Freitag, 30. September 2011

Wie ideologisch die EZB agiert

Die politischen Vorgaben der EZB scheinen von der Ideologie und einem moralischem Urteil geleitet als von soliden Wirtschaftswissenschaften, bemerkt Kash Mansori in seinem Blog. Der Ökonom deutet in diesem Zusammenhang auf einen von der EZB an die italienische Regierung verschickten Brief hin.

Wie BBC berichtet, wurde der Brief nun in der italienischen Preisse veröffentlicht:

Die EZB teilt Italien mit, seine Arbeitsmarktgesetze weitreichend zu ändern und mit rigorosen Massnahmen das Haushaltsfdefizit zu kürzen. In dem an Ministerpräsident Silvio Berlusconi im August gerichteten Schreiben berichtet die EZB, dass die Schwere der wirtschaftlichen Situation in Italien ausgeprägte und sofortige Schritte erfordert.

In einer ungewöhnlich klaren Sprache sagen die Unterzeichner des Briefes, dass Berlusconi tiefgreifende Reformen einleiten müsse, darunter die Öffnung der öffentlichen Dienste und Überholung der Lohnverhandlungen und die Regeln, was die Einstellung und Entlastung von Arbeitnehmern betrifft.

Der Brief ist in Corriere della Sera veröffentlicht worden. Demnach soll Italien das Haushaltsdefizit bis 2012 auf 1% des BIP zurückschrauben und 2013 einen ausgeglichen Haushalt ausweisen, insbesondere durch Ausgabenkürzungen.


Haushaltsdefizit und Wirtschaftswachstum in der Eurozone, Graph: Kash Mansori

Falscher Angst-Faktor über die Wirtschaft

Hört man sich die Reden von einem republikanischen Präsidentschaftskandidaten an, stellt man fest, dass es immer um die Behauptungen geht, dass die Obama-Regierung für das schwache Beschäftigungswachstum verantwortlich ist. Die wiederholte Antwort ist, dass die Unternehmen Angst hätten, zu expandieren und Arbeitsplätze zu schaffen, weil sie kostspielige Regulierung und höhere Steuern befürchten. Es sind nicht nur Politiker, die diese Ansicht vertreten, sondern auch konservative Ökonomen, die die Behauptung in Leitartikeln in der Presse wiederholen und sogar Vertreter der Fed rechtfertigen damit ihre bescheidenen Bemühungen, um die Wirtschaft zu unterstützen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Phony Fear Factor“) in NYT.

„Das erste, was Sie wissen müssen, ist, dass es keinerlei Beweise für diese Behauptung gibt. Es gibt eine Menge Beweise, die zeigen, dass die Behauptung falsch ist“, wie z.B. eine aktuelle Forschungsarbeit („Regulatory uncertainty“) von Lawrence Mishel von Economic Policy Institute“ vor Augen führt, hebt Krugman hervor.

Die Behauptungen der Republikaner darüber, was der Wirtschaft fehlt, sind reine Fantasie, im Widerspruch zu allen Beweisen. Sollte uns das überraschen?

Donnerstag, 29. September 2011

Braucht eine Zentralbank Eigenkapital?

Ein wesentlicher Grund für die Eskalation der Finanzkrise war die mangelhafte Ausstattung der Banken mit Eigenkapital. „Eine wichtige Lehre aus der jüngsten Krise ist, dass die Banken über mehr Eigenkapital (EK) verfügen müssen“, bemerkte Thomas Jordan, Vizepräsident der SNB in einem Referat („Braucht die Schweizerische Nationalbank Eigenkapital?“) gestern in Basel.

Da die SNB als Folge der Frankenstärke und der Bewertungsveränderungen auf ihren Devisenbeständen selber grosse Verluste hat schreiben und daher einen massiven EK-Schwund hinnehmen müssen, kam es in den Medien die Befürchtung auf, dass die SNB bald negatives EK ausweisen müsse.

Vor diesem Hintergrund ist Jordan in seinem Referat auf die Frage eingegangen, ob die SNB durch ein negatives EK ihre Handlungsfähigkeit verlieren kann?

Die kurze Antwort lautet nein. Denn die SNB ist nicht mit einer Geschäftsbank oder einem privaten Unternehmen vergleichbar. Die Zentralbanken können (1) nicht illiquid werden. Das hat zur Folge, dass eine Zentralbank nicht in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt ist, wenn ihr EK vorübergehend negativ wird.

Eine Zentralbank hat (2) aufgrund des Notenmonopols gegenüber normalen Unternehmen einen Finanzierungsvorteil und kann laut Jordan nach Verlusten langfristig immer wieder EK aufnehmen.

Stilisierte Notenbankbilanz, Graph: Prof. Thomas Jordan, SNB, Sept 28, 2011, Basel

Mittwoch, 28. September 2011

Lohnkürzungen und Beschäftigung

Mark Thoma deutet in seinem Blog auf einen Artikel von Laurence Kotlikoff hin, wie die Ansichten von Paul Krugman und Jamie Galbraith verdreht werden.

„Verzweifelte Zeiten erfordern kreative Massnahmen. Wir sind in verzweifelten Zeiten, aber wir hatten nur ein wenig kreatives Denken aus der Obama-Regierung, wie die Wirtschaft wiederzubeleben ist“, schreibt Kotlikoff in seiner Kolumne („Five Presicriptions to Heal Economy’s Ills“) in Bloomberg. Er sehe fünf Dinge, die die Politik tun kann, um die Wirtschaft anzukurbeln.

„ ....... (4) Die Lockerung der festhaltenden Preise und Löhne: Einige Preise und Löhne sind zu hoch, wobei sie die Nachfrage nach Output dämpfen, was die Arbeitnehmer herstellen müssten. Das ist die Standard-Erklärung von „sticky wage“ und „sticky price“ in Bezug auf die Misere der Wirtschaft, die von keynesianischen Ökonomen wie von Krugman und Galbraith dargebracht wird“, schreibt der an der Boston University lehrende Wirtschaftsprofessor.  

Europäische Banken und US-Dollar

Die europäischen Banken befinden sich allem Anschein nach in Not, um sich mit US-Dollar zu refinanzieren. Darum springt die Fed in die Bresche, und stellt für die EZB Kreditlinien bereit. Die Banken in Europa halten bekanntlich Staatsanleihen aus der EU-Peripherie. Es handelt sich dabei um notleidende Papiere aus z.B. Griechenland und Portugal. Es mag daher sein, dass die europäischen Banken einen kurzfristigen Finanzierungsbedarf in Euro haben, wofür aber die EZB zuständig wäre. Was hat das Ganze also mit US-Dollar zu tun?

David Andolfatto sucht in seinem Blog nach Antworten. Offenbar tätigen die europäischen Banken nicht nur Investitionen in Europa. Sie verleihen Darlehen an Unternehmen, die in den USA operieren. Woher sollen die Banken aber die Gelder dafür bekommen? Eine grosse Finanzierungsquelle sind die US MMMFs (money market mutual funds), welche Kredite an die Filialen der ausländischen Banken gewähren, die in den USA domiziliert sind. All dies wird mit dem US-International Banking Act geregelt.

Wenn die Dinge am Finanzmarkt beginnen, beängstigend auszusehen, dann steigt der Stress am Kreditmarkt. Und es sieht derzeit so aus, als ob die US MMMF Industrie von Europa in Angst weglaufen würde, legt Andolfatto dar. Der an der Simon Fraser University lehrende Wirtschaftsprofessor deutet in diesem Zusammenhang auf eine Studie von ICI (Investment Company Institute), welches als „das öffentliche Gesicht der US-MMMF-Industrie“ betrachtet wird, hin.

Deflationsrisiko

Der anhaltende Schuldenabbau-Prozess (deleveraging) birgt Deflationsrisiken, weil die Erholung der Wirtschaft nach einer Bilanz-Rezession (balance sheet recession) i.d.R. schwach erfolgt. Zum Teil aus dem Grund, weil der Schuldenabbau die Wirksamkeit der Geldpolitik dämpft.

Der gegenwärtige Konjukturzyklus in den entwickelten Volkswirtschaften passt zu der Vorlage. Anzeichen mehren sich, dass das Augenmerk sich in der entwickelten Welt derzeit nach der Deflationsgefahr richtet.

Das Risiko dürfte wesentlich zunehmen, wenn es im Jahr 2012 zu einer erneuten Rezession käme, schreibt Gerard Minack, Morgan Stanley in einer aktuellen Forschungsarbeit (The Deflation Risk) und liefert eine Reihe von anschaulichen Abbildungen, die die makroökonomischen Daten in Japan in den 1990er Jahren mit denen von Europa und den USA in Vergleich stellen.


Das BIP pro Kopf ist tiefer gefallen als in Japan, Graph: Gerard Minack, Morgan Stanley

Dienstag, 27. September 2011

EFSF: Euro-Rettungsschirm und Politiker

Die Abgeordneten im Deutschen Bundestag werden am Donnerstag über den Rettungsschirm EFSF (440 Mrd. Euro) abstimmen. Was unklar ist, ob es sich bei der Abstimmung um eine Aufstockung oder praktische Umsetzbarkeit von EFSF handelt.

CNBC, der amerikanische Sender von Wirtschaftsnachrichten berichtet, dass die EU-Behörden an einem detaillierten Plan zur Stützung der europäischen Banken arbeiten, um die angestrebte Stabilität am Finanzmarkt zu erreichen.

Dem Plan nach soll der im Jahre 2010 eingerichtete Rettungsschirm EFSF (European Financial Stability Facility) helfen, eine Zweckgesellschaft (SPV: special purpose vehicle) durch die EIB (European Investmenbank) zu gründen. Die EIB gehört Mitgliedsstaaten der EU.

Die Zweckgesellschaft soll Anleihen begeben, um mit dem Erlös Staatsanleihen der notleidenden europäischen Länder zu kaufen. Das Ziel ist, auf diese Weise den Druck auf die notleidenden Länder an der EU-Peripherie und damit auf die Banken, die die Staatsanleihen in ihren Büchern halten, zu entspannen.

Könnte EFSF wie TALF funktionieren?

Der amerikanische Finanzminister Tim Geithner hat vor 10 Tagen auf Einladung der polnischen Regierung am informellen Treffen der Euro-Finanzminister in Breslau teilgenommen. In EU-Kreisen hat es geheissen, dass Geithner empfohlen habe, den EFSF wie TALF (Term Asset-backed Lending Facility) der US-Notenbank einzusetzen. Die US-Notenbank hatte im Rahmen des TALF-Programms Wertpapiere gekauft, wobei die Ausfallrisiken vom US-Finanzministerium übernommen worden waren. Die Euro-Retter  könnten laut Geithner mit dem EFSF auf diese Weise ein Vielfaches an Anleihevolumen aufkaufen.

Die Idee ist, dass der Rettungsschirm EFSF (1) keine Staatsanleihen kauft, sondern eine Garantie (für das Ausfallrisiko) für diejenigen Investoren gibt, die die Staatsanleihen an der EU-Peripherie kaufen. Darüber hinaus soll die EZB (2) die „unbegrenzte Kapazität ihrer Bilanzsumme“ nutzen, um privaten Investoren den Kauf von Staatsanleihen zu finanzieren.

„Das ist mehr oder weniger dieselbe Strategie, die Geithner vor rund 2 Jahren in den USA an den Tag gelegt hat, um die Märkte für hypotheken-besicherte Wertpapiere (Mortage-Backed Securities) zu beleben. Es hat aber nicht funktioniert“, schreibt Perry Mehrling in seinem Blog. Die Fed hat stattdessen begonnen, die Wertpapiere selbst zu kaufen. Die Massnahme ist als QE1 bekannt.

Inflation vs. Deflation

Deflation ist das Gegenstück zur Inflation und bedeutet ein anhaltender Rückgang des Preisniveaus. Das ist aber nicht alles. „Während eine Inflation von 4% wenig Schaden anrichtet, bedeutet eine Deflation von 4% eine Katastrophe“.

„Inflation und Deflation sind nämlich nicht symmetrisch“, erklärt Paul Krugman in seinem Blog. Warum? Es gibt drei Gründe, bemerkt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor:

(1) Die Untergrenze von Null: man kann die Zinsen immer erhöhen, aber man kann sie nicht unter Null senken, sodass Deflation deutlich positive Realzinsen bedeutet, sogar in den Tiefen eines konjunkturellen Einbruchs, was die Geldwertstabilisierung viel schwieriger macht, wenn gar nicht unmöglich.

(2) Nominallohnrigidität: es ist schwer, die Löhne zu kürzen, und es war immer schwer und es wird immer schwer sein, sodass die Deflation die Arbeitsmärkte durcheinanderbringt.

Montag, 26. September 2011

Die israelische Zentralbank senkt Benchmark-Zins

Die Bank of Israel (BoI) hat heute den Benchmark-Zins von 3,25% um 25 Basispunkte auf 3,0% gesenkt. Die BoI hatte die Zinsen im Verlauf dieses Jahres bereits viermal erhöht. BoI-Präsident Stanley Fischer hat damit heute zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren die Zinsen reduziert.

Die Verbraucherpreise (CPI) sind im August um 0,5% gestiegen. Die Inflation beträgt annualisiert 3,4%, was etwas oberhalb des Zielbereichs von 1 bis 3% liegt. Saisonbereinigt liegt die Inflationsrate in den vergangenen 6 Monaten um die untere Grenze des Zielbereichs.

Die Mietzinsen sind in den vergangenen 12 Monaten um 5,2% gestiegen. Und die Wohungskaufpreise haben um 12,3% zugenommen. Die BoI hat inzwischen ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum für 2012 von bisher 3,9% auf 3,2% gesenkt.


Israels Aussenhandel mit der Türkei, Graph: Morgan Stanley

Todesfahrt in der Euro-Zone

Paul Krugman fühlt sich nach eigenen Worten in seiner lesenswerten Montagskolumne („Euro Zone Death Trip“) in NYT beängstigt und gelangweilt zugleich, was die derzeitigen Verhandlungen betrifft, wie auf die Wirtschaftskrise in Europa reagiert wird.

Auf der einen Seite ist die Situation in Europa sehr beängstigend, mit Ländern, die ein Drittel der Euro-Zone ausmachen und unter spekulativer Attacke stehen. Während die Einheitswährung in ihrer Existenz bedroht wird, könnte ein Euro-Kollaps grosse Schäden in der Welt anrichten, beschreibt Krugman.

Auf der anderen Seite scheinen die europäischen Politiker darauf zu setzen, mehr von demselben zu liefern wie bisher. Sie werden wahrscheinlich einen Weg finden, um mehr Kredite an Länder in Not bereitzustellen, welche die drohenden Katastrophe abwenden mögen oder nicht. Aber sie scheinen überhaupt nicht bereit zu sein, eine entscheidende Tatsache zu erkennen, dass nämlich ohne weitere expansive Fiskal- und Geldpolitik in Ländern mit starker Wirtschaft alle ihre Rettungsversuche scheitern werden, argumentiert der Träger des Wirtschaftsnobelpreises.

Zu niedrige Inflation in der Euro-Zone

Der Markt scheint, gemessen am Anleihemarkt für Breakevens, Preisstabilität für Deutschland zu erwarten: eine Inflationsrate von 1% für die kommenden 5 Jahre.

Die Breakevens, welche als Ausmass für Inflationserwartungen gelten, reflektieren den Unterschied zwischen der Rendite der Staatsanleihen mit 5 Jahren Laufzeit minus die Rendite der inflationsgeschützten Staatsanleihen mit derselben Laufzeit.

Es handelt sich dabei nicht um ein perfektes Mass auf irgendeine Weise, da die Fragen von Risikoprämie und Liquidität nicht berücksichtigt werden. Und ausserdem ist, was Bond-Investoren erwarten, nicht unbedingt sinnvoll sein müssen. Dennoch geben die Breakevens einen schnellen Einblick in das Thema und können dazu beitragen, darüber nachzudenken, wo wir stehen.

Paul Krugman vertritt vor diesem Hintergrund in seinem Blog gestützt auf den aktuellen Wert der Breakevens die Ansicht, dass es ein katastrophales Zeichen für den Euro ist.
Warum?


Deutschland, Inflationserwartungen anhand von Breakeven (5 Jahre), Graph: Bloomberg

Operation Twist und Auswirkungen

Die US-Notenbank hat am Mittwoch angekündigt, kurzfristige Staatsanleihen zu verkaufen, um mit dem Erlös langfristige Staatsanleihen zu kaufen.

Der Ansatz wird in Anlehnung an einen Plan, der von der Fed unter Kennedy-Regierung im Jahr 1961 umgesetzt und nach einem damals populären Tanz der Zeit genannt wurde, als „Operation Twist“ bezeichnet. Die Idee war, dass das US-Finanzministerium seine kurzfristige Papiere durch langfristige Papiere ersetzt und die Fed gleichzeitig Papiere mit kurzer Frist verkauft, und Papiere mit langer Frist kauft.

Manche frühere Studien (z.B. Modigliani und Sutch, 1966) kommen zum Schluss, dass die Massnahme „Operation Twist“ nicht furchtbar erfolgreich gewesen ist. Allerdingt legt eine neue Forschungsarbeit (Eric Swanson, Fed San Francisco) nahe, dass „Operation Twist“, was das Ziel der Senkung der langfristigen Renditen betrifft, doch erfolgreich gewesen ist, bemerkt James Hamilton in seinem Blog.

Die Fed versucht heute, etwas Ähnliches zu erreichen, mit der Absicht, im Laufe der nächsten 9 Monaten mit ca. 400 Mrd. $ Staatsanleihen (Laufzeit zwischen 3 Monaten und 3 Jahren) zu verkaufen, um Staatsanleihen (Laufzeit 6+ Jahren) zu kaufen, erklärt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor.


Horizontale Achse: Laufzeit der Staatsanleihen (in Wochen). Vertikale Achse: vorhergesagte Änderung der Rendite der Staatsanleihen (in %) als Ergebnis von Operation Twist, Graph: James Hamilton und Cynthia Wu 

Sonntag, 25. September 2011

Fall Irland und Keynesianismus

Tyler Cowen schreibt in seinem Blog, dass der Fall Irland belege, dass die keynesianische Story falsch sei. Die fiskalischen Massnahmen (austerity policy) hätten die irische Wirtschaft nicht nur nicht abgewürgt, sondern stärker gemacht, behauptet der an der George Mason University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Die rigorosen Sparmassnahmen drückten zwar die irische Wirtschaft zuerst nieder, aber sie liessen die Wirtschaft schliesslich stärker aufsteigen als erwartet, so Cowen. Hat er Recht? Brad DeLong ist damit nicht einverstanden. Der an der University of California, Berkeley unterrichtende Wirtschaftsprofessor bemerkt in seinem Blog, dass „ein Teil der „Keynesian Story“ ist, dass es in der Wirtschaft die Vollbeschäftigung ausgleichende Kräfte gibt, die aber schwach sind, und sich nicht manifestieren, wenn man der Wirtschaft mit einem Hammer auf den Kopf haut“.


Arbeitslosigkeit in Irland, Graph: Prof. Brad DeLong

Wende im Inflationsdiskurs?

Es waren von Anfang an Mainstream-Ökonomen, die seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor einer galoppierenden Inflation warnen. Ökonomen mit Weitsicht, wie Paul Krugman, Mark Thoma und Brad DeLong haben sich hingegen an das Lehrbuch Makroökonomie gehalten und anhand von Modellen überzeugend dargelegt, dass die Inflation keine Gefahr darstellt, weil, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, die Zinsen nicht durch die Decke schiessen müssen. Und die Erhöhung der Staatsausgaben (defict spending) würde die privaten Investitionen nicht verdrängen (kein crowding-out).

Die angebotsseitig orientierten Ökonomen schicken sich nun allem Anschein nach an, zu bekunden, dass sie über die Inflation nicht besorgt sind. Greg Mankiw schreibt in seinem Blog, dass mehrere Leute ihn gefragt hätten, ob die aggressiven Versuche der Fed, um die Wirtschaft anzukurbeln, zu einer galoppierenden Inflation führen werde, während das Wirtschaftswachstum schwach verlaufe. Es sei möglich, dass das mit der Zeit eintreten könne. Aber er sehe nicht, dass das gerade jetzt geschehe, hebt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.


Billion Price Index, Graph: The Billion Prices Project at MIT

Samstag, 24. September 2011

Niedrig-Inflationsfalle

(leicht wonkish)

Paul Krugman macht in seinem Blog auf die neue Sorge aufmerksam: die Niedrig-Inflationsfalle (low-inflation trap). In der Regel ist man als Ökonom um die Deflationsfalle besorgt, die folgt, wenn die Wirtschaft anhaltend depressiv verläuft, weil die Preise fallen, während die Zinsen nahe Null verbleiben.

Wenn deflationäre Erwartungen greifen, fangen die Realzinsen an, zu steigen, auch wenn die Nominalzinsen auf Null wie vernagelt bleiben. Und der Anstieg der Realzinsen lässt die Wirtschaft depressiv bestehen, erklärt Krugman. Japan steckt seit einer langen Zeit in dieser Falle.

Was Krugman vorschwebt, ist, dass wir nicht den ganzen Weg einer effektiven Deflation durch müssen, um so etwas wie japanische Erfahrung zu erleben. Der entscheidende Punkt ist,  dass die langfristigen Zinsen, auf die es ja ankommt, was die Ausgaben betrifft, möglicherweise über Null effektiv umgrenzt sind.

US-Bankpleiten: FDIC schliesst zwei weitere Banken

Die FDIC (Einlagensicherungsbehörde) hat am Freitag laut Washington Post zwei Banken in Virginia und California geschlossen. Damit ist die Anzahl der Banken, die im Jahre 2011 verstaatlicht wurden, auf 73 gestiegen, nachdem im Vorjahr insgesamt 157 Banken gescheitert sind. Das Tempo der Bankschliessungen hat sich verlangsamt. Zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr waren 127 Bankenpleiten gezählt.

Die verstaatlichten zwei Banken verfügen über ein Anlagevermögen von insgesamt 1‘273,9 Mio. $ und Einlagen von 1‘145,9 Mio $. Die Kosten der geschlossenen Banken betragen für die öffentliche Hand  305,5 Mio. $.

Bankpleiten:
2011: 73
2010: 157
2009: 140
2008: 25
2007: 3

Bösewichte hinter dem Euro-Fiasko

Es ist in der Tat ein Armutszeugnis, dass die Euro-Zone seit mehr als drei Jahren leidet, ohne dass die europäischen Entscheidungsträger einen konstruktiven Ansatz zur Lösung der Probleme bieten. Wie kann die Eurozone mit einem BIP von rund 9‘500 Mrd. Euro so tief sinken? Wie konnte es aber so weit kommen?

Paul Krugman macht sich in seinem Blog Gedanken darüber. Der derzeitige Zustand ist auf unklare Denkweise und schlechte Wirtschaftspolitik durch viele Spieler zurückzuführen. Selten haben so viele im Verlauf der menschlichen Ereignisse so hart gearbeitet, um so viel Schaden anzurichten, beschreibt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises.

Der an der Princeton University lehrende Wirtschaftprofessor identifiziert insbesondere die folgenden Spieler, die dem Pain Caucus völlig falsche intellektuelle Glaubwürdigkeit verliehen haben:

(1) OECD hat vor einem Jahr rigorose Sparmassnahmen (fiscal austerity) und einen starken Anstieg der Zinsen gefordert. Warum? Na, ja. Vor kurzem hat die OECD Grossbritannien unter die Lupe genommen und ist zum Schluss gekommen, dass die Inflation wahrscheinlich sinkt, die Arbeitslosigkeit steigt und London daher mit Sparmassnahmen fortfahren und die Zinsen anheben soll. Auf welchem Planeten leben wir eigentlich?, bemerkt Krugman dazu.

Gesellschaftsvertrag und die Reichen

Präsident Obama hat diese Woche gesagt, was auf der Hand liegt: wohlhabende Amerikaner, von denen viele erstaunlich wenige Steuern zahlen, sollen einen Teil der Kosten für die Senkung des langfristigen Haushaltsdefizits tragen.

Die Republikaner wie Paul Ryan, Mitglied des US-Repräsentantenhauses haben jedoch darauf mit dem „Klassenkampf“ (class warfare) Geschrei reagiert, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („The Social Contract“) in NYT.

Es stimmt natürlich nicht, was Ryan erzählt. Im Gegenteil: es sind Menschen wie Mr. Ryan, die die sehr reichen von der Last der nachhaltigen Stabilisierung der Finanzen befreien wollen. Gerade sie führen den Klassenkampf, beschreibt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises.

Als Hintergrund hilft es, zu wissen, was mit dem Einkommen in den vergangenen drei Jahrzehnten geschehen ist. Detaillierte Schätzungen des CBO (Congressional Budget Office) zeigen, dass zwischen 1979 und 2005 das um die Inflation bereinigte Einkommen der Familien in der Mitte der Einkommensverteilung um 21% gestiegen ist. Das ist zwar Wachstum, aber langsam, erklärt Krugman, v.a. im Vergleich mit dem 100-prozentigen Anstieg des Median-Einkommens über eine Generation nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.


Cartoon: Jeff Parker in Florida Today

Freitag, 23. September 2011

Ursachen der Euro-Krise

Kash Mansori denkt in seinem Blog über die Ursachen der Schuldenkrise in der Eurozone nach und liefert hervorragende Befunde.

Insbesondere die deutschen Hardliner und Moralapostel werden es schwer haben, die Fakten, die Mansori dokumentiert, anzuerkennen. Denn die finanzpolitische Verantwortungslosigkeit hat mit der Eurokrise nichts zu tun. Es waren Kapitalzuflüsse, wie Paul Krugman in seinem Blog mit einem Lob an Mansoris Arbeit kurz zusammenfasst.

Das Hauptargument lautet, dass die Länder innerhalb der Euro-Zone über keine politischen Instrumente verfügt haben, mit denen sie ihre Zahlungsbilanz hätten managen können, sodass es keine Rede von einer fiskalpolitischen Sünde sein kann.


Euro-Zone Länder: Haushaltssaldo und Leistungsbilanz, Graph: Kash Mansori

Schweiz: Wachstum kommt zum Stillstand

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) geht davon aus, dass das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte zum Stillstand kommt. Lediglich aufgrund der guten Entwicklung im ersten Halbjahr ist für 2011 mit einem BIP-Zuwachs von 1,5% bis 2% zu rechnen. Ohne die stabilisierende Wirkung des Mindestkurses bestünde erhebliche Rezessionsgefahr, teilt die SNB mit.

Das BIP lag im zweiten Quartal etwa bei seinem Potenzial. Je nach Schätzmethode betrug die Produktionslücke (output gap) -0,5% (Produktionsfuntionsansatz), 0,3% (Hodrick-Prescott-Filter) oder 0,4% (multivariater Filter).


Schweiz Produktionslücke (output gap), Graph: SNB Quartalsheft III, September 23, 2011

Renditen im Bann der Wirtschaftsmodelle

Die Rendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit ist gestern auf 1,77% gefallen. Im Verlauf des Handels wurde mit 1,7519% sogar der tiefste Wert seit Anfang 1953 verbucht.

Zur Erinnerung: Es fand  im Jahr 2009 eine grosse Debatte über die Entwicklung der Zinsen statt. Paul Krugman vertrat die Ansicht, dass die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt und die Zinsen niedrig verlaufen würden, solange die Wirtschaft depressiv bleibt.

Das WSJ (v.a. Leitartikel) und Niall Ferguson hingegen stellten die Behauptung auf, dass die Zinsen wegen der Kreditaufnahme der öffentlichen Hand durch die Decke schiessen würden. Die Bond-Vigilantes würden für einen massiven Anstieg der Zinsen sorgen.
Wie sieht es nun aus?

Es geht nicht um „ich hatte es gesagt“, sondern um unterschiedliche Wirtschaftsmodelle, und unterschiedliche Visionen darüber, wie die Wirtschaft funktioniert.


US-Staatsanleihen (10 Jahre) Rendite, Graph: Bloomberg

Israel: Wirtschaftsprognosen für 2011 und 2012

Das Research Department der Bank of Israel (BoI) hat heute die Prognosen für die makroökonomische Entwicklung veröffentlicht.

Inflation: 2,3% (für die nächsten vier Quartale)

Leitzins: 3,0% (für die nächsten 12 Monate)

Wirtschaftswachstum (BIP): 4,7% (2011) und 3,2% (2012)

Die Unsicherheit über die Fortsetzung der Erholung der Weltwirtschaft hat sich jedoch seit der Erstellung der bisherigen Prognose am Ende Juli deutlich erhöht.


Israel Inflationsprognose, Graph: Bank of Israel

Donnerstag, 22. September 2011

Interview: Prof. Michael Spence, New York University

Michael Spence, a Nobel laureate in economics, is Professor of Economics at New York University’s Stern School of Business

The shortfall in demand dampens growth and employment. What is worst? Budget deficit or growth deficit?

They are both serious and they are related. Growth is the best way to lower the medium and long term deficits (which is the present challenge in the US) combined of course with growth promoting reforms and investments and a degree of fiscal restraint.

What is the government supposed to do, if the Fed can only “twist” around the yield curve?

The Fed and ECB are important. This latest effort may help. But in America and Europe the central banks cannot establish fiscal balance, reform labor markets, upgrade education and training systems, reform tax systems etc. So they have limited powers and they need help from governments.

What the F-Fed!

An den Aktienmärkten gibt es keine Garantie, sondern viele Variablen.

Es sind nicht die aktuellen geldpolitischen Massnahmen („Operation Twist“), die die Fed gestern angekündigt hat, die einen regelrechten Preisabsturz an den Aktienmärkten ausgelöst haben, sondern der eine Satz im Statement der Fed, dass die US-Notenbank „wesentliche Abwärtsrisiken im konjunkturellen Ausblick“ sieht.

Kanzlerin Angela Merkel hat heute mit Papst Benedikt über die Finanzkrise gesprochen. Ist die Euro-Zone in einem schlechteren Zustand als Griechenland?


CDS-Prämien für deutsche Bundesanleihen, Graph: Bloomberg

Fed beginnt mit Operation Twist

Die Fed hat nun angekündigt, wie erwartet, Staatsanleihen mit einer Laufzeit von bis zu 3 Jahren im Volumen von 400 Mrd. $ zu verkaufen (bis Mitte 2012) und im Gegenzug Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 6 bis 30 Jahren im gleichen Betrag zu kaufen.

Der Beschluss der US-Notenbank, ihr Portfolio umzuschichten, wird in den Medien in Anlehnung an die Initiative der Kennedy-Regierung im Jahre 1961 Operation Twist genannt.

Das Ziel von Operation Twist ist, durch die Senkung der langfristigen Zinssätzen die Kreditbedingungen zu lockern.

Die Fed hat ferner betont, besonders den Hypothekenmarkt zu stützen. Die Rückzahlungen der fällig werdenden Papiere der staatlich geförderten Hypothekenfinanzierer wie Fannie Mae und Freddie Mac werden wieder in Hypothekenpapiere investiert.

Da die US-Notenbank zugleich von „wesentlichen Abwärtsrisiken beim Wirtschaftsausblick“ gewarnt hat, hat der Aktienmarkt mit starken Kursabschlägen reagiert.


Operation Twist und Ertragskurve (schematisch), Graph: Kash Mansori

Mittwoch, 21. September 2011

Schweizer Franken: Heraufsetzung der Untergrenze?

Der Schweizer Franken hat heute morgen gegenüber dem Euro um knapp 1% nachgelassen. Die Gemeinschaftswährung ist auf 1,2336 Franken geklettert.

Hintergrund sind Gerüchte, die bereits gestern die Runde machten, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Untergrenze für den EUR/CHF von bisher 1,2000 neu auf 1,2500 hochstellen werde. Im asiatischen Handel war heute früh die Rede von einem Kurs über 1,2300 Franken pro Euro.

Da die jüngsten Konjunkturdaten auf eine Rückkehr der Rezession in den USA und im Euroland hindeuten, wie Nouriel Roubini in einem Kommentar („How to Prevent a Depression“) in Project Syndicate beschreibt, ist es nicht absurd, anzunehmen, dass die SNB eine Heraufsetzung der Untergrenze gerade jetzt in Erwägung zieht, zumal Philipp Hildebrand, SNB-Präsident am 6. September in seiner kurzen Ansprache mit Nachdruck unterstrichen hat, dass der Schweizer Franken auch bei 1,20 pro Euro hoch bewertet ist.



EUR/CHF Wechselkurs (Tagesverlauf), Graph: finance.yahoo.com

Länder-Rating und CDS-Prämien

Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat gestern die Bonitätsnote Italiens um eine Stufe gesenkt: von „A+“ auf „A“.  Der Ausblick ist negativ. Begründung: Die Reformbemühungen Roms reichen nicht aus. Die CDS-Prämien (Credit Default Swaps) für Italiens Staatsanleihen sind um 24 Basispunkte auf 512 Basispunkte gestiegen.

Die Ratingagentur hat am selben Tag das Länder-Rating der Türkei in lokaler Währung heraufgestuft: „BBB-„. Die Türkei bekommt nun erstmals in ihrer Geschichte ein Investment Grade Rating. Die CDS-Prämien haben sich auf um 3 Basispunkte auf 257 Basispunkte verbilligt.


Italien CDS-Prämien (512 Basispunkte) für Staatsanleihen, Graph: Bloomberg

Wie die Politik die Krise erschwert

Paul Krugman befasst sich in seinem Blog (mit dem Hinweis auf einen aktuellen Artikel („Doom! Our economic nightmare is just beginning“) von John Judis) mit der Frage, wie die Politik in der ganzen fortgeschrittenen Welt die Krise verschlimmert und wie die Dinge im Hinblick auf die Zukunft noch schlechter werden.

Judis bietet eine historische Tiefe im Vergleich mit den 1930er Jahren.

Krugman nimmt als Ausgangspunkt die berühmte These von Fukuyama, dass die liberale Demokratie (d.h. Marktwirtschaft + demokratische Institutionen) sich im Endzustand befinde, einem endgültigen Ruhepunkt für staatliche Organisation.

Er habe immer seine Zweifel an dieser These („The End of History“) gehabt, v.a. dank den 1930er Jahren, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises dar. „Was wir damals gesehen hatten, war, dass eine schwere Wirtschaftskrise die liberale Demokratie aufs Spiel setzen kann. Und es war ein knappes Ding: etwas bessere strategische Entscheidungen der bösen Kerle hätte Totalitarismus in den Endzustand bringen können, nicht die Demokratie“, erklärt Krugman.

Marktversagen versus Fiskaldisziplin

Die Eurokrise ist nicht eine Staatsschuldenkrise, sondern eine Folge der Finanzkrise, eine Folge der Rettungskosten der Banken. Das Research Team von Morgan Stanley liefert eine anschauliche Abbildung zum Verlauf der Staatsschulden der EU-Länder im Vergleich zum BIP.

Spanien und Irland hatten am Vorabend der Krise wenigere Staatsverschuldung als Deutschland. Auch Portugal hatte relativ geringe Schulden. Spanien und Irland hatten sogar einen Haushaltsüberschuss.

Es war nicht die öffentliche Hand, die über Gebühr Geld ausgegeben hat, sondern der private Sektor, nämlich die Banken, die das ihnen anvertrauete Geld mit übermässigem Leverage verlocht haben. Weil u.a. das Bankensystem deutlich unterreguliert war.


Verschuldungsniveau, Schulden im Vergleich zum BIP, Graph: Morgan Stanley Research

Dienstag, 20. September 2011

Es gibt Schlimmeres als Inflation

Tim Duy befasst sich in seinem Blog mit dem kürzlich in NYT veröffentlichten Artikel („A little inflation can be a dangerous thing“) des ehem. Fed-Präsidenten (von 1979 bis 1987) Paul Volcker.

„Volcker holt das Gespenst der 1970er Jahre zurück, um diejenigen, die nahelegen, dass es einen Spielraum für eine höhere Inflationsrate gibt, zu schmähen und bekundet besondere Verachtung für den offensichtlich heimtückischen Präsidenten der Chicago Federal Reserve, Charles Evans“, bemerkt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

„Wir beginnen jetzt, Murren über die mögliche belebende Wirkung einer nur wenigen Inflation zu hören. Vielleicht 4 oder 5% Inflation pro Jahr wäre genau das Richtige, um mit dem Überhang der Schulden umzugehen und um die „animal spirits“ in der Wirtschaft anzukurbeln, oder so ähnlich lautet das Argument“, schreibt Volcker. Es sei noch nicht ein voller Kehle-Chor. Aber es sei bemerkenswert, dass mindestens ein Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Fed sich von der Preisstabilität verabschiede, fügt er hinzu.


US BIP (real) im Vergleich: 1970er Jahre versus 2000er Jahre, Graph: Prof. Tim Duy

Standard & Poor’s erhöht das Länderrating der Türkei auf BBB-

Die Rating Agentur Standard & Poor’s hat heute Nachmittag angekündigt, das Länderrating der Türkei in lokaler Währung auf „BBB-/A-3“ von bisher „BB+/B“ erhöht zu haben.

Die Türkei bekommt damit erstmals Investmentgrade Rating.

S&P hat zugleich „national scale rating“ der Türkei bekräftigt. Das Rating der Türkei in fremder Währung wurde mit „BB/B“ bestätigt.
Das recovery rating der Türkei bleibt bei „3“ und ihre transfer and convertibility assessment (T&C) bei „BBB-„.

Der Ausblick ist laut S&P sowohl in lokaler als auch in ausländischer Währung positiv.


Türkei Inflation und Inflationserwartungen, Graph: Investor Relations Office

Central Banking im Sog der Finanzkrise

Im Sog der weltweiten Finanzkrise zeichnet sich ein Konsens ab, dass die Rahmenbedingungen, die dem Wesen der modernen Zentralbank zugrunde liegen, was als „flexible inflation targeting“ bekannt ist, neu überdacht werden müssen, schreiben Barry Eichengreen, Eswar Prasad und Raghuram Rajan in einem lesenswerten Essay („Rethinking central banking“) in voxeu.

Ein geldpolitischer Handlungsrahmen mit Fokus auf die Preisstabilität und das Wirtschaftswachstum hat auch auf die finanzielle Stabilität Auswirkungen, durch die Effekte auf die Bewertung von Vermögenswerten, Rohstoffpreisen, Kredit, Leverage, Kapitalströmen und Wechselkursen.

Die Geldpolitik eines Landes kann auf andere Länder übergreifen, v.a., wenn die Zentralbanken widersprüchlichen Rahmenkonzepten folgen, während grenzüberschreitende Kapitalzuflüsse als Übertragungskanal dienen.

Montag, 19. September 2011

Warum die Wirtschaft der Liquiditätsfalle nicht entkommt

Paul Krugman kann es nicht fassen, dass das Faktum, dass die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, geleugnet wird, wie er in seinem Blog in NYT zum Ausdruck bringt.

Das Kennzeichen einer solchen Falle ist, dass die Menschen das Geld nicht um des Moneyness willen, sondern einfach als Wertaufbewahrungsmittel halten und die herkömmliche Geldpolitik keine Wirkung entfaltet, was einschliesst, dass das Geld für non-money Vermögenswerte wie US-Treasury Bills getauscht wird. Die Geldpolitik zeigt keine Wirkung, weil der eine Vermögenswert mit Null-Zinsen mit dem anderen getauscht wird, hält Krugman noch einmal mit Nachdruck fest.

Als Bestätigung deutet Krugman auf einen aktuellen Bericht von LA Times hin: Bankeinlagen legen kräftig zu. Die Menschen halten im Grunde genommen monetäre Vermögenswerte einfach als einen sicheren Ort, um ihr Vermögen dort zu parken und die Banken haben keine Lust, diese Gelder arbeiten zu lassen.


Umlaufsgeschwindigkeit der Geldmenge M2, Graph: Prof. Paul Krugman