Montag, 16. April 2012

Eurozone-Krise spitzt sich weiter zu


Die Zinsaufschläge für griechische, italienische und spanische Staatsanleihen steigen wieder. Und Spanien ist das neue Epizentrum der Eurokrise. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Sparmassnahmen die Rezession im Euro-Raum vertiefen.

Das Problem ist, dass die Eurozone eine Sparstrategie, aber keine Wachstumsstrategie hat, schreibt Nouriel Roubini in einem lesenswerten Kommentar („Europe’s Short Vacation“) in Project Syndicate.

Die Wurzel des Problems ist die Lücke in Wettbewerbsfähigkeit. Die Löhne und Preise sind in Griechenland, Italien und Spanien weit schneller gestiegen als im Kern der Eurozone. Die Länder am Rand der Eurozone sehen sich nun gezwungen, die Arbeitskosten radikal zu kürzen, um mit Deutschland konkurrieren zu können.

Poul Thomsen, der IWF-Chef für Griechenland sagt, dass Griechenland die Lohnstückkosten, selbst 5 Jahre nach der Rezession, um weitere 15% kürzen müsste. Das heisst, dass Griechenland, Italien und Spanien veranlasst werden, die wirtschaftlichen Probleme via „internal devaluation“ zu lösen. Es wäre hilfreich, wenn die Löhne und Inflation in Deutschland etwas schneller steigen würden, schreibt James Mackintosh in einem Kommentar („German inflation better than EU break-up“) in FT. Thomson bemerkt, dass es 10 Jahre in Anspruch nehmen würde, bis Griechenland via „internal devaluation“ volle Wettbewerbsfähigkeit erlangt.

Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit durch Deflation, wie der IWF vorschreibt, ist schwer, weil die Nominallöhne nach unten starr sind. Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit durch Abwertung ist etwas einfacher, weil die Löhnen nominal nicht gekürzt werden müssten, legt Macintosh weiter dar. Aber er verweist darauf, dass die Löhne in diesem Fall real fallen würden.

Seiner Ansicht nach müsste die Bundesbank zulassen, dass die Binnennachfrage in Deutschland wiederbelebt wird.

Die Investoren sind beunruhigt, dass die Austerität Spaniens Wirtschaft zerstört, bemerkt Wolfgang Münchau in einem lesenswerten Artikel („Spain has accepted mission imposible“) in FT. Der orthodoxen Ansicht nach, die von Berlin und Brüssel vertreten wird, kann man nicht zu viel Austerität haben, fügt Münchau im gleichen Atemzug hinzu.

Die Eurozone-Krise ist durch die Kapitalzuflüsse durch die Banken aus dem Kern der EU an die Peripherie verursacht worden, wobei am Schluss am Rand der Eurozone Blasen entstanden sind, hebt der Autor des lesenwerten Buches Makro-Strategien hervor. Seiner Meinung nach müssten vorerst die Banken angepackt werden, um die spanische Krise zu lösen. Notwendig sind Rekapitalisierung und Gesundschrumpfung (downsizing) des Finanzsektors. Was auf keinen Fall funktionieren würde, ist zugleich eine Kombination von Deflation, Austerität und Schuldenabbau (deleveraging) im Privatsektor.

Es gibt laut Münchau daher zwei Ergebnisse für Spanien: (a) Ausstieg aus der Eurozone mit katastrophalen Folgen, und (b) eine Variante einer Fiskalunion, welche eine gemeinsame Rückendeckung des Finanzsektors durch die Eurozone umfasst.

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