Montag, 29. Oktober 2012

Kreditvergabe im Euro-Raum


Europäische Banken finanzieren sich zum ersten Mal seit 3 Jahren zu niedrigeren Kosten als Unternehmen mit Investment Grade (IG) im Euro-Raum, wie Morgan Stanley in einer heute vorgelegten Forschungsarbeit betont. Dahinter stecken hauptsächlich die LTROs und die OMT. Es sind Massnahmen, die die EZB im Verlauf der Euro-Krise getroffen hat, um im Markt mehr Liquidität bereitzustellen.

Die Kreditvergabe an den Privatsektor bleibt jedoch weiterhin schwach und geht im Trend zurück. Im September gab es eine weitere Schrumpfung um 0,8% im Vergleich zum Vormonat mit Minus 0,6%. Auf das Jahr hochgerechnet ist die Kreditvergabe um 1,4% gefallen, was einem 2-Jahres-Tief entspricht, wie Morgan Stanley Research Team Europa heute berichtet.


Europäische Banken finanzieren sich günstiger als Unternehmen mit Investment Grade, Graph: Morgan Stanley Research, Europe


Die aktuellen Daten zeigen ferner, dass die „Balkanisierung“ innerhalb der Eurozone anhält. Morgan Stanley versteht darunter die Funding Gaps (Finanzierungsslücke) in einzelnen nationalen Märkten.


Kreditvergabe an Unternehmen in der Euro-Zone, Graph: Morgan Stanley Research

Wie aus den Daten der Bundesbank hervorgeht, bauen deutsche Banken ihre Risiken im Euro-Raum weiter ab, womit die Forderungen gegenüber dem Rest des Euro-Raums zurückfallen. Die Kredite deutscher Banken sinken v.a. in den von der Krise besonders stark betroffenen Ländern an der Peripherie der EU.


Der grenzübergreifende Schuldenabbau (deleveraging) in der Euro-Zone, Graph: Morgan Stanley Research

Es handelt sich dabei allem Anschein nach um einen komplexen und mehrere Jahre anhaltenden Schuldenabbau-Prozess (deleveraging), wie die Analysten von Morgan Stanley formulieren.


Funding Gaps (Finanzierungslücke) in der Euro-Zone, Graph: Morgan Stanley Research

Deutsche Banken versuchen, die Finanzierungslücke der Tochtergesellschaften jeweils in den betreffenden Ländern mit LTROs abzudecken.

Bemerkung:

Eine Tatsache, die in der zitierten Forschungsarbeit nicht besonders erwähnt wird, ist, dass die Zinssenkung durch die Zentralbank nicht funktioniert, wenn die system-relevante Banken nahe von Zahlungsunfähigkeit agieren. Die Refinanzierungskosten von Banken steigen, anstatt zu sinken, wenn die Krise sich fortentwickelt. Der klassische geldpolitische Hebel, die Anpassung der Federal Funds Rate, wird unwirksam, in einem Umfeld des Marktes, wo Big Banks vorherrschen, wie Richard Fisher und Harvey Rosenblum in einem lesenswerten Artikel („The Blob That Ate Monetary Policy“) in WSJ bemerken.

Fazit: Die „Too-big-to-fail“-Banken verhindern sogar die Niedrig-Zinsen daran, richtig zu funktionieren.

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