Der amerikanische
Wirtschaftswissenschaftler Alvin Hansen
hat in den späten 1930er Jahren den Begriff der „säkularen Stagnation” geprägt.
Hansen
hat im Anschluss der dramatischen Folgen der Great Depression die Meinung
vertreten, dass die Unternehmen aufgrund der augenfälligen Verlangsamung des Bevölkerungswachstums
und des Tempos des technologischen Fortschritts wahrscheinlich wenig Anlass sehen
würden, Investitionen voranzutreiben. Zusammen mit gedämpften Konsum der
privaten Haushalte würden laue Investitionsausgaben für viele Jahre kaum für
Vollbeschäftigung sorgen können.
Die These wurde
im Sog der Finanzkrise von 2008 von Larry
Summers wieder aufgegriffen. Auch Paul
Krugman hat Summers‘ Idee unterstützt. Nun nimmt Ben
Bernanke in seinem kürzlich lancierten Blog dazu Stellung.
Der
ehemalige Fed-Präsident erklärt zunächst, dass die Fed die Zinsen nicht
künstlich niedrig halte. Die US-Notenbank nehme Einflus auf den Verlauf der
kurzfristigen Zinsen. Der für die Konjunktur entscheidende Real-Zins werde hingegen
durch eine Reihe von wirtschaftlichen Faktoren bestimmt.
Bernanke
argumentiert dann, dass Hansens Hypothese sich falsch erwiesen habe. Er habe
den wirtschaftlichen Aufschwung in der Nachkriegszeit nicht berücksichtigt, z.B.
Baby-Boom und den raschen technologischen Fortschritt. Summers denkt aber, dass
Hansens Vorhersage nicht falsch ist, sondern aus heutiger Sicht nur verfrüht,
unterstreicht Bernanke weiter.
Summers ist der Ansicht, dass säkulare Stagnation letztlich auch das
gesamtwirtschaftliche Angebot reduzieren würde, da das Wachstum der
Produktionskapazitäten der Wirtschaft durch die träge Kapitalbildung unterdrückt
würde. Bernanke hingegen sagt, dass es bei der Hypothese der secular stagnation um mangelhafte gesamtwirtschaftliche Nachfrage geht, nicht
um das Angebot.
Summers sieht die Lösung in Fiscal Policy: Wir sind auf öffentliche
Infrastrukturausgaben angewiesen, um Vollbeschäftigung zu erreichen.
Bernanke erwiedert,
dass er damit einverstanden ist: „Aber wenn wir tatsächlich in einer
anhaltenden Stagnation stecken, dann würden Mehr-Ausgaben durch die öffentliche
Hand das Dilemma langfristig nicht lösen können, weil Staatsschulden im historischen
Vergleich bereits sehr hoch sind“.
Larry
Summers fackelt nicht lange und antwortet darauf mit der Bemerkung, dass in der
gesamten industrialisierten Welt Wachstumsprognosen seit vielen Jahren nur noch
nach unten angepasst werden. Er möchte daher weiterhin argumentieren, dass wir uns
mit der Möglichkeit ernsthaft vergegenwärtigen müssen, dass wir einem
chronischen Problem eines Überschusses an geplanten Ersparnissen im Verhältnis
zu Investitionen sehen.
Wenn dies
der Fall ist, dann wird sich die Geldpolitik die Lage nicht normalisieren
können. Es bleibt daher ein anhaltender Bedarf an erhöhten Investitionen durch
den öffentlichen und den privaten Sektor bestehen, so der ehemalige Direktor
des NEC des US-Präsidenten Barack Obama. Und es gibt daher eine Notwendigkeit
für die globale Koordination, um eine angemessene Höhe der Nachfrage
sicherzustellen.
Makroökonomen
können dazu beitragen, indem sie über die traditionellen Modelle der
Konjunkturzyklen hinausgehen, um die die Möglichkeit der säkularen Stagnation näher
zu beleuchten, fasst der Chefökonom der Weltbank von 1991 bis 1993 als Fazit
zusammen.
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