Montag, 27. Dezember 2010

Gehen Rohstoffe zu Ende?

Der Ölpreis ist auf 90 $ je Barrel geklettert. Die Preise von Kupfer und Baumwolle sind auf Rekordhöhen (30-Jahres-Hoch) gestiegen. Weizen- und Mais-Preise legen weiter kräftig zu. Die Rohstoffpreise sind in den vergangenen sechs Monaten um ein Viertel gestiegen. Wie hat der Anstieg zu bedeuten? Laufen die Spekulanten Amok? Oder handelt es sich dabei um das Ergebnis übermässiger Geldschöpfung und damit einen Vorboten gloppierender Inflation gleich um die Ecke? Nein und nein, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne in NYT. Was die Rohstoffmärkte uns sagen, ist, dass wir in einer endlichen Welt leben. Das rasante Wachstum der Schwellenländer setzt begrenzte Vorräte an Rohstoffen unter Druck und treibt damit die Preise hoch. Und Amerika ist zum grössten Teil nur ein Zuschauer in dieser Geschichte, beschreibt Krugman. Das bedeutet nicht unbedingt, dass die Spekulation keine Rolle spielt. Aber die Tatsache ist, dass die Erholung der Weltwirtschaft auch eine Erholung der Rohstoffpreise mitgebracht hat, was eindeutig auf darauf hinweist, dass die jüngsten Kursschwankungen v.a. fundamentale Faktoren widerspiegeln, legt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Erdöl Preis, Graph: money.cnn.com

Was ist von dem Argument „Rohstoffpreise als Vorbote der Inflation“ zu halten? Viele Kommentatoren auf der rechten Seite des politischen Spektrums sagen schon seit Jahren voraus, dass die Fed uns eine Inflationsfalle stelle. Doch die Inflation bleibt niedrig. Man darf sich wundern, was diese Leute sich vor zwei Jahren dachten, als die Rohstoffpreise abgestürzten. Wenn der Anstieg der Rohstoffpreise vor sechs Monaten als Vorbote für die Inflation gelten soll, warum galt der Preisrückgang um 50% in der zweiten Jahreshälfte von 2008 nicht als Vorbote von Deflation?, argumentiert Krugman. Inkonsistenz beiseite: Das grosse Problem mit den Schuldzuweisungen an die Fed ist, dass die Rohstoffpreise weltweit bestimmt werden. Was Amerika macht, ist nicht so ein wichtiger Faktor, hebt Krugman hervor.

Die primäre Antriebskraft hinter steigenden Rohstoffpreisen ist nicht die Nachfrage aus den USA. Es ist die Nachfrage aus China und anderen Schwellenländern. Da immer mehr Menschen aus ehemals armen Ländern in die globale Mittelschicht aufsteigen, beginnen sie, zunehmenden Druck auf die weltweite Versorgung von Erdöl und Lebensmittel auszuüben, indem sie Autos zu kaufen und Fleisch zu essen. Und die Versorgung kann nicht Schritt halten. Herkömmliche Öl-Produktion ist seit vier Jahren flach geworden. Zumindest in diesem Sinne der Peak Oil bereits erreicht, schildert Krugman weiter. Auch extreme Wetterbedingungen haben im vergangenen Jahr für den Anstieg der Nahrungsmittelpreise eine Rolle gespielt. Der Klimawandel werde häufiger für solche Wetter-Episoden verantwortlich, hält Krugman fest.

Fazit: Wir leben in einer endlichen Welt, in der knappe Ressourcen immer verbindlicher werden. Das wird nicht zu einem Ende des Wirtschaftswachstums, oder zu einem Abstieg à la Mad Max Zusammenbruch führen, aber „es erfordert, dass wir allmählich die Art, wie wir leben, ändern und unsere Wirtschaft und unseren Lebensstil an die Realität der Ressourcen anpassen“, schlussfolgert Krugman.

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