Mittwoch, 29. April 2015

Warum gibt es derzeit so viele Aktienrückkäufe?

Aktienrückkäufe sind in den USA auf einen neuen Höhepunkt geklettert. Die vom S&P 500 Index erfassten Unternehmen haben 2014 im Wert von rund 430 Mrd. USD eigene Aktien zurückgekauft und rund 376 Mrd. USD an Dividenden ausgezahlt.

Während US-Unternehmen rekordhohe Schuldtitel ausgeben, verwenden sie einen bedeutenden Teil ihrer Ertäge und Cash-Reserven für den Rückkauf der eigenen Aktien.

Warum gibt es so viele Aktienrückkäufe? Was einem in erster Linie in den Sinn kommt, sind folgende Möglichkeiten: (a) Mangel an Vertrauen in das organische Wachstum, (b) sehr geringe Verschuldungskosten, (c) Mühe, Eigenkapitalrentabilität zu verbessern,  und vielleicht (d) sehr flache WACC-Kurve, d.h. der besonders niedrige gewichtete durchschnittliche Kapitalkostensatz.


Aktienrückkäufe in den USA auf Rekordhoch, Graph: Morgan Stanley

Analysten von Morgan Stanley präsentieren in einer kürzlich vorgelegten Analyse im Wesentlichen zwei Theorien:

(1) Die optimistische: Während die Rückkäufe zunehmen, gehen Investitionen zurück; CAPEX und LBO Volumen bleiben niedrig. Das heisst, dass Unternehmen ein mehr bearish Bild malen als es wirklich der Fall ist. Unternehmen haben genügend Kassenbestände.

Das bedeutet, dass Unternehmen Schuldtitel ausgeben, um damit eigene Aktien zurückzukaufen, weil die Aussichten in der Wirtschaft (heute) günstig sind. Wäre dies nicht der Fall, würden sie Aktienrückkäufe in Zukunft einstellen.


Aktienrückkäufe steigen, wenn Aktienkurse steigen, Graph: Morgan Stanley

(2) Die pessimistische: Unternehmen haben begrenzte Möglichkeiten, um die Ergebnisse angesichts der trägen Erholung der Wirtschaft und der mangelhaften Nachfrage auf lange Sicht zu verbessern.

Seit 2012 wird mehr als 50% des EPS-Wachstums (Gewinn pro Aktie) im S&P 500 Index von Aktienrückkäufen angetrieben. Das Gewinn-Wachstum pro Aktie ohne Mitberücksichtigung der Aktienrückkäufe beläuft sich auf 3,3% pro Jahr.


Die WACC-Kurve (weighted average cost of capital), Graph: Morgan Stanley


2 Kommentare:

Arno Gottschalk hat gesagt…

"Während US-Unternehmen rekordhohe Schuldtitel ausgeben" - Gibt es dazu auch ein Schaubild? / Rückgang der Investitionen und zunehmende Rückkaufe auf hohem und steigenden Kursniveau: Ist das nicht neben der Kurspflege ein Ausdruck von pessimistischen Einschätzungen der Nachfrageentwicklung?

Peter hat gesagt…

Spannender Beitrag!

Eine Frage zu dem Punkt "Seit 2012 wird mehr als 50% des EPS-Wachstums (Gewinn pro Aktie) im S&P 500 Index von Aktienrückkäufen angetrieben."

Wie wurde das ermittelt, bzw. wie wirken sich Aktienrückkäufe positiv auf das Ergebnis aus? Handelt es sich dabei um die eingesparten Dividenden, oder gibt es weitere Faktoren?