Mittwoch, 11. Dezember 2013

In der heutigen Wirtschaft gibt es immer mehr Diener

Die Great Recession hält noch an. Die Arbeitslosigkeit verharrt auf beiden Seiten des Atlantiks auf einem aussergewöhnlich hohen Niveau. Millionen von Menschen leiden unter dem Nachspiel der vom Banken-Sektor ausgelösten Finanzkrise. Wie entwickelt sich inzwischen die Dienstleistungswirtschaft?

David Cay Johnston (hat tip to Mark Thoma) stellt dazu in einem lesenswerten Artikel (“Is service work today worse than being a household servant?”) in AlJazeera America einige interessante Überlegungen an.

Mindestens eine Klasse der amerikanischen Arbeiter hat es heute eine schwerere Zeit als vor zehn Jahren während der Great Depression und als vor einem Jahrhundert: Diener.

Der Grund dafür ist, überraschend genug, Outsourcing, schreibt der Autor, der einmal den hoch anerkannten Pulitzer Prize gewonnen hat.

Wohlhabende amerikanische Familien haben sich heute in Bezug auf die Entlohnung der Diener des gleichen Ansatzes angenommen wie grosse erfolgreiche Unternehmen: Für alle Arten von Funktionen von Kinderbetreuung und Handwerker bis Gartenpflege und Reinigungsarbeit werden freiberufliche Fremdfirmen beauftragt, um Kosten zu reduzieren.

Anstelle von im selben Haus wohnenden Diener (live-in servants), die ja vor dem Zweiten Weltkrieg in den wohlhabenden US-Haushalten üblich waren, lagern die heute besser gestellten Familien Kochen, Zimmermädchen und Kindermädchen aus. Es ist Teil eines Problems in den entwickelten Ländern rund um die Welt, was weltweit immer mehr Aufmerksamkeit erweckt, unterstreicht Johnston.

Amerika scheint in die Konditionen von Gilded Age vor einem Jahrhundert oder mehr zurückzufallen, wo ein paar glückliche Seelen sagenhaft reich wuchsen, während ein Viertel der Familien schwer über die Runden kommen musste. Nur damals wurden die Diener besser entlohnt.

Die Top 10% hat es heute in den USA gut, während das untere Drittel verzweifelt nach Arbeit sucht. Aber das Outsourcing hat die Umstände zumindest für die jenigen, denen es ganz schlimm geht, verändert, wenn sie bereit sind, die Arbeit eines Dieners zu tun.

Der Autor erwähnt insbesondere Köche und Hundeausführer. Eine kleine Zahl von wohlhabenden Menschen beschäftigt heute eine grosse Anzahl von Bediensteten. Der Service wird ausgelagert, auf Restaurants und Reinigungsfirmen, anstatt Köche und Zimmermädchen im Haus zu beschäftigen. Die ausgelagerten Diener sind (in der dienstleistungsorientierten Wirtschaft) schlechter bezahlt und behandelt als in-house Diener in der Vergangenheit, auch in absoluten Zahlen.

Johnston bietet eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie unsere Gesellschaft ungleich wächst.

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