Der wirtschaftliche Erfolg oder Misserfolg der
Länder in der Eurozone hat mit dem internationalen Wettbewerb nichts zu tun.
Doch hängt die Vorstellung, die die Schulder zu Schuldigen erklärt, von Beginn
der Euro-Krise an wie ein Damoklesschwert über Europa.
Es ist das einzelwirtschaftliche Denken, das das
Zepter schwingt: Die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge werden nach dem
Ansatz der schwäbischen Hausfrau betrachtet.
Der Wettbewerb unter Nationen hat aber mit dem
sinnvollen Wettbewerb unter Unternehmen nichts zu tun. Wenn das Land A mit
seiner Standortpolitik das Land B bekämpft, schadet es nicht nur dem
Konkurrenten Land B, sondern gleichzeitig einem Kunden.
Das einzelwirtschaftliche Denken ist für die Gesamtheit
falsch, wie Heiner Flassbeck vor
einigen Jahren in einem lesenswerten Interview treffend festgehalten hat.
Es kann nicht
lange funktionieren, wenn Deutschland gewaltige Überschüsse erwirtschaftet,
während die Peripherie gewaltige Defizite hat. Ohne Ausgleich geht es nur im
Wettbewerb unter Unternehmen, unterstreicht der ehemalige Chef-Ökonom von
UNCTAD in Genf. Die Ausgaben des einen sind nämlich die Einnahmen des anderen.
Das ist in der ökonomischen Literatur als „Paradox of thrift“ bekannt.
Wettbewerbsfähigkeit
ist ein relatives Konzept. Die Eurozone kann als Ganzes die
Wettbewerbsfähigkeit nicht verbessern. Daher macht ein von der neoliberalen
Wirtschaftskonzeption gefördertes rat
race unter Nationen keinen Sinn.
Der internationale Wettbewerb ist weit weniger
wichtig als die Legende als Erzählung, hält Paul
Krugman in seinem Blog fest. Das Wirtschaftswachstum ist ziemlich
unempfindlich gegenüber Politik.
Das reale BIP für die Bevölkerung (*) im
erwerbstätigen Alter (15-64), Graph:
Paul Krugman in NYTimes
USA und Frankreich stellen gemessen am
internationalen Standard unter fortentwickelten Ländern zwei extreme Beispiele
dar. Doch gibt es nicht viel Unterschied, was die langfristige Performance
betrifft, wie der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor
betont.
Heisst es aber, dass die Politik keine Rolle
spielt? Gar nicht. Denn während es so etwas wie Null-Summen-Wettbewerb unter
Nationen nicht gibt, ist die Frage, die sich stellt, wer die Gewinne erhält.
Das amerikanische Wirtschaftswachstum war in den
vergangenen 25 Jahren in Ordnung. Das Einkommen der privaten Haushalte hingegen
nicht so, weil ein grosser Anteil des Wachstums auf die Spitze entfällt.
Der internationale Wettbewerb ist daher die falsche
Vorstellung. Der Klassenkampf ist aber sehr real.
(*) Was hier auffällt, ist, wie ähnlich die drei
Volkswirtschaften aussehen. Japan lag in den 1990er und frühen 2000er Jahren
zurück. Dann hat es sich erholt. Frankreich liegt seit 2010 zurück, v.a. wegen
der Krise in der Eurozone und der fehlgeleiteten Austeritätspolitik (gerückt durch Brüssel und Berlin). Trotz aller
Rhetorik in allen Ecken und Enden der Politik, dass es strukturelle Probleme
gebe, ist es auffallend, wie wenig Divergenz es unter den fortgeschrittenen Ländern gibt.
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