Sonntag, 17. August 2025

The Labor Market Myth

Buchbesprechung

Paul de Beer: The Labor Market Myth” - How the Market Metaphor Hinders Our Understanding of Work, Edward Elgar Publishing, 2025, UK.



Jeden Tag wird uns erzählt, dass Jobs zum „Arbeitsmarkt“ gehören. Politiker, Ökonomen und Journalisten sprechen davon, als wäre es ein Bauernmarkt für Kartoffeln

Arbeitnehmer bieten ihre Arbeitskraft an, Unternehmen fragen sie nach, und Löhne sind der Preis, der beide Seiten ausgleicht. Übersteigt die Nachfrage das Angebot, steigen die Löhne. Übersteigt das Angebot die Nachfrage, sinken die Löhne. Einfach, übersichtlich, effizient.

Das Problem ist, dass dieses Bild ein Mythos ist. Der „Arbeitsmarkt“ ist kein Markt – und ihn als solchen zu behandeln, macht uns blind dafür, wie Arbeit und Löhne tatsächlich funktionieren.

Das falsche Versprechen des Gleichgewichts

Die Lehrbuchökonomie behauptet, dass ein Mangel an Arbeitskräften automatisch zu einem Anstieg der Löhne führen sollte, während ein Überschuss an Arbeitskräften zu einem Rückgang der Löhne führen sollte. 

In der Praxis funktioniert jedoch keiner dieser Mechanismen reibungslos. Löhne sind bekanntlich „träg” («sticky» und «rigid»). Unternehmen sträuben sich oft gegen Lohnerhöhungen, selbst wenn Arbeitskräfte knapp sind, und ziehen es vor, mehr aus den vorhandenen Mitarbeitern herauszuholen, zu automatisieren oder auszulagern. 

Auf der anderen Seite akzeptieren Arbeitnehmer selten Lohnkürzungen ohne Protest. Sie kündigen, schließen sich Gewerkschaften an oder engagieren sich weniger.

Die Vorstellung eines ordentlichen Gleichgewichts ist irreführend: Arbeit ist kein Sack Kartoffeln, der auf einer Auktion gekauft und verkauft werden kann, sondern menschliche Leistung, eingebettet in Institutionen, Verträge und Machtverhältnisse.