tun – sehe sie anders aus“.

Die Geldpolitik in der Europäischen Währungsunion (EWU) sei für Deutschland zu locker. Was Weidmann verschweigt, ist die Tatsache, dass Deutschland das in der EWU gemeinsam festgelegte Inflationsziel von ca. 2% seit Jahren unterbietet.

Eine Währungsunion bedeutet, dass die Mitgliedstaaten die eigenständige Gestaltung der Geldpolitik aufgeben und ein gemeinsames Inflationsziel festlegen. Deutschland hat sich aber daran nicht festgehalten und damit (Lohndumping und zu tiefe Inflationsrate) gegen die EU-Regeln verstossen. Mit dem hohen Leistungsbilanzüberschuss hat Deutschland zugleich auch das deutsche Stabilitätsgesetz (das Ziel eines aussenwirtschaftlichen Gleichgewichts) verletzt.

Hier ist eine Abbildung aus einer aktuellen Studie („Economic policies pursuant to the Global Crisis: A critique“) von Richard Wood in voxeu.

Was deutlich zu sehen, ist, wie die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Euro-Zone auseinander läuft. Deutschland hat mit seinem Wirtschaftsmodell, welches einseitig Export orientiert ist, die anderen EU-Mitgliedstaaten an die Wand gedrückt.



Das Auseinanderlaufen der Wettbewerbsfähigkeit in der Euro-Zone, Graph: Richard Wood in: voxeu

Während die von Berlin und Brüssel verordnete Sparpolitik die Erholung der Wirtschaft im Euro-Raum aufhält, fordert Weidmann höhere Zinsen.

In einem Umfeld, wo die öffentliche Hand die Ausgaben kürzen soll, die privaten Haushalte sparen, weil sie Schulden abbauen müssen und die Unternehmen nicht  investieren, weil es an Nachfrage fehlt, verlangt Weidmann ein Ende der akkommodierenden Geldpolitik durch die EZB.

In Deutschland beträgt die Inflation derzeit knapp Prozent. Trotzdem scheint Bundesbankpräsident einen rasanten Anstieg der Inflation zu befürchten. Warum?

Kein Wunder, dass die von der harschen Austeritätspolitik (fiscal austerity)  geschädigte deutsche Bürger immer mehr in die benachbarte Schweiz auswandern, wo sie endlich realen Lohnzuwachs erleben dürfen.

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