Sonntag, 19. Juni 2011

QE3: Milton Friedman wäre für Quantitative Easing

Brad DeLong debattiert mit Jim Grant über die Frage, ob die Fed eine weitere QE-Runde starten soll oder nicht. „Wir haben so etwas, sogar noch schlimmeres zuvor zweimal gesehen: Die Weltwirtschaftskrise (the Great Depression) und das verlorene Jahrzehnt Japans“, schreibt DeLong in seinem Blog.

Der Vertrauensverlust in die Zahlungsfähigkeit der Finanzinstitute induziert das Horten von Bargeld als Teil der Safe-Asset-Tranche von Portfolios, erklärt der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor. Das Bargeld verschwindet in der Wirtschaft. Die Ausgaben werden gesenkt. Die Arbeitslosigkeit steigt. Expansive Geldpolitik ist daher selbst bei Null Zinsen zu empfehlen: via Quantitative Easing (QE: mengenmässige Lockerung der Geldpolitik), wie Milton Friedman im Fall der Grossen Depression und für Japan empfohlen hat, hebt der ehemalige Staatssekretär im amerikanischen Finanzministerium hervor.

In einer solchen Situation helfen herkömmliche Offenmarkt-Geschäfte nicht, die Wirtschaft anzukurbeln: die erhöhte Geldmenge fliesst direkt in die gehortete Safe-Asset-Tranche über. „Was wir brauchen, sind zwei Dinge: (1) Fiskalpolitik, und (2) Geldpolitik via QE“, so DeLong.

„Das ist, was Friedman empfehlen würde, wenn er heute unter uns wäre: eine weitere Runde der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik, bis wir die Kassabestände der Transaktionen in der Wirtschaft und den Fluss der Ausgaben wieder auf normale Niveaus bringen“, argumentiert DeLong.

Auch David Beckworth schaltet sich in die Debatte ein: Hat Milton Friedman tatsächlich zu aufeinander folgenden Runden der QE geraten, bis die nominalen Ausgaben wieder auf ein normales Niveau kommen?, will Beckworth in seinem Blog wissen. Der an der Texas University, San Marcos lehrende Wirtschaftsprofessor zitiert einen Auszug aus einer Rede Friedmans aus dem Jahr 2000 im Rahmen einer Q&A bei der Bank of Canada:

“David Laidler: Many commentators are claiming that, in Japan, with short interest rates essentially at zero,  monetary policy is as expansionary as it can get, but has had no stimulative effect on the economy. Do you have a view on this issue?
Milton Friedman: Yes, indeed. As far as Japan is concerned, the situation is very clear. And it’s a good example. I’m glad you brought it up, because it shows how unreliable interest rates can be as an indicator of appropriate monetary policy.
During the 1970s, you had the bubble period. Monetary growth was very high. There was a so-called speculative bubble in the stock market. In 1989, the Bank of Japan stepped on the brakes very hard and brought money supply down to negative rates for a while. The stock market broke. The economy went into a recession, and it’s been in a state of quasi recession ever since. Monetary growth has been too low. Now, the Bank of Japan’s argument is, “Oh well, we’ve got the interest rate down to zero; what more can we do?”
It’s very simple. They can buy long-term government securities, and they can keep buying them and providing high-powered money until the high powered money starts getting the economy in an expansion. What Japan needs is a more expansive domestic monetary policy.
The Japanese bank has supposedly had, until very recently, a zero interest rate policy. Yet that zero interest rate policy was evidence of an extremely tight monetary policy. Essentially, you had deflation. The real interest rate was positive; it was not negative. What you needed in Japan was more liquidity“.
PS: Hervorhebungen durch Prof. David Beckworth

„Ja, Milton Friedman hat Kauf von längerfristigen Wertpapieren befürwortet, bis eine stabile Erholung der Wirtschaft greift. Er stellt ferner fest, dass die Leitzinsen (policy interest rates) ein schlechter Indikator für die Ausrichtung der Geldpolitik sein können. Friedman würde aber ein solches monetäres Stimulus-Programm eher in einer systematischer Art und Weise als eine Ankündigung von aufeinander folgenden, politisch kostspieligen QE-Runden vorziehen“, fasst Beckworth zusammen.

Stellen Sie sich vor, wie viel einfacher alles gewesen wäre, wenn die Fed ein bestimmtes Ziel an Niveau (level target) angekündigt hätte, den Kauf von Anleihen fortzusetzen, bis dieses level target erreicht ist. Es hätte keine Notwendigkeit gegeben, den Ankauf von Anleihen im hohen Volumen im Vorfeld anzukündigen, was viel Kritik ausgelöst hat, so Beckworth.

„David hat natürlich Recht. Aufeinander folgende Runden von begrenzten QE-Beträgen würde Friedman Nesselsucht verpassen, obwohl sie die Geldpolitik in die richtige Richtung lenken“, ergänzt DeLong in seinem Blog in einem Folgebeitrag.

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