Montag, 19. September 2016

Unternehmen, Wachstumsschwäche und neoliberale Angebotspolitik

The Economist hält es für ein gigantisches Problem, wie eine Gruppe von Unternehmen sich heute im Alltag im Herzen der Weltwirtschaft immer fester verankert.

Die Superstars sind in vielerlei Hinsicht bewundernswert; sie produzieren Produkte, die das Leben der Verbraucher erleichtern und verbessern, von Smartphones bis zu den schärferen Fernsehern.

Es gibt aber zwei Störstellen, so der Sonderbericht weiter: Mit dem Aufstieg von kolossalen Unternehmen wird der Wettbewerb gedrückt und die Unternehmen von gewaltigem Ausmass verwenden dabei „die dunkleren Künste des Managements“, um weiterhin an der Macht zu bleiben. Das ist nicht leicht zu lösen. Aber nichts zu tun, bedeutet mehr Risiken für die Menschen.

Die Welt braucht eine gesunde Dosis von Konkurrenz: Während die Superstar-Unternehmen weltweit gefeiert werden, gilt es, darauf zu achten, dass sie mit beiden Füssen fest auf der Erde stehen, so das Fazit von The Economist. Die politischen Entscheidungsträger sind herausgefordert, insbesondere das anti-Kartell-Gesetz für das digitale Zeitalter neu zu erfinden.

Einen Tag vor dem Erscheinen des oben zitierten Artikels wurde in Makroskop zum selben Thema ein viel interessanter Blogeintrag, der ergänzend dazu unbedingt gelesen werden muss, gepostet.

Heiner Flassbeck geht es v.a. um die veränderte Rolle der Unternehmen aus mikroökonomischer Sicht mit makroökonomischen Folgen.



Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren im Euroraum, Graph: Heiner Flassbeck in Makroskop

Unternehmen und private Haushalte sparen netto, nur die öffentliche Hand gibt Geld aus und das Ausland kauft dem Euroraum Güter und Dienstleistungen ab.


Der Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen von 1998 bis 1999 unterstreicht nämlich die „säkulare Machtverschiebung zugunsten der Unternehmen am Arbeitsmarkt und gegenüber dem Staat“.


Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren in den USA, Graph: Heiner Flassbeck in Makroskop

Denn wenn die Unternehmen systematisch die Seite wechseln (von der Schuldnerseite, d.h. weg von Investitionen) auf die Sparer-Seite, wo sie sich neben den privaten Haushalten festsetzen, dann droht die Wirtschaft zusammenzubrechen, wenn v.a. damit gleichzeitig die Forderung an den Staat einhergeht, seine Verschuldung zurückzufahren.

Das ist eine fatale Konstellation (*), wie in den beigelegten Abbildungen deutlich zu sehen ist; eine unmittelbare Folge der neoliberalen Wirtschaftskonzeption mit Betonung auf die Angebotspolitik

Kein Wunder, dass das Wachstum stockt, weil es einfach an Nachfrage fehlt. Folglich nimmt die Beschäftigung ab und Millionen von Menschen bleiben auf der Strecke. So gewinnt die Theorie von secular stagnation immer weiter an Brisanz.



Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren im Euroraum (ohne Deutschland), Graph: Heiner Flassbeck in Makroskop



(*) Wenn private Haushalte sparen und Unternehmen nicht investieren und damit netto Sparer sind, und obendrauf auch der Staat aufgefordert wird, die Gürtel enger zu schnallen, wäre es in der Tat nicht übertrieben, einen Kollaps der Wirtschaft zu erwarten. Es bleibt nur das (dumme) Ausland, das auf Pump uns die Güter und Dienstleistungen abkauft. Wenn man von einer geschlossenen Wirtschaft (ohne Ausland) ausgeht, kann man sich die fatalen Konsequenzen leichter ausmalen.





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