Dienstag, 21. Juni 2011

Fiskalpolitische Expansion vs. Geldpolitische Expansion

Paul Krugman geht in seinem Blog auf die häufig gestellte Frage ein, warum er 2009 energisch eine expansive Fiskalpolitik befürwortet habe als eine monetäre Expansion. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises deutet als Antwort auf Mike Woodford hin. Professor Woodford hat nämlich gestern auf der Keynes-Konferenz an der Cambrige University einen Überblick an wirtschaftspolitischen Optionen präsentiert, für den Fall, dass die Geldpolitik an der Untergrenze von Null ankommt.

Woodford argumentiert, dass die monetäre Expansion, wenn Sie an der Untergrenze von Null ankommen, hauptsächlich durch die Auswirkungen der Erwartungen funktioniert Wenn die Menschen die Expansion nicht als einen Wechsel an der Geldpolitik wahrnehmen, der auch nach der Erholung der Wirtschaft bestehen bleibt, entfalten selbst grosse Veränderungen an der Geldbasis kaum Wirkung.

Krugman liefert vor diesem Hintergrund die folgende eindrückliche Abbildung, die den Verlauf der Geldbasis und des BIP im Sog der QE-Politik der japanischen Zentralbank in den Jahren 2000-2008 in Japan zeigt.


QE (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) in Japan, Graph: Prof. Paul Krugman

Beachten Sie, dass Japan inzwischen viel von der anfänglichen Expansion der monetären Basis (Notenbankgeldmenge) aufgehoben hat, was die Erwartungen derjenigen bestätigt, die diese Expansion als vorübergehend betrachtet hatten. Und Japan hat die Expansion umgedreht, obwohl die Deflation sich fortgesetzt hat. Beachten Sie ferner, dass das BIP sich überhaupt nicht vom Fleck rührte, obwohl angeblich viel Geld „gedruckt“ worden ist, erkläutert Krugman.

Warum ist aber eine fiskalpolitische Reaktion besser? Woodford erwiedert wie folgt.

(1) Eine fiskalische Antwort auf einen schweren Einbruch der Wirtschaft erfordert keine Verpflichtung für Veränderungen, wenn der Sturm bald vorbei ist. Es erfordert nur ungewöhnliche Massnahmen, während die Situation ernst bleibt.

(2) Die Fiskalpolitik ist nicht völlig von den Erwartungen, die sich verändern, abhängig. Sie ist robuster als alternative Modelle der Erwartungen.

Als die schwere Finanzkrise noch relativ jung war, erwarteten viele Menschen immer noch eine V-förmige Erholung der Wirtschaft. Es schien nicht möglich, die Fed zu überzeugen, sich zu verpflichten, einen dauerhaften Anstieg der monetären Basis zuzulassen oder auf mittlere Sicht ein erhöhtes Inflationsziel zu akzeptieren. Und es schien auch nicht möglich, die Märkte zu überzeugend, dass es einen langfristigen Wechsel in der Geldpolitik gibt. Die Chancen, den Kongress zu überzeugen, einem grossen, befristeten  Konjukturpaket (stimulus) zuzustimmen, sahen daher besser aus.

Aber wie es sich herausstellte, ist auch dies nicht passiert. Es gab keinen angemessenen Stimulus. Und das Scheitern, mehr Fiskalpolitik zu betreiben, wurde dann als Beweis dafür vorgehalten, dass eine keynesianische Politik nicht funktioniert, erklärt Krugman, zum Teil, weil die Obama-Regierung darauf bestand, und nach wie vor darauf besteht, dass die Grösse des Konjunkturpakets genau richtig war.

Was war also die richtige Antwort? Krugman glaubt, dass es, wenn mächtige politische Kräfte eine wirksame Reaktion auf eine Krise blockieren, keine wirksame Antwort auf die Krise gibt.

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