Freitag, 6. Dezember 2013

Bonus Culture

Ein prägnantes Argument aus dem neuen Buch („The Road to Recovery“) von Andrew Smithers ist bonus culture.

Der Ökonom und Präsident der Forschungsfirma Smithers & Co. in London deutet damit darauf hin, dass die ökonomische Katastrophe, die durch die bonus culture angerichtet werde, weit grösser ist als von fast jedem erkannt wurde.

Da leveraged options (mit Fremdkapital finanzierten Optionen) auf die Aktienkurse einen grossen Teil der Entschädigung ausmachen, leiten Manager Unternehmen nicht mit dem langfristigen Gewinn im Auge, sondern mit der kurzfristigen Orientierung an die Eigenkapitalrentabilität (ROE: return on equity).

Und sie streben das gewünschte Ergebnis mit dem Kauf von eigenen Aktien an, was die Aktienbasis des Unternehmens schrumpft und die Preise in die Höhe schiesst. So werden die Gewinnmargen gesteigert. Als Ergebnis sparen die Unternehmen viel zu viel (over-save) und investieren viel zu wenig (under-invest).

Im Wesentlichen  werden die Manager für den Bezug von kurzfristigen Auszahlungen belohnt, während die von ihnen geleiteten Unternehmen bachab gehen. Eine Folge ist laut Smithers, dass die Unternehmen in den USA und Grossbritannien viel stärker fremdfinanziert werden als viele annehmen.

Diese Entwicklung setzt Regierungen unter Druck. Wie soll der gesamtwirtschaftliche Ausfall von Nachfrage ohne Fiskal-Defizite wiederbelebt werden?



Ohne Haushaltsdefizit würde die Nachfrage insgesamt zusammenbrechen. Das anhaltende Haushaltsdefizit ruft aber andererseits im Allgemeinen gefährliche Erwartungen hervor: Hohe Inflation.

Das Problem ist, dass die Nachfrage des notleidenden Privatsektors strukturell ist, nicht nur zyklisch, schildert Smithers weiter. Und die politischen Entscheidungsträger finden sich zwischen der Skylla der Inflation und der Charybdis der Deflation, wie Martin Wolf darlegt.

Der stärkere Einsatz des Fremdkapitals (leverage) vergrössert aber nicht nur die Gewinnchancen, sondern auch Verlustrisiken. Die Banken sind z.B. dennoch auf die Eigenkapitalrendite fixiert, weil die Vergütung des Managers davon abhängt. Somit haben die Manager unmittelbare Anreize, hohe Risiken einzugehen und möglichst viel Fremdkapital einzusetzen, wie Anat Admati und Martin Hellwig in ihrem Buch („The Bankers‘ New Clothes“) schreiben.

Da die Banken keine Verantwortung für die vollen Konsequenzen ihrer Entscheidungen tragen, ignorieren sie die Risiken für die Gesellschaft als Ganzes.

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