Montag, 30. März 2015

Wenn der ehemalige Fed-Präsident bloggt

Bernankes Blogging ist in aller Munde. Der ehemalige Fed-Chef nimmt in seinem ersten Blog-Eintrag die US-Notenbank in Schutz: Die Fed hält die Zinsen nicht künstlich niedrig, so der Grundtenor. Die Sparer sind nicht die Verlierer. Ersparnisse werden durch die Fed nicht geschreddert.

Bernanke artikuliert sich klar und wiederholt im Grunde genommen einige derselben Argumente, die Paul Krugman in diesem Zusammenhang in seinem Blog macht, und zwar seit einer graumen Zeit.

Der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor unterstreicht dennoch zwei Aspekte: Erstens ist das Bild der kleinen Dame, die abhängig vom Sparkonto von der Hand in den Mund lebt, eine Fiktion. Die meisten pensionierten Amerikaner sind für den Grossteil ihres Einkommens auf die Social Security angewiesen und beziehen sehr wenig Zinseinkünfte.

Der Rückgang der Zinsen betrifft daher in erster Linie nur eine Minderheit der sehr wohlhabenden Senioren.

Zweitens fokusiert ein Grossteil der Kritik an Niedrigzinsen darauf, als wäre das Sparen eine verdienstvolle Tätigkeit, die gefördert werden sollte. Die Tatsache ist aber, dass die US-Wirtschaft an die Nullzins-Grenze (zero lower bound) geraten ist und seither schwer angeschlagen bleibt. Und das sagt uns, dass wir zru Zeit von geplanten Ersparnissen überflutet werden, die keine Anlaufstelle finden.

Das ist im Grunde genommen, was eine Liquiditätsfalle darstellt. In diesem Zusammenhang schaden Mehr-Ersparnisse der Wirtschaft, was sogar via Sparpardoxon (paradox of thrift) Investitonen belastet.

Was Krugman an Bernankes erstem Blog-Eintrag alles in allem interessant findet, ist die Wahl des Themas. Die Menschen, mit denen sich Bernanke als Fed-Chef unterhalten hat, beschweren sich angeblich am meisten über die enttäuschenden Renditen der Rentiers, nicht darüber, dass das Inflationsziel unterlaufen wird, auch nicht darüber, dass die Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau verharrt. Das bedeutet: John Galt fordert Preisunterstützung. Und das spricht Bände.

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