Wenn
die Volkswirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, verliert die Geldpolitik
an Zugkraft, weil die Zinsen bereits auf der Nullgrenze liegen. Die
Zentralbanken werden gezwungen, unkonventionelle Massnahmen (wie z.B.
mengemässige Lockerung der Geldpolitik, genannt QE) zu ergreifen, um die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln.
Auch
die Schweizer Wirtschaft ist im Sog der Finanzkrise davon nicht verschont
geblieben. Die SNB hat u.a. einen Mindestkurs von 1,20 Franken
pro Euro festlegen müssen, um die Gefahr einer deflationären Entwicklung nicht
entstehen zu lassen, weil eine anhaltende Aufwertung des Frankens eine massive
Drohung für die Schweizer Wirtschaft darstellen würde.
Um
den Mindestkurs sicherzustellen, hat die SNB Devisen gekauft. Dies hat dazu
geführt, dass die Franken-Liquidität zugenommen und die SNB-Bilanz sich weiter ausgeweitet hat.
Da
die SNB fest entschlossen ist, den Mindestkurs weiterhin mit aller
Entschiedenheit durchzusetzen und dazu unbeschränkt Devisen zu kaufen, nimmt
sie eine Bilanzausweitung in Kauf. Die
SNB ist sogar bereit, wenn nötig, jederzeit weitere Massnahmen zu treffen.
In
der letzten Zeit wurde das Thema der Bewirtschaftung der Devisenanlagen der SNB
vom rechten Rand des politischen Spektrums in der Schweiz wieder in den Mittelpunkt des
öffentlichen Interesses gerückt.
Schweiz
Geldmultiplikator versus Notenbankgeldmenge, Graph: ACEMAXX ANALYTICS
Die
Very Serious People (VSP) in der Schweiz, die an der Grösse und
Zusammensetzung der Bilanz der SNB Anstoss nehmen, fordern, dass die SNB einen
100 Mrd. Franken Staatsfonds gründet. Die SNB soll mit dem starken Franken reale Werte
kaufen, namentlich Aktien von erfolgreichen ausländischen Unternehmen und
Immobilien.
SNB-Präsident
Thomas Jordan hat heute im Rahmen eines
Mediengesprächs die absurde Idee
für die Einrichtung eines Staatsfonds mit den Devisenbeständen der SNB höflich
zurückgewiesen.
(a) Die
SNB hält ihre Fremdwährungsbestände nicht einfach in Form von Noten oder
Bankguthaben. Sie investiert sie in verschiedene Anlageklassen und Währungen.
Seit
langem kauft die SNB auch Anleihen privater Schuldner und Aktien. Der Bestand an Aktien beträgt z.Z. rund 10% der Devisenanlagen.
Die
SNB hat inzwischen in das Anlageuniversum weitere Währungen aufgenommen. 2010: Aussie-Dollar,
Singapur-Dollar, dänische und schwedische Krone und 2012: koreanischer Won.
(b) Der Staatsfonds von Norwegen kann z.B. nicht als
Vorbild für die Bewirtschaftung der Währungsreserven der SNB dienen, weil
Norwegen und/oder Erdölstaaten mit dem Staatsfonds die Einnahmen aus dem
Rohstoffexport anlegen. Ein mit Devisen der SNB gespiesener Schweizer Staatsfonds
wäre dagegen durch Geldschöpfung finanziert, erklärt Jordan.
Es
gibt im Grunde genommen drei Punkte, die gegen einen Staatsfonds sprechen:
(1) Die
Gründung eines Staatsfonds hilft bei der Durchsetzung des Mindestkurses nicht. Nur die Bereitschaft der Zentralbank, unbeschränkt Devisen gegen Franken zu kaufen, ist entscheidend.
(2) Sämtliche
Investitionen im Ausland unterliegen einem Wechselkursrisiko, seien es
Anleihen, Aktien, Immobilien, Rohstoffe usw., unabhängig davon, ob sie in der
Bilanz der SNB oder derjenigen eines separaten Staatsfonds enthalten sind. Das
Wechselkursrisiko wäre dadurch nicht reduziert.
(3) Eine
Auslagerung der Devisen in einen Staatsfonds würde die Unabhängigkeit der
Geldpolitik und der SNB in Frage stellen und die Handlungsfähigkeit der
Geldpolitik einschränken.
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