Montag, 13. Juni 2011

Paul Krugman erklärt, wie Medicare Kosten senkt

Gelegentlich kommt ein Politiker mit einer Idee, die so schlecht, so verbohrt ist, dass man dafür fast dankbar ist. Wirklich schlechte Ideen können helfen, zu veranschaulichen, in wieweit der politische Diskurs entgleist ist, beschreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („Medicare Saves Money“) in NYT.

Und so war es mit Senator Joseph Liebermans vergangene Woche unterbreiteten Vorschlag, die Altersberechtigung für Medicare (der staatliche Gesundheitsdienst für Rentner) von 65 auf 67 zu erhöhen. Lieberman beschreibt seinen Vorschlag als eine Möglichkeit, in Sachen Medicare zu sparen. Das stimmt nicht, hält Krugman fest. Die Menschen aus Medicare herauszuschmeissen, vielen Amerikanern die nötige Pflege beraubend, würde mit Sicherheit die gesamten Kosten im Gesundheitswesen erhöhen, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises dar.

Die Idee von Medicare als kostensparendes Programm ist schwer zu fassen. Immerhin: Sind die Ausgaben für Medicare im Laufe der Zeit nicht gestiegen? Ja, die Kosten sind gestiegen: von 1969 bis 2009 sind die Ausgaben für Medicare, um die Inflation bereinigt, um mehr als 400% gestiegen.

Aber die inflatiosbereinigten Prämien für die private Krankenversicherung sind im gleichen Zeitraum um mehr als 700% geklettert. Während es stimmt, dass Medicare eine schwache Arbeit leistet, die Kosten zu kontrollieren, handelt der private Sektor noch schlimmer. Wo ist also der Gewinn, wenn man die Senioren aus einem zugegebenermassen teuren System (Medicare) in eine noch teuere private Krankenversicherung schickt?

Es kommt noch schlimmer. Nicht jeder 65 oder 66jährige wäre in der Lage, sich privat abzudecken. In der Tat wären sie nicht versichert. Was sollen also diese Senioren tun?

Nun, wie die Gesundheitsökonomen Austin Frakt und Aaron Carroll dokumentieren, schieben Amerikaner jetzt in ihren frühen 60er Jahren ohne Krankenversicherung die benötigte Pflege routinemässig auf, um ein Empfänger von einem teuer gewordenen Medicare zu werden, sobald sie 65 erreichen. Dieses Modell wäre noch strenger und zerstörerischer, wenn Medicare-Berechtigung aufgeschoben werden sollte. Frakt und Carroll legen nahe, dass die Medicare-Ausgaben unter Liebermans Vorschlag in der Tat nach oben, nicht nach unten gehen würden.

„Nun sollte nichts davon, was ich gesagt habe, als Grund zur Selbstzufriedenheit über die steigenden Kosten im Gesundheitswesen genommen werden“, hebt Krugman hervor. Der Punkt ist, dass die Privatisierung der Krankenversicherung für Senioren, was Lieberman eigentlich vorschwebt, und die Essenz des GOP-Plans ist, mehr schadet als hilft, die Kosten im Gesundheitswesen zu kontrollieren. „Wenn wir wirklich die Kosten drucken wollen, sollten wird versuchen, ein Medicare-ähnliches Programm für so viele Amerikaner wie möglich, zu bieten“, fasst Krugman zusammen.

Keine Kommentare: