Mittwoch, 18. Mai 2016

Machtbeziehungen, Lohnwachstum und Mangel an Nachfrage

Wie wir jedem Standardwerk der Volkswirtschaftslehre entnehmen können, ist das Wachstum der Reallöhne für das Wachstum der Nachfrage entscheidend.

Angesichts der folgenden Abbildung erstaunt es nicht, dass es in den fortentwickelten Volkswirtschaften an Nachfrage mangelt. Das Lohnwachstum bleibt weit hinter dem Wachstum der Produktivität.

Während Experten von secular stagnation reden, stagniert der Konsum. Und die Binnenwirtschaft liegt in Europa am Boden.



Das Lohnwachstum steht mit dem Wachstum der Produktivität nicht im Einklang, Graph: Morgan Stanley

Wenn alle (private Haushalte, Unternehmen und die öffentliche Hand) sparen, entsteht obendrauf eine Deflationsgefahr. Die EZB verfehlt das Inflationsziel nach unten.

„Um das Inflationsziel einzuhalten, müssen die Löhne zusammen mit der Produktivität steigen. Jedes Land muss die Lohnstückkosten an seine Produktivität anpassen, unter Beachtung des Inflationsziels. Dadurch ergibt sich eine Konvergenz der Wettbewerbsfähigkeit“, wie Heiner Flassbeck es treffend zum Ausdruck bringt.




Anteil der Arbeit (fallend) am Volkseinkommen im Vergleich zum Anteil des Kapitals (steigend), Graph: Morgan Stanley

Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund der Anstieg der Ungleichheit. Der fallende Anteil der Arbeit am Volkseinkommen wirft die Frage auf, was die Einkommensverteilung bestimmt.

Während die eine Denkrichtung die durch Konkurrenz geprägten Märkte unterstreicht, erkennt die andere, dass nicht-regulierte Märkte tendenziell zur Monopolbildung führen, womit eine rasche Konzentration von Vermögen und Einkommen ermöglicht werde, wie Joseph Stiglitz in seiner Kolumne („Die neue Ära der Monopole“) in Project Syndicate beschreit.

Und es liegt auf der Hand, dass die erst genannte Denkrichtung angesichts der zunehmenden Ungleichheit und dem Fokus darauf, den Einzelnen unter dem Gesichtspunkt seines Grenzproduktes zu betrachten, versagt, die Funktionsweise der Wirtschaft zu erklären.

Wenn die Märkte auf Ausbeutung beruhen, verschwindet die Rechtfertigung für eine Politik des Laissez-faire. Dann ist der Kampf gegen etablierte Macht nicht nur ein Kampf für die Demokratie, sondern auch ein Kampf um mehr Effizienz und gemeinsamen Wohlstand, hält Stiglitz als Fazit fest.

Auch Mark Thoma argumentiert in seiner Kolumne (Economic models must account for „who has the power“in The Fiscal Times, dass Ungleichheiten das Ergebnis von Machtbeziehungen sind, nicht von Grenzerträgen.



















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