Freitag, 22. Juli 2016

Gig Economy und Auswirkungen auf die arbeitsteilige Wirtschaft

Die Sharing Economy wächst rasant. In den Sektoren, wo sie bereits Fuss zu fassen scheint, entfalten sich bereits Auswirkungen, berichtet Morgan Stanley in einer kürzlich vorgelegten Analyse.

Die Verfasser des Berichtes erwarten gemischte Auswirkungen auf die Industrie: Die Autos dürften langfristig negativ davon betroffen werden, obwohl es sich kurzfristig auch Chancen für manche Unternehmen wie z.B. Toyota, Tesla und BMW bieten. BMW hat z.B. ein in-house car sharing Services.

Auch Reisebüros (z.B. Expedia, Priceline) und Paketzustellen (z.B. UPS, Fedex) dürften negativ tangiert werden. Die Entwicklung in der Hotelbranche müsste noch näher überprüft werden, so die Analysten.



Sharing Economy, Graph: Morgan Stanley


Die Plattform-Ökonomie (sharing economy) zerstückelt die Arbeit und macht sie zum Nebenerwerb, beschreibt Werner Vontobel in einem lesenswerten Beitrag in Makroskop die Auswirkungen von z.B. Uber und Airbnb auf die arbeitsteilige Wirtschaft.

Denn mit der Sharing Economy wird die Institution des Unternehmens dekonstruiert. Leistungserbringer und Leistungsempfänger werden nicht mehr über eine Firma, sondern über eine Plattform zusammengebracht. Das hat verschiedene (kostenrelevante) Auswirkungen: Die Sozialabgaben entfallen; kein Arbeitnehmer, kein Lohn, keine Lohnprozente, erklärt Vontobel weiter.



Sharing Economy anhand eines Beispiels Rasenmäher, Graph: Morgan Stanley

Elizabeth Warren schlägt in diesem Zusammenhang einen 4-Punkte-Plan vor, um Herausforderungen der Gig Economy zu begegnen.

Die demokratische US-Senatorin will erstens die Bezahlung von Sozialversicherungsbeiträgen für alle Arbeitnehmer einfacher gestalten; einschliesslich den Kauf von Versicherungen gegen Invalidität oder Krankheit.

Zweitens argumentiert sie, dass alle Vorsorgeleistungen (Gesundheit, Renten usw.) Arbeitnehmern gehören sollen und zwar unabhängig vom Beschäftigungsstatus.

Drittens legt Warren die Schliessung von Schlupflöchern, die von Arbeitgebern ausgenutzt werden, nahe.

Und viertens betont sie die Notwendigkeit von kollektiven Lohnverhandlungen für alle Arbeitnehmer, auch diejenigen, die bisher nicht organisiert sind.



PS:

Neben sharing economy werden in den Medien und Institutionen auch die Begriffe „peer-to-peer economy“ und „demand economy“ gebraucht.

In der EU wird der Umsatz in 5 entscheidenden Sektoren (short-term letting, passenger transport, household services, professional and technical services, collaborative finance) von der Europäischen Kommission auf 23 Mrd. EUR (2015) geschätzt.


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