Dienstag, 26. Dezember 2023

Fed versus EZB - Beschäftigung versus Unterbeschäftigung

Fed’s Dovish Shift and Unchanged Deficit in 2024

ECB’s Focus on the Narrative “Last Mile”


Der von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsindex, der Preisindex für persönliche Konsumausgaben (PCE Index), sank im November um 0,1 % gegenüber dem Vormonat. 

Dies ist der erste Rückgang seit April 2020, teilte das Handelsministerium am Freitag mit. Die Preise stiegen im Jahresvergleich um 2,6% und waren damit nicht weit von der Zielvorgabe der Fed von 2% entfernt.


Die Preise in den USD fielen zum ersten Mal seit April 2020, da der PCE-Index, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, im Vergleich zum letzten Monat um 0,1 % fiel, Graph: Yahoo Finance, Dec 23, 2023 


Unterstützt wurde die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft durch den Arbeitsmarkt, auf dem in diesem Jahr weiterhin Arbeitsplätze geschaffen wurden, wenn auch langsamer als im Jahr 2022. 

Die Lohnzuwächse haben nachgelassen, aber die Inflation hat sich schneller abgekühlt, so dass viele Arbeitnehmer besser dastehen.

Die weithin erwartete Rezession in den USA ist also nicht eingetreten. 

Und die Fed hielt den geldpolitischen Schlüsselsatz jüngst in der Spanne von 5,25 bis 5,50% und avisierte für 2024 eine geldpolitische Wende («pivot»). 


Die Bilanzen der US-Unternehmen zeigen Zinsbelastungen auf historischen Tiefstständen – Nettozinszahlungen im Verhältnis zum Gewinn nach Steuern, Graph: JPMorgan AM, Dec 04, 2023.



Im Mittel gehen die US-Währungshüter davon aus, dass der Leitzins nächstes Jahr um 0,75 Prozentpunkte gesenkt wird. Dies dürfte der US-Wirtschaft zugute kommen, da Haushalte und Unternehmen dann günstiger an Kredite kommen und somit Konsum und Wachstum befeuert werden dürften.

Vor diesem Hintergrund würde beispielsweise die EZB auf keinen Fall die Zinsen senken, geschweige denn ihre restriktive Geldpolitik lockern, um die Beschäftigung zu fördern. Die EZB würde am Narrativ der „letzten Meile“ fest ankern, um die Menschen von der eigenen vorgefassten Einbildung in Sachen «monetary austerity» abzulenken.

Eine unausweichliche Tatsache des Konjunkturzyklus ist ferner, dass höhere Zinssätze die Kreditvergabe erschweren. 

Doch die Belastung durch höhere Zinssätze dürfte in den USA überschaubar sein, was nicht ausreichen würde, um 2024 eine Rezession auszulösen.


Wie üblich veröffentlicht das Congressional Budget Office (CBO) regelmäßig Basisprognosen für Bundeseinnahmen, -ausgaben und -defizite für das laufende Haushaltsjahr und das folgende Jahrzehnt, die davon ausgehen, dass die aktuellen Steuer-Einnahmen und Staats-Ausgaben unverändert bleiben, Graph: JPMorgan AM, Dec 22, 2023.



US-amerikanischen und europäischen Unternehmen (sowohl Investment Grade als auch High Yield) ist es laut JPMorgan AM Research gelungen, die niedrigen Zinssätze der Vorjahre zu nutzen, um die Verlängerung der Laufzeiten ihrer Anleihen zu bewerkstelligen. 

All dies bedeutet, dass die Zinszahlungen der Unternehmen außerhalb des Finanzsektors als Anteil des Gewinns nach Steuern auf dem niedrigsten Stand seit 1980 sind.


Höhere Löhne und gute Einstellungszahlen ermutigten mehr Menschen dazu, sich aus der Reserve zu locken. Die Erwerbsquote für Arbeitnehmer zwischen 25 und 54 Jahren (83,3 % im Nov) nähert sich dem höchsten Wert seit mehr als zwei Jahrzehnten, Graph: WSJ, Dec 23, 2023.


 

Das US-Haushaltsdefizit dürfte im nächsten Jahr angesichts höherer Zinsausgaben und eines geringeren Primärdefizits weitgehend unverändert bleiben.

Prognosen sind zwar nie ganz genau, aber wenn man bedenkt, dass der US-Staat ein chronisches Haushaltsdefizit aufweist, das in den letzten 30 Jahren vor der Pandemie durchschnittlich etwa 3% des BIP betrug, dürfte das gegenwärtige Umfeld der Fiskalpolitik keine besonders schwere Herausforderung im kommenden Jahr darstellen.

Kurzum:

Die Investitionen der öffentlichen Hand sind in den USA deutlich gestiegen, nicht unbedingt in erster Linie als «fiscal stimulus», sondern viel mehr als Hilfestellung angesichts der epischen Pandemie. Die Beschäftigung blieb daher erhalten. Die Inflation bzw. der transitorische Preisschub lässt nun nach. Die Fed schickt sich daher an, mit Ankündigung die Zinsen zu senken und die US-Notenbank behält ihre Glaubwürdigkeit.

Und die EZB?


Die 5 % Rendite waren genau das Richtige, um die Anleger zurück zu locken. Der Rückgang der Inflationszahlen hat auch die Fed dazu veranlasst, endlich die von den Anlegern ersehnte geldpolitische Wende («pivot») einzuleiten, Graph: Bloomberg, Dec 22, 2023.


 

 




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