Mittwoch, 28. September 2011

Europäische Banken und US-Dollar

Die europäischen Banken befinden sich allem Anschein nach in Not, um sich mit US-Dollar zu refinanzieren. Darum springt die Fed in die Bresche, und stellt für die EZB Kreditlinien bereit. Die Banken in Europa halten bekanntlich Staatsanleihen aus der EU-Peripherie. Es handelt sich dabei um notleidende Papiere aus z.B. Griechenland und Portugal. Es mag daher sein, dass die europäischen Banken einen kurzfristigen Finanzierungsbedarf in Euro haben, wofür aber die EZB zuständig wäre. Was hat das Ganze also mit US-Dollar zu tun?

David Andolfatto sucht in seinem Blog nach Antworten. Offenbar tätigen die europäischen Banken nicht nur Investitionen in Europa. Sie verleihen Darlehen an Unternehmen, die in den USA operieren. Woher sollen die Banken aber die Gelder dafür bekommen? Eine grosse Finanzierungsquelle sind die US MMMFs (money market mutual funds), welche Kredite an die Filialen der ausländischen Banken gewähren, die in den USA domiziliert sind. All dies wird mit dem US-International Banking Act geregelt.

Wenn die Dinge am Finanzmarkt beginnen, beängstigend auszusehen, dann steigt der Stress am Kreditmarkt. Und es sieht derzeit so aus, als ob die US MMMF Industrie von Europa in Angst weglaufen würde, legt Andolfatto dar. Der an der Simon Fraser University lehrende Wirtschaftsprofessor deutet in diesem Zusammenhang auf eine Studie von ICI (Investment Company Institute), welches als „das öffentliche Gesicht der US-MMMF-Industrie“ betrachtet wird, hin.

„Die unmittelbare Exposion sowohl zu den öffentlichen als auch den privaten Emittenten in den europäischen „peripheren“ Ländern ist praktisch gleich Null. Seit Juni haben die US Money Market Funds fast alle Bestände an italienischen und spanischen Staats- und Unternehmensanleihen, einschliesslich Bank-Wertpapiere eliminiert.

Die US Money Market Funds haben die Laufzeit ihrer Bestände in Banken im Kern Europa (Frankreich, Deutschland, Grossbritannien und anderen Ländern) reduziert. Laut JP Morgan werden 60% der Bestände der US Prime Money Market Funds in französischen Banken in 30 oder weniger Tagen auslaufen, im Vergleich zu 28% der Bestände per Ende Juni. Kürzere Laufzeiten bieten Flexibilität und verringern die Auswirkungen von möglichen Herabstufungen.
Gemäss Daten von Crane beläuft sich die Laufzeit von 69% der Bestände der Funds in deutschen Banken  und 67% der Bestände in britischen Banken auf 30 oder weniger Tage“.

Die MMMFs kürzen also die Laufzeitstruktur ihrer Kreditvergabe an die europäischen Banken und erhöhen die Zinssätze, was zu einem „rollover freeze“ für die europäischen Banken führt, wo die kurzfristige Refinanzierung zusammenbricht, erklärt Andolfatto. Das ist Europas „Lehman Moment“.

Wie reagiert die Fed darauf? Die Fed hat ihre temporäre Swap-Fazilitäten (swap lines) mit der EZB wieder aktiviert. Es gibt aber Argumente, die lauten, dass die Fed Geld druckt und es nach Europa schickt. Oder Argumente, die behaupten, dass die EZB Geld druckt und die Euros in die USA schickt. Stimmt es? Nein. Es handelt sich bei Swap Lines nicht um ein Geschenk, sondern um ein Swap Geschäft. Das heisst, dass „grüne Geldscheine“ gegen „blaue Geldscheine“ getauscht werden, legt der in der Research Division der Federal Reserve Bank of St. Louis beschäftigte Ökonom dar.

Die Dollar, die die Fed durch die Swap Lines an die EZB verleiht, sind ausserdem mit Kollateral besichert und gegen Wechselkursverlust gehedgt. Im Wesentlichen kann man aber argumentieren, dass die EZB damit die europäischen Banken subventioniert.

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