Dienstag, 15. August 2017

China und das Minksy-Moment


Eine der Lehren aus der globalen Finanzkrise von 2008-2009 (GFC) ist, dass auf die "Selbstheilungskräfte des Marktes" kein Verlass ist.

Während die meisten Theorien der Makroökonomie die Konjunkturzyklen als Ergebnisse von „Schocks“ und „wirtschaftspolitischen Fehlern“ betrachten, hat Hyman Minksy darauf hingewiesen, dass sie durch die interne Dynamik des Wirtschaftssystems ausgelöst werden.

Minsky hat m.a.W. dem Ansatz eine Absage erteilt, wonach die Wirtschaft sich selbst erholt, wenn wir lange genug zuwarten.

Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler hat seine Finanzkrisentheorie darauf gestützt, dass die Marktkräfte destabilisierend sind und daher eingeengt werden müssen, um Stabilität zu schaffen.

Es gibt allerdings keine permanente Lösung zum Problem der Konjunkturzyklen. Denn die „Stabilität ist destabilisierend“.

Minksy hat den Boom für die grösste Bedrohung für die Stabilität gehalten, weil der Boom riskantes Verhalten ermutigt und im Endeffekt zum Crash führt.


China’s Verschuldung, Graph: FT, Aug 15, 2017.


Es gibt immer noch ein paar Volkswirtschaften, die heute durch Kredit stimuliert werden, schreibt Steve Keen in diesem Zusammenhang in seinem aktuellen Buch.

Aber alle dieser Länder werden ihr „Minsky Moment“ erfahren. 

Der an der Kingston University lehrende Wirtschaftsprofessor nennt solche Länder „Debt Zombie“, wo die private Verschuldung hoch ist und immer noch rascher wächst als das nominale BIP.

Das sind Volkswirtschaften, die davon abhängig wurden, Kredit aufzunehmen, um das gegenwärtige Niveau der Nachfrage aufrechtzuerhalten.

Fällt der Kredit, wird die Nachfrage zusammenbrechen. Und die Wirtschaft wird in eine Rezession geraten. Das wird laut Keen auch den Rest der globalen Wirtschaft beeinträchtigen.

Die Indikatoren, die Keen dazu zugrunde legt, sind, (a) die Schulden im Verhältnis zum BIP (debt to GDP ratio) und (b) der durchschnittliche Kredit in den vergangenen fünf Jahren.

Die „Debt Zombies“ sind demnach Irland, Hong Kong und China.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Abbildung über Chinas Schuldenstand, die FT aus London heute präsentiert:

Chinas Schulden sind von rund 6'000 Mrd. USD zum Zeitpunkt von GFC auf 28'000 Mrd. USD per Ende 2016 angestiegen.

Im Verhältnis zum BIP ist die Verschuldung von 140% auf 260% im selben Zeitraum geklettert. 



Keine Kommentare: