Donnerstag, 28. Juli 2016

EZB’s QE und Performance der Staatsanleihen

Wer 2016 in längerfristige Staatsanleihen Deutschlands investiert hat, hat neunmal mehr verdient als mit kürzeren Staatspapieren.

Angaben von Bloomberg zufolge beträgt der Ertrag der deutschen Staatsanleihen mit Laufzeiten von 20 und mehr Jahren rund 21% seit Jahresbeginn.

Der Ertrag der deutschen Staatspapiere mit einer Laufzeit von 1 bis 10 Jahren beläuft sich hingegen auf rund 2,4% in diesem Jahr.

Das deutet darauf hin, dass German Bunds als sichere und liquide Wertpapiere weiterhin stark gesucht sind und die QE-Politik der EZB eine starke Nachfrage nach solchen Staatsanleihen geschaffen hat.



Verlauf der Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: Bloomberg


Deutschland hat gestern eine Anleihe mit 30 Jahren Laufzeit ausgegeben. Es ergab sich auf der Versteigerung (Aufstockung) eine durchschnittliche Rendite von 0.45%. Geboten wurden 1,2 Mrd. EUR. Und die Finanzagentur hat 826,8 Mio. EUR zugeteilt.

Man kann sicherlich darüber diskutieren, ob die QE-Politik der EZB (genannt PSPP: Public Sector Purchase Programme) erfolgreich gewesen ist oder nicht. Aber sie verlief bisher nicht ganz unnütz, wenn man v.a. darüber nachdenkt, dass die EZB dabei als lender of last resort in einer ausserordentlichen Situation agiert.



Die Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit in G4 im freien Fall, Graph: Morgan Stanley

Auf der anderen Seite stellt Japan laut einem Bericht von WSJ Überlegungen an, zum ersten Mal in der Geschichte des Landes eine Staatsanleihe mit 50 Jahren Laufzeit zu begeben, um die Wirtschaft zu stützen.

Eine 50-jährige Anleihe löst Assoziationen in Sachen ewige Rente aus. Das ist insofern interessant zu beobachten, als die japanische Regierung auf den Einsatz von Helicopter Money (HM) verzichten will, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln, wo die Zentralbank die Anleihen, die die Regierung ausgibt, unmittelbar zeichnen (übernehmen) und ewig halten würde.

Japans Zentralbank (BoJ) kauft aber heute indirekt einen grossen Teil der neuen Anleihen, die die Regierung emittiert. Aus der Sicht des Investors liegt eine Staatsanleihe mit 50 Jahren Laufzeit nahe Ewigkeit (ewige Rente).

Frankreich und Spanien haben 2016 jeweils eine 50-jährige EUR-Anleihe verkauft, um von den relativ niedrigen Kredit-Konditionen am Kapitalmarkt zu profitieren. Die französische Regierung hat die Anleihe mit einem Kupon von 1,75% ausgegeben. Aber die Rendite beträgt heute auf dem sekundären Markt rund 1,3%. Irland und Belgien ist es sogar gelungen, in diesem Jahr jeweils eine 100-jährige Anleihe zu verkaufen.

Aber, nein, Helicopter Money will niemand.


PS: Japan’s 40-jährige Staatsanleihe wird derzeit mit einer Rendite von 0,345% gehandelt, während die Anleihe mit 10 Jahren Laufzeit eine Negativ-Rendite von minus 0,295% abwirft.

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