Montag, 2. Mai 2011

Markt für Korruption: Unternehmen ohne Rechenschaftspflicht

Die Welt ertrinkt in Betrügereien von Unternehmen (corporate fraud) und die Probleme sind wohl in reichen Ländern grösser, welche angeblich über „good governance“ verfügen, schreibt Jeffrey Sachs in einem lesenswerten Essay („The Global Economy’s Corporate Crime Wave“) in Project Syndicate. Die Regierungen armer Länder akzeptieren mehr Schmiergelder und begehen mehr Straftaten, aber es sind die reichen Länder, die die globalen Unternehmen beherbergen, die die grössten Vergehen anstellen, bemerkt der an der Columbia University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Kaum ein Tag vergeht ohne eine neue Geschichte von Gesetzesübertretungen. Jedes Wall Street Unternehmen hat im vergangenen Jahrzehnt wesentliche Bussgelder für gefälschte Buchführung gezahlt, insider trading, Wertpapier-Betrug, Ponzi-Systeme oder gar Veruntreuung durch CEOs. Es gibt jedoch kaum Rechenschaftspflicht. Wenn Unternehmen Gesetze übertreten, zahlen die Aktionäre den Preis, nicht die CEOs und Geschäftsführer, beschreibt der Sonderberater der UNO für Millennium Development Goals.

Korruption in Unternehmen (corporate corruption) ist laut Sachs aus zwei Gründen ausser Kontrolle: (1) grosse Unternehmen sind jetzt multinational, während die Regierungen national bleiben. Grossunternehmen sind finanziell so mächtig, dass die Regierungen Angst haben, sich denen zu stellen. (2) Unternehmen sind die wichtigsten Förderer der politischen Kampagnen in Ländern wie den USA, während die Politiker oft selbst Besitzer oder Nutzniesser von Unternehmensgewinnen sind.

Selbst wenn die Regierungen versuchen, das Gesetz durchzusetzen, haben Unternehmen Armeen von Anwälten, die Kreise um sie herumdrehen. Das Ergebnis ist eine Kultur der Straflosigkeit, basierend auf bewährten Erfahrungen, dass sich Kriminalität von Unternehmen (corporate crime) ausszahlt.

„Wenn Sie also das nächste Mal über einen Korruptionsskandal in Afrika oder anderen armen Regionen hören, fragen Sie, wo es begonnen hat und wer die Korruption betreibt. Weder die USA noch ein anderes „fortgeschrittenes“ Land sollte mit dem Finger auf die armen Länder zeigen, weil es oft die mächtigsten globalen Unternehmen sind, die das Problem geschaffen haben“, fasst Sachs zusammen.


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