Donnerstag, 2. Juni 2011

Der geldpolitische Fehler von 1937

Gauti Eggertsson, Fed New York befasst sich in einer lesenswerten Forschungsarbeit („Commodity Prices and the Mistake of 1937“) mit dem monetären und fiskalischen Fehler von 1937 und bringt damit seine Besorgnisse um eine Wiederholung der in der Vergangenheit gemachten Fehler zum Ausdruck.

Im Jahre 1937, am Vorabend eines wichtigen wirtschaftspolitischen Fehlers war das Umfeld der Wirtschaft überraschend ähnlich wie mit dem von heute, unterstreicht der Makroökonom. Er fasst die wirtschaftlichen Bedingungen wie folgt zusammen: (1) Anzeichen deuteten darauf hin, dass die Rezession endlich vorbei ist, (2) die kurzfristigen Zinsen waren seit Jahren nahe Null und sie dürften jetzt voraussichtlich ansteigen, (3) einige waren über eine übermässige Inflation besorgt, (4) Inflationssorgen waren zum Teil von einer grossen Expansion der monetären Basis in den vergangenen Jahren und durch die überschüssigen Reserven der Banken angetrieben, und (5) darüber  hinaus waren einige besorgt, dass der starke Anstieg der Rohstoffpreise eine Inflationsspirale auslösen würde.


Rohstoffpreise während des Fehlers von 1937, Graph: Gauti Eggertsson, Federal Reserve Bank of New York (FRBNY).

Diese Zusammenfassung beschreibt zwar vertretbarerweise die aktuellen Trends, aber sie ist einer Darstellung der wirtschaftlichen Bedingungen aus einem Artikel entnommen worden, die von Eggertsson und Benjamin Pugsley gemeinsam verfasst wurde: „The Mistakes of 1937: A General Equilibrium Analysis“.

Was die Autoren „den Fehler von 1937“ nennen, ist, in groben Zügen, eine Entscheidung der Fed und der Regierung, eine Reihe von Massnahmen zu ergreifen, die die Erholung der Wirtschaft von 1933-37 gedrosselt und die Rezession von 1937-38, eine der schlimmsten der Geschichte hervorgebracht hat. Was besonders bemerkenswert ist, dass die Inflationsängste, die den Fehler von 1937 ausgelöst haben, durch den starken Anstieg der Rohstoffpreise angetrieben waren. Diese Umstände laden zu einem direkten Vergleich mit denen der heutigen Zeit ein, wenn ein beträchtlicher Anstieg der Rohstoffpreise Inflationsängste schüren und einige Kommentatoren veranlassen, eine Erhöhung der Leitzinsen (Fed Funds Rate) zu fordern, legt Eggertsson dar.


US Verbraucherpreisindex (CPI), Graph: Gauti Eggertsson, Federal Reserve Bank of New York (FRBNY).

Eggertssons Fazit ist ein wenig optimistischer als meines, bemerkt Mark Thoma in seinem Blog dazu, indem er auf John Taylor verweist, der in seinem Blog für eine sofortige Zinserhöhung und kontraktive Fiskalpolitik plädiert. Es ist unter dem Strich unwahrscheinlich, dass ein moderner Ökonom zurück versetzt in die Zeit von 1937 die Geldpolitik präventiv in dem Ausmass straffen würde, wie die Entscheidungsträger von damals, hält Thoma bedauernd fest.

Auch Paul Krugman stimmt in seinem Blog Eggertsson zu, dass der geld- und fiskalpolitische Fehler von 1937 die Great Depression in Abwärtsrichtung geleitet hat. Die zugrundelegende Situation weist eine deutliche Ähnlichkeit mit den gegenwärtigen Gegebenheiten auf, hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises hervor.

Wo Krugman sich von Eggertsson unterscheidet, ist Eggertssons Beteuerung, dass moderne Ökonomen dengleichen Fehler nicht machen würden. „Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der New York Fed nicht, aber die EZB und das EZB-Direktorium, die unter grossem politischen Druck stehen, die Zinsen zu erhöhen, wahrscheinlich schon“, legt Krugman dar.

„Wir haben in den letzten 74 Jahren viel weniger gelernt als Sie sich vorstellen“, fasst Krugman zusammen, und verweist auf Lorenzo Bini Smaghi, Mitglied des Direktoriums der EZB der darauf beharrt, den Fehler von 1937 zu wiederholen.

1 Kommentar:

Techniknörgler hat gesagt…

Wenn nach 7 Jahren Defizitspending die Wirtschaft immer noch nicht wieder auf die Beine kommt und jeder Versuch vom Deficit Spending weg zu kommen immer(!) ein Schritt in die falsche Richtung ist, dann handelt es sich nicht mehr um eine Medizin, sondern eine Droge für die Wirtschaft.