Dienstag, 30. August 2016

Wirksamkeit der Geldpolitik und fehlende Preisstabilität

Ein wesentlicher Grund, warum die Weltwirtschaft kaum vom Fleck kommt, ist sicherlich der Rückgang der Staatsausgaben in den grössten Volkswirtschaften.

Wie in der folgenden Abbildung deutlich zu sehen ist, halten sich die G7 Länder mit Investitionen seit Jahren zurück. Im ersten Quartal betrug der Anteil der Staatsausgaben am BIP 3,3%, was den niedrigsten Wert seit 2000 markiert, zurückgefallen von 4% zu Beginn des Jahres 2009, wie Oxford Economics berichtet.

Die Zurückhaltung in Sachen Investitionen in die Infrastruktur ist besonders frappant, wo die politischen Entscheidungsträger über das Konzept von Helicopter Money diskutieren, um einer langfristigen Stagnation der Wirtschaft entgegenzuwirken, während die Zentralbanken in Europa und Japan weiterhin haufenweise Wertpapiere am Markt aufkaufen.

In Deutschland beispielsweise stagniert die Wirtschaft seit rund 5 Jahren, bemerkt Heiner Flassbeck aufgrund der aktuellen Daten von ifo-Index.



Der Rückgang der Staatsausgaben in G7-Ländern, Graph: Bloomberg


Nach Schätzung von Oxford Economics, New York würde ein Anstieg der Staatsausgaben um 1% im Verhältnis zum BIP den Output in den nächsten 2 Jahren in den G7 Volkswirtschaften um 0,6% bis 1,4% im Jahre 2017 erhöhen.

Vor diesem Hintergrund hat Christopher A. Sims in seinem lesenswerten Paper („Fiscal Policy, Monetary Policy and Central Bank Independence“) auf dem Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole am Wochenende in Wyoming in den USA seinen Zweifel an der QE-Politik zur Erreichung von Inflation Targeting geäussert, v.a. wenn dabei keine Zusammenarbeit mit dem Staatshaushalt stattfindet.

Der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor betont in seiner Forschungsarbeit die Bedeutung der Fiscal Theory of the Price Level (FTPL).

Budgetbeschränkung der Regierung verlangt, dass die Defizite des öffentlichen Sektors in vollem Umfang durch die Ausgabe von Staatsanleihen (d.h US-Treasury Bonds) oder durch das Zentralbankgeld finanziert (gedeckt) sind.

Staatsanleihen sind jedoch Vermögen (assets) des privaten Sektors. Eine Kürzung des künftigen Haushaltsdefizits erhöht die Attraktivität der Staatsanleihen als Anlagengegenstand und bewegt den Privatsektor, noch mehr davon zu halten, was andererseits die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen reduziert. Und dies entfaltet laut Sims eine deflationäre Auswirkung auf die Wirtschaft.

Die Zentralbank kann versuchen, diesen Effekt zu kompensieren, indem sie die Notenbankgeldmenge erhöht und die Zinsen senkt. Ein Rückgang der Zinsen bedeutet aber eine Kürzung der Schuldendienstzahlungen und damit des gesamten Haushaltsdefizits. Deswegen denkt Prof. Sims, dass die Geldpolitik scheitert, Inflation steigen zu lassen. Es sei denn; die Fiskalpolitik springt in die Bresche.










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