Samstag, 2. Februar 2013

Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit


Die US-Wirtschaft ist im vierten Quartal 2012 erstmals seit dreieinhalb Jahren geschrumpft. Für die Wachstumsschwäche sind v.a. rückläufige Staatsausgaben verantwortlich. Aber auch der Lageraufbau war rückläufig.

Wie aus der ersten Schätzung des Handelsministeriums am Mittwoch ausgeht, ist das BIP mit einer Jahresrate von 0,1% zurückgegangen. Die Fed sagte dazu, dass Wirtschaftswachstum zum Jahresende „eine Pause eingelegt“ hat. Die zweite BIP-Schätzung wird auf breiterer Datenbasis am 28. Februar veröffentlicht. Es ist möglich, dass es Überraschungen gibt.

Paul Krugman liefert in seinem Blog die folgende Abbildung. Was man sieht, ist, dass die Staatsausgaben während der Rezession von 2001 (Bush Regierung) gestiegen sind. Während der Great Recession von 2008 (Obama Regierung) hingegen sind die Staatsausgaben drastisch gesenkt worden.

Der Vergleich des Verlauf des Konjunkturzykluses (Bush vs Obama) zeigt, welche wichtige Rolle die Ausgaben der öffentlichen Hand für Güter und Dienstleistungen spielt, während die Wirtschaft schwer angeschlagen ist. Die Ausgaben des Staates für Medicare und Social Security sind zwar bedingt durch die Krise gestiegen, aber die Ausgaben für andere Sachen beispiellos geschrumpft. Das ist auf die Fiscal Austerity zurückzuführen, worauf die GOP ständig drängt.


Reale Konsumausgaben und Investition des Staates in den USA, Graph: Prof. Paul Krugman
Worum geht es? Die Ausgaben der öffentlichen Hand für Konsum und Investitionen belaufen sich auf rund 3‘000 Mrd. $. Wären die Staatsausgaben mit derselben Jahresrate weiter gewachsen, wie in der Bush-Ära, ergäben sich daraus rund 12% oder 360 Mrd. $. Angesichts des Multiplikatoreffektes, der ja laut IWF nach den jüngsten Schätzungen mehr als eins beträgt, ist anzunehmen, dass die Wirtschaftsleistung heute um 450 Mrd. $ höher liegen würde und die Arbeitslosigkeit 1,5% tiefer wäre.

Die Fiscal Austerity macht also den Unterschied aus. Die Arbeitslosigkeit wäre heute nicht über 6%. Es ist aus politischer und menschlicher Sicht eine Katastrophe, dass die Arbeitslosigkeit immer noch so hoch verläuft.


US BIP Daten, Graph:Ted Wieseman & David Greenlaw, Morgan Stanley

PS:

Schuldenstandsquote (debt-to-GDP ratio) ist mathematisch gesehen ein Bruch: Netto-Schulden dividiert durch das BIP. Die Schuldenquote der öffentlichen Hand kann reduziert werden, wenn der Nenner (d.h. Wirtschaftsleistung) erhöht wird. Oder dadurch, dass der Zähler (d.h. Schulden) reduziert werden. 

Aber auch die Inflation wäre eine Möglichkeit, den Nenner zu erhöhen, da es sich dabei um eine nominale Grösse handelt. Der Anstieg der Schulden ist daher aus keynesianischer Sicht kein Drama, da das Problem durch das künftige Wachstum gelöst wird.

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