Samstag, 2. Juni 2012

Dollar-Index und Basis Swaps:
Euro vor Implosion?


Der Dollar-Index, der den Wechselkurs der US-Währung gegenüber den Währungen der sechs wichtigsten Handelspartner der USA abbildet, ist im Mai, wie Bloomberg berichtet, um 5,5% geklettert.

Die international orientierten Investoren fühlen sich gezwungen, US-Dollar zu kaufen, nicht weil sie besonders daran hängen, sondern weil sie sonst keine Alternative finden.

Die derivativen Währungstauschgeschäfte (Basis Swaps) zwischen dem Euro und dem US-Dollar zeigen, dass die Investoren angesichts der anhaltenden Euro-Krise auf Euro-Verzinsung immer noch einen Abschlag in Kauf nehmen müssen.

Wenn der Abschlag steigt, verteuert sich das Darlehen in US-Dollar aus Sicht der europäischen Banken.

Der negative Wert in der Abbildung bedeutet, dass die Kreditnehmer weniger Euro bekommen, wenn sie Zahlungen in US-Dollar (gemäss Libor) im Austausch für ein im voraus vereinbartes Darlehen in US-Dollar leisten müssen.

Der 5 Jahre Euro-Dollar Basis Swapsatz gilt als Mass für die Nachfrage nach US-Dollar. Der negative Wert deutet darauf hin, dass die Investoren bereit sind, im Austausch weniger Zinszahlungen auf das Kapital, welches in nicht-Dollar-Währungen ausgeliehen wurde, zu erhalten.


Euro Dollar Basis Swap, Graph: Greg Peters, Morgan Stanley

Was ferner bemerkenswert ist:

Während die Rendite der deutschen Staatspapiere mit 2 Jahren Laufzeit am Freitag auf minus 0,002% gesunken ist und damit erstmals negativ wurde, was ja auf schwere Verwerfungen im Finanzsystem hindeutet, fällt der Breakeven-Satz (5 Jahre) für deutsche Bundesanleihen dramatisch weiter.

Am Handelsschluss ergab sich am Freitag einen Wert von sage und schreibe 0,70%! Was bedeutet das?

Theoretisch: Die Investoren rechnen mit einer Inflation von 0,70% in den nächsten 5 Jahren.

Praktisch: ein Zusammensturz der Liquidität im Euro-Raum. Das heisst, dass der Euro gerade am Rande der Implosion ist, falls die EZB diese Wahrnehmung sehr bald nicht umstimmen kann, wie Paul Krugman in seinem Blog darlegt. Ansonsten ist das Ding gelaufen.


Der US-Dollar Index (DXY), Verlauf in den vergangenen 3 Monaten, Graph: Market Watch

PS:

Der Breakeven-Satz gibt den Unterschied zwischen der Rendite nominalen Staatsanleihen und der Rendite der inflationsgeschützten Staatsanleihen mit vergleichbarer Laufzeit an und reflektiert damit die Inflationserwartungen.

PPS:

Die Zentralbanken versuchen, anhand von temporär eingeführten Swap-Fazilitäten (mehr dazu auch hier) für die US-Dollar-Liquidität das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zu entspannen.

In einem Basis Swap Geschäft vereinbaren Parteien, sich gegenseitig Zinsen (basierend auf 3-Monats-Zinsen auf dem Interbankenmarkt) für die Laufzeit des Geschäftes zu zahlen. Ein Investor leiht sich von einem anderen Investoren US-Dollar, und borgt ihm gleichzeitig Euro. Die Investoren tauschen das Geld zum aktuellen Wechselkurs.



Keine Kommentare: