Mittlerweile ist festzuhalten, dass die Kredit- und Hypothekenkrise drei konkrete Spuren hinterlassen hat: 1) Wachstumsverlangsamung, 2) steigende Inflation und 3) US-Dollar-Abwertung. Für die US-Notenbank (Fed) folgt daraus jedoch ein regelrechtes Tauziehen. Sollen die amerikanischen Währungshüter die Inflation bekämpfen oder das Wachstum unterstützen?
Der Fed-Chef Ben Bernanke hat vergangene Woche vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses vor einer weiteren Abschwächung der Konjunktur gewarnt. Er machte zugleich deutlich, welchem Ziel die Top-Priorität gilt: Unterbindung der Rezessionsgefahr. Die Fed erwartet nämlich, dass die Wachstumsschwäche den Inflationsdruck in den nächsten Monaten mildern wird. Der US-Dollar ist allerdings nach der Rede von Bernanke über die Marke 1,51 Dollar gesprungen. Der Greenback hat damit in den vergangenen vier Jahren gegenüber einem Korb von wichtigsten 6 Hauptwährungen rund 24% an Wert verloren. Das ist das niedrigste Niveau für den US-Dollar seit 1973.
Wie verhalten sich aber die Anleger in diesem Marktumfeld? Die setzen auf Assetklassen, die sie als inflationsresistent betrachten: Gold und Rohstoffe. Der Weizen ist beispielsweise derzeit so teuer wie noch nie zuvor. Vergangene Woche wurde an der Terminbörse Chicago 12 Dollar je Scheffel bezahlt.
Fazit: Die Fed nimmt die Inflation kurzfristig in Kauf. Sobald aber das Wirtschaftswachstum den erwünschten Verlauf an den Tag legt, dürfte die US-Notenbank anfangen, die Leitzinsen sofort wieder anzuheben. Das reale Zinsniveau ist heute halb so hoch wie im Durchschnitt der 1990er Jahre. Das niedrige Niveau der Realzinsen bedeutet, dass die Anleger früher oder später beginnen müssten, wieder nach Renditen zu jagen. Als höher rentierliche Anlagen müssten daher Aktien wieder in den Mittelpunkt der Anlagestrategien rücken. Wann sich aber die Risikoaversion am Markt legen wird, ist derzeit ungewiss. Eine Wende zeichnet sich jedoch momentan zumindest bis Mitte Jahr nicht ab.
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