Samstag, 8. August 2015

US-Wirtschaft und TV-Debatte der Republikaner

Es wäre nicht vermessen, zu sagen, dass die TV-Debatte der “Top 10” der Republikaner um das Rennen für die Präsidentschaftskandidatur am Donnerstag Abend in Cleveland (Ohio) viel Spott ausgelöst hat.

Ein gefundenes Fressen für TV-Journalisten, ausführlich darüber zu berichten. Aber auch eine günstige Gelegenheit für Paul Krugman sich damit in seiner Kolumne (“From Trump on Down, the Republicans can’t be serious”) am Freitag in NYTimes zu befassen.

Der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor bemerkt, dass die TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten nach Ansicht vieler Kommentatoren im Wahlzyklus der Partei vorstellen würde, wie gross die Anzahl der besonders talentierten Spieler im Team sei (“deep bench”).

Das Rennen für die Präsidentschaftskandidatur beinhalte erfahrene Gouverneure wie Jeb Bush und Scott Walker, frische Denker wie Rand Paul und attraktive neue Spieler wie Marco Rubio. Stattdessen führt jedoch Donald Trump das Feld mit grossem Abstand. Was ist passiert?

Die Antwort ist laut Krugman, wie so viele es nicht kommen sahen, Leichtgläubigkeit: Menschen können den Unterschied zwischen jemandem, der so klingt, wie wenn er wüsste, worüber er redet und jemandem, der in der Tat ernsthaft über Probleme redet, nicht erklären.


Arbeitsplatzbeschaffung im Privatsektor während der Erholungsphase der Wirtschaft nach den Rezessionen 2001 und 2007-2009, Graph: Paul Krugman in NYTimes 

Und sicherlich gibt es eine Menge Leichtgläubigkeit dabei. Aber wenn man mich fragt, waren die Experten mindestens so leichtglaubwürdig wie die Öffentlichkeit, und sie sind es immer noch, beschreibt Krugman weiter.

Denn während es stimmt, dass Trump im Grunde genommen eine absurde Figure ist, sind es auch seine Rivalen. Wenn Sie darauf achten, was jeder von ihnen eigentlich sagt, im Gegensatz dazu, was Trump sagt, werden Sie Inkohärenz und Extremismus feststellen, genauso schlimm, was Trump zu bieten hat. Und das ist kein Zufall, kommentiert Krugman. Unsinn zu reden, ist heute alles, was Sie überall tun müssen, in der Republikanischen Partei gut anzukommen.

Der Punkt ist, dass die vermeintliche Seriosität, während die Lobeshymnen der Medien Trumps Rivalen als seriöse Männer porträtieren (Jeb der Moderate, Rand der originelle Denker, Marco das Gesicht der neuen Generation), alles oberflächlich ist. Beurteilen Sie nach der Position, nicht nach dem Bild, das gemalt wird. Und was Sie vor sich haben ist, eine Besetzung von Spinnern. Und das ist kein Zufall, betont Krugman mit Nachdruck.

Es ist seit langem offensichtlich, dass die Konventionen der politischen Berichterstattungen und politische Kommentare es fast unmöglich machen, das Offensichtliche zu sagen, dass nämlich eine unserer beiden grossen Parteien unüberlegt auftritt und unvernünftig handelt.

Bis jetzt haben führende Republikaner i.d.R. versucht, eine Fassade der Wohlanständigkeit zu bewahren, Medien helfend, den Anschein aufrechtzuerhalten, dass man mit einer normalen politischen Partei zu tun hat. Was Trump unterscheidet ist nicht sein Standpunkt als sein Desinteresse an der Wahrung des Erscheinungsbildes. Und es stellt sich heraus, dass die Parteibasis, die extremistische Positionen fordert, auch diese gelieferte Haltung geradezu bevorzieht. Warum ist niemand überrascht?

Erinnern Sie sich, wie Trump nach seinem Angriff auf John McCain implodieren sollte? McCain verkörpert die moderat klingenden Strategie, während er extreme Standpunkte vertritt und von der Presse viel mehr gern gesehen wird, was ihn die ganze Zeit zu TV-Auftritten verhilft. Aber wie es sich herausstellt, ist McCain den republikanischen Wählern völlig egal.

Kann Trump die Nominierung tatsächlich gewinnen? Er habe keine Ahnung, legt Krugman dar. Aber selbst wenn Trump schiesslich zur Seite geschoben werden sollte, sollte man darauf achten, kein Glauben zu schenken, wenn erklärt wird, dass nun zur Normalität zurückgekehrt würde. Das wird laut Krugman nicht geschehen: Die GOP hat die normale Politik schon vor langer Zeit verlassen. Allenfalls werden wir eine Rückkehr zur normalen Heuchelei beobachten, die Art, die radikale Politik verdeckt und die Evidenz verachtet, in einer herkömmlich klingenden Rhetorik. Und das wäre auch keine Verbesserung.



1 Kommentar:

Andrea Ives hat gesagt…

If Trump did not run in this election the whole process would be boring. The Democrats on the other hand, only have Hillary Clinton and her e-mail scandal. Not to mention that these early debates tend to weed out the inferior candidates. Mind you, I'm not saying Trump is a 'prize pig' but neither was Reagan, for crying out loud Reagan was an actor whose side kick was a monkey literally, "Bedtime for Bonzo" so if all works out as usual in the United States election process Trump has this one in the bag.