Dienstag, 16. August 2016

Was bedeutet der Verlauf der Abenomics bisher?

Die japanische Regierung hat vergangene Woche ein Konjunkturpaket (ca. 277 Mrd. USD) im Wert von 28,1 Billionen JPY (d.h. 10 hoch 12) vorgestellt, um die Wirtschaft des Landes anzukurbeln.  Die Staatsausgaben belaufen sich aber auf nur 6,2 Billionen Yen, wovon gerade 4,6 Billionen JPY im laufenden Fiskaljahr fällig werden.

Die am Montag veröffentlichten BIP-Daten sind enttäuschend ausgefallen. Die japanische Wirtschaft ist im zweiten Quartal jährlich um 0,2% gewachsen, nach 2,0% im ersten Quartal.

Auch die Industrieproduktion im Juni gibt keinen Anlass für eine optimistische Erwartungshaltung: -1,5% per annum.

Heisst das nun, dass Abenomics gescheitert ist? Müssen Strukturreformen her? Schliesslich besteht Abenomics aus drei Pfeilern: 1) Geldpolitik, 2) Fiskalpolitik und 3) Strukturreform.

Nein, sagt Paul Krugman in seinem Blog. Die wahre Lektion von Abenomics ist, dass die Geldpolitik an ihre Grenzen gestossen ist. Das heisst, dass die Geldpolitik an der Nullzins-Grenze (zero lower bound) an Zugkraft verliert, wie die Theorie der Liquiditätsfalle es vorausgesagt hat.


Der konjunkturbereinigte (*) primäre Haushaltssaldo (cyclically adjusted primary balance), Graph: Paul Krugman in NYTimes


Der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor zeigt anhand des strukturellen Primärsaldos (eine grobe Messung des Nachfrage-Effekts der Fiskalpolitik) Japans (Daten: Schätzung von IWF), dass die Fiskalpolitik seit Abenomics nicht lockerer, sondern ganz im Gegenteil restriktiver geworden ist. Dass heisst, dass die expansive Geldpolitik von der Fiskalpolitik nicht gestützt wurde.



Japans „Schaukel-BIP“, Graph: Bloomberg


Die Nachteile, die aus der Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes ausgingen, wurden nicht ausgeglichen. Das heisst, dass die unkonventionelle Geldpolitik die ganze Last allein getragen hat. Die Aktienpreise sind gestiegen. Der Yen hat sich abgewertet. Aber das war nicht genug, um Wirtschaftswachstum zu erzeugen und die Inflation steigen zu lassen.

Fazit: Japan braucht den zweiten Pfeiler. Es hat keinen Sinn, mit dem dritten Pfeiler Zeit zu verschwenden.




(*)

Der Primärsaldo zeigt den Haushaltssaldo bei Vollbeschäftigung. Der um die konjunkturellen Bewegungen bereinigte Wert zeigt den Stand der aktuellen Fiskalpolitik, wobei endogene Komponente der Ausgaben und Einnahmen ausgeschlossen werden.

Das primäre betont v.a., was der Haushaltssaldo gewesen wäre, wenn die Zinszahlungen nicht berücksichtigt würden und die Wirtschaft Vollbeschäftigung hätte.

Der zyklisch bereinigte Haushaltssaldo zeigt also den Stand der zu Grunde liegenden Fiskalpolitik, wenn zyklische Bewegungen und automatische Stabilisatoren ausgenommen werden.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

„Heisst das nun, dass Abenomics gescheitert ist?...
Nein, sagt Paul Krugman in seinem Blog. Die wahre Lektion von Abenomics ist, dass die Geldpolitik an ihre Grenzen gestossen ist. Das heisst, dass die Geldpolitik an der Nullzins-Grenze (zero lower bound) an Zugkraft verliert, wie die Theorie der Liquiditätsfalle es vorausgesagt hat.“

Diese Theorie besagt im Grunde nur soviel, dass wenn die Zinsen auf Null liegen dann plötzlich funktioniert die konv. Geldpolitik nicht mehr - dh. bis dahin hat sie schon funktioniert! - jetzt aber haben wir die besondere Situation wo wir die Zinsen nicht weiter senken können. Wir haben die Zinsen so weit gesenkt dass wir sie nicht mehr weiter senken können - das ist eine Erklärung, die die Wirklichkeit nicht zur Kenntnis nimmt. Was ist in den Jahren passiert, wo die Zinssenkungen stattgefunden haben. Man hat doch die Zinsen nach und nach gesenkt in der festen Erwartung stimmulierender Effekte. Dazu äussert sich Hr.Krugmann nicht!

Anonym hat gesagt…

Was bedeutet der Verlauf der Abenomics bisher?

Es scheint, dass es ein nächster Signal an die ganze Welt sein soll: ohne Strukturreformen geht nichts!
Dem "Versuchslabor in Sachen Konjunkrurpolitik"- Japan, bleibt noch die schärfste Stufe zu zünden - Helikopter-Geld. Sollte das die Inflation anheben, was sehr wahrscheinlich ist, wird das die Vorlage für andere ZB sein - vor allem für die EZB. Angenommen dies gelingt irgendwie "verdeckt" zustande zu bringen, dann kann die mächtigste europäische Institution, die vollkommen unabhängig von jeder demokratischer Verantwortung agiert, und deren eiziges offizielles Anliegen das Inflationsziel zu erreichen ist sagen: Voila, unsere Geldpolitik war und ist richtig - alles Andere kommt schon von alleine. Man stelle sich die Konsequenzen vor!