Mittwoch, 13. Februar 2013

Es gibt keinen „Währungskrieg“


Wow! Wer hätte das gedacht? Japans Geldpolitik wird weltweit plötzlich als Stein des Anstosses dargelegt.

Selbst die Gruppe der sieben grossen Industriestaaten (G7) hat angeblich die Veröffentlichung einer gemeinsamen Erklärung gegen politisch gesteuerte Wechselkurse kurz in Erwägung gezogen, um vor einem Abwertungswettlauf (competitive devaluation) zu warnen.

Die neue japanische Regierung hat nämlich mit der Ankündigung, den geldpolitischen Kurs weiter zu lockern, eine heftige Debatte über einen sog. „Währungskrieg“ (currency war) ausgelöst. Dabei will Japan die anhaltende Deflation abwehren und die Wirtschaftskrise unterbinden.

Die geldpolitische Lockerung, die zu einer Abwertung der Währung führt, schädigt aber andere Länder nicht. Die unkonventionelle Geldpolitik zielt heute darauf ab, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln.

Die Finanzminister und Notenbanker der G20 mögen auf dem Weg zum Treffen am Wochenende in Moskau es unmöglich finden, der Versuchung zu widerstehen, auf die Schlagzeilen zurückzugreifen, die auf eine neue Runde der „Währungskriege“ hindeuten. Sie sollten widerstehen, denn es gibt so was wie einen Währungskrieg nicht, schreibt Philipp Hildebrand in einem lesenswerten Meinungsartikel („No such thing as a global currency war“) in FT.

Weil die Zentralbanken einfach etwas tun, was sie tun sollen und was sie immer getan haben, erklärt der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Sie setzen die Geldpolitik um, und zwar in Übereinstimmung mit ihrem Mandat im Hinblick auf die inländische Konjunktur. Was sich seit dem Ausbruch der Krise verändert hat, ist, dass die Zentralbanken unkonventionelle Massnahmen treffen müssen, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Hildebrand äussert auch Verständnis für die sog. Emerging Market Länder, die die ganze Last der unkonventionellen Massnahmen durch die Notenbanken der fortentwickelten Ländern tragen müssen. Die Zentralbanker der entwickelten Volkswirtschaften dürfen sich aber von ihrem Mandat nicht abwenden.

Die SNB muss die Preisstabilität gewährleisten und dabei der konjunkturellen Entwicklung Rechnung tragen. Die Geldpolitik steht an erster Stelle, die Erwirtschaftung von Gewinn ist kein Ziel der Geldpolitik.

Die geldpolitischen Schlachten, die gekämpft werden, und in vielen Volkswirtschaften weiterhin anhalten, beziehen sich auf die Binnennachfrage. Sie bekämpfen die schwache Nachfrage, hohe Arbeitslosigkeit und den Deflationsdruck. Würden die Zentralbank ihre Aufträge nicht wahrnehmen, würde für die Weltwirtschaft eine grössere Gefahr drohen. Die geldpolitischen Schlächte sind gerechtfertigt und sie stehen im Einklang mit gesetzlichen Mandaten. Es handelt sich dabei nicht um Währungskriege, argumentiert Hildebrand.

Auch David Glasner äussert sich in einem langen aber lesenswerten Beitrag in seinem Blog ähnlich. Eine expansive Geldpolitik kann Abwertung von Währungen verursachen. Aber es geht nicht um eine Währungsmanipulation, hält der Ökonom, der bei der Federal Trade Commission (FTC) tätig ist, fest.

Lars Christensen bemerkt im The Market Monetarist, dass Jens Weidmann es leider nicht verstehe. Bundesbankpräsident hat neulich gesagt, dass die Erfahrungen aus früheren, politisch induzierten Abwertungen zeigen, dass sie i.d.R. nicht zu einem anhaltenden Anstieg der Wettbewerbsfähigkeit führen. Wenn mehr und mehr Länder dazu übergehen, ihre Währungen zu unterdrücken, entsteht ein Abwertungswettlauf (competitive devaluation), was nur Verlierer produzieren würde.

Die expansive Geldpolitik hat mit Hyperinflation nichts zu tun. Bei der Währungsabwertung geht es gar nicht um die Wettbewerbsfähigkeit. Was heute nötig ist, während die nominalen Zinsen in den USA, der Schweiz und Japan auf der Null-Grenze (zero lower bound) liegen, eine easy-money-Politik. Wenn daraus als Konsequenz schwache Währungen entstehen, so sei es. Die Bank of Japan (BoJ) unternimmt wenigstens etwas, wo die EZB hingegen genau das Gegenteil macht.

Es war nicht die Hyperinflation, die Sie-wissen-schon-wen an die Macht brachte, sondern die Deflation von Brüning und Depression. Die Besessenheit für hard-money-Politik und den Goldstandard waren die darauffolgende Katastrophe, nicht übermässiges Gelddrucken, fasst Paul Krugman in seinem Blog als Fazit zusammen.

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