Mittwoch, 1. April 2015

Säkulare Stagnation Hypothese: Bernanke versus Summers

Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Alvin Hansen hat in den späten 1930er Jahren den Begriff der „säkularen Stagnation” geprägt. 

Hansen hat im Anschluss der dramatischen Folgen der Great Depression die Meinung vertreten, dass die Unternehmen aufgrund der augenfälligen Verlangsamung des Bevölkerungswachstums und des Tempos des technologischen Fortschritts wahrscheinlich wenig Anlass sehen würden, Investitionen voranzutreiben. Zusammen mit gedämpften Konsum der privaten Haushalte würden laue Investitionsausgaben für viele Jahre kaum für Vollbeschäftigung sorgen können.

Die These wurde im Sog der Finanzkrise von 2008 von Larry Summers wieder aufgegriffen. Auch Paul Krugman hat Summers‘ Idee unterstützt. Nun nimmt Ben Bernanke in seinem kürzlich lancierten Blog dazu Stellung.

Der ehemalige Fed-Präsident erklärt zunächst, dass die Fed die Zinsen nicht künstlich niedrig halte. Die US-Notenbank nehme Einflus auf den Verlauf der kurzfristigen Zinsen. Der für die Konjunktur entscheidende Real-Zins werde hingegen durch eine Reihe von wirtschaftlichen Faktoren bestimmt.

Bernanke argumentiert dann, dass Hansens Hypothese sich falsch erwiesen habe. Er habe den wirtschaftlichen Aufschwung in der Nachkriegszeit nicht berücksichtigt, z.B. Baby-Boom und den raschen technologischen Fortschritt. Summers denkt aber, dass Hansens Vorhersage nicht falsch ist, sondern aus heutiger Sicht nur verfrüht, unterstreicht Bernanke weiter.

Summers ist der Ansicht, dass säkulare Stagnation letztlich auch das gesamtwirtschaftliche Angebot reduzieren würde, da das Wachstum der Produktionskapazitäten der Wirtschaft durch die träge Kapitalbildung unterdrückt würde. Bernanke hingegen sagt, dass es bei der Hypothese der secular stagnation um mangelhafte gesamtwirtschaftliche Nachfrage geht, nicht um das Angebot.

Summers sieht die Lösung in Fiscal Policy: Wir sind auf öffentliche Infrastrukturausgaben angewiesen, um Vollbeschäftigung zu erreichen.

Bernanke erwiedert, dass er damit einverstanden ist: „Aber wenn wir tatsächlich in einer anhaltenden Stagnation stecken, dann würden Mehr-Ausgaben durch die öffentliche Hand das Dilemma langfristig nicht lösen können, weil Staatsschulden im historischen Vergleich bereits sehr hoch sind“.

Larry Summers fackelt nicht lange und antwortet darauf mit der Bemerkung, dass in der gesamten industrialisierten Welt Wachstumsprognosen seit vielen Jahren nur noch nach unten angepasst werden. Er möchte daher weiterhin argumentieren, dass wir uns mit der Möglichkeit ernsthaft vergegenwärtigen müssen, dass wir einem chronischen Problem eines Überschusses an geplanten Ersparnissen im Verhältnis zu Investitionen sehen.

Wenn dies der Fall ist, dann wird sich die Geldpolitik die Lage nicht normalisieren können. Es bleibt daher ein anhaltender Bedarf an erhöhten Investitionen durch den öffentlichen und den privaten Sektor bestehen, so der ehemalige Direktor des NEC des US-Präsidenten Barack Obama. Und es gibt daher eine Notwendigkeit für die globale Koordination, um eine angemessene Höhe der Nachfrage sicherzustellen.

Makroökonomen können dazu beitragen, indem sie über die traditionellen Modelle der Konjunkturzyklen hinausgehen, um die die Möglichkeit der säkularen Stagnation näher zu beleuchten, fasst der Chefökonom der Weltbank von 1991 bis 1993 als Fazit zusammen.

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