Es lag von Anfang an auf der Hand, dass die
mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (genannt QE: quantitative easing), wenn das Thema Fiskal-Politik vom Tisch ist,
eine Art Not-Lösung (second-best choice)
war, in der Zeit, wo die herkömmliche Geldpolitik zu kurz greift und die
nominalen Zinsen nahe null (zero lower
bound) liegen.
Wenn der fiskalpolitische Ansatz politisch nicht
angestrebt wird und die geldpolitischen Instrumente ausgeschöpft sind, könnte
die Zentralbank, ermächtigt durch die öffentliche Hand, Zahlungen direkt an den
Haushaltssektor liefern.
Der als “QE for
People” geprägte Vorschlag wurde zuletzt im Mai 2015 von Mark
Blyth, Eric Lonergan und Simon
Wren-Lewis in einem lesenswerten Artikel ("Now the Bank of England needs to deliver QE for the people") in The Guardian vorgestellt.
Die britische Zentralbank (BoE) wäre damit
befähigt, einen weiteren Absturz der Wirtschaft abzumildern, ausgelöst durch
interne oder externe Faktoren wie z.B. einen deflationären Schock aus China
oder einen drastischen Abschwung in der Eurozone.
Die Autoren unterstreichen ferner die empirische
Evidenz, dass Überweisungen an den Haushaltssektor als ein Bruchteil von QE
eine weit grössere Auswirkung auf die Nachfrage hätten.
Verbraucher scheinen nämlich schnell zwischen einem
Drittel und der Hälfte aller cash
windfalls auszugeben. Wenn wir also den privaten Verbrauch um 1% im Verhältnis
zum BIP erhöhen wollen, brauchen wird eine Übertragung (transfer) in Höhe von 3% des BIP.
In Grossbritannien entspricht QE
rund 20% des jährlichen BIP. Nach einer Schätzung der BoE würde dadurch das BIP
um 3% gesteigert.
Weitere QE-Politik hätte daher allem Anschein nach
weniger Wirkung. Geldtransfers an die Konsumenten hätten vor diesem Hintergrund
einen weitaus effektiveren Stimulus als durch die QE, und zwar mit weniger Kosten.
QE für Menschen ist im Grunde genommen eine andere
Beschreibung für Helicopter Money
(HM). Da das HM wie eine Fiskal-Politik aussieht, wirft es auch ethische Fragen
auf, bemerkt Simon Wren-Lewis am Sonntag in seinem Blog.
Der Staat würde dabei den Verteilungsmechanismus
festlegen; die Flugbahn des Hubschraubers, sozusagen, die die Zentralbank
ansteuern soll, um ihren Auftrag (Preisstabilität) zu erfüllen, wenn die nominalen Zinsen auf der
Null-Grenze aufprallen (zero lower bound).
Ohne den beschriebenen Mechanismus würde die Zentralbank würde sonst das eigene
Inflationsziel unterlaufen.
Das HM wird also angewendet, um zu vermeiden, dass das
Inflationsziel (inflation targeting)
in der nahen Zukunft unterboten wird, erklärt der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor.
Im Gegensatz zu einer expansiven Fiskalpolitik kann
es mit dem HM in Zukunft zu einer Steuererhöhung kommen oder nicht. Es hängt davon
ab, ob die Zentralbank Rekapitalisierungsbedarf hat oder nicht, ergänzt
Wren-Lewis.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Jeremy
Corbyn, der britische Politiker
der Labour Party, der nach dem Rücktritt von Ed Miliband als Parteivorsitzender
als Kandidat für den Parteivorsitz antritt, mit seinem Hinweis auf QE for People in einer inzwischen viel zitierten Rede am 22. Juli eine rege Aufmerksamkeit ausgelöst hat.
Der Wiederausgleich (rebalancing), worüber er gesprochen habe, bedeute, Neuabgleich weg
von Kapital hin zu wachstumsstarken, nachhaltigen Zukunftsbranchen. Eine Option
wäre dabei, so Corbyn, die BoE zu ermächtigen, mit einem neuen Mandat die Wirtschaft
anzukurbeln, durch Investitionen in den Wohnungsbau, die Energie, den Verkehr
und digitale Projekte: Das ist QE für Menschen anstatt für Banken.
In einer ausführlichen Zusammenfassung gibt Matthew C. Klein in FTAlphaville etwas mehr Einblick in das Thema “QE for People”.
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