Montag, 6. April 2020

USD-Knappheit und die Fed als „lender of last resort“


Die nachfolgende Abbildung zeigt deutlich, wie die verbesserten und erweiterten USD-Swap-Linien inzwischen dazu beitrugen, den Stress am Devisenmarkt etwas zu entlasten.

Zur Erinnerung: Die Fed und die Bank of Canada, die Bank of England, die Bank of Japan, die EZB und die SNB haben am 15. Marz 2020 eine koordinierte Aktion zur Stärkung der Liquiditätsversorgung via bestehenden USD-Swapabkommen angekündigt.

Die Swap-Linien sind „stehende Fazilitäten, die als wichtige Liquiditätsabsicherung zum Abbau von Anspannungen an den globalen Finanzierungsmärkten zur Verfügung stehen und so dazu beitragen, die Auswirkungen solcher Anspannungen auf die Kreditversorgung der Haushalte und Unternehmen im In- und Ausland abzufedern“, wie die SNB sie beschreibt. 

Am 20. März 2020 haben die genannten Zentralbanken obendrauf mitgeteilt, die Frequenz von wöchentlich auf täglich zu erhöhen, um die Effektivität der Swap-Linien bei der Bereitstellung von USD zu steigern. 



Cross-Currency Basis Swaps, JPYUSD and EURUSD, Graph: Bloomberg, April 03, 2020


Besonders wichtig ist, zu erwähnen, dass die Fed am 19. März 2020 die Swap-Linien um 9 weitere Zentralbanken erweitert hat, darunter Brasilien, Südkorea und Mexiko. Das Swap-Abkommen gilt mindestens 6 Monate. 

Dass einige Entwicklungsländer (EM = Emerging Markets) auch mit berücksichtigt werden, unterstreicht die Relevanz der Massnahmen, die die US-Notenbank angesichts der Coronavirus-Pandemie insgesamt ergriffen hat.

Davon dürfte auch China mit profitieren. 

Denn ökonomisches „shutdown“ und soziales „lockdown“ legen zweifellos nahe, zu erwarten, dass nicht nur das Exportgeschäft wesentlich von der Pandemie beeinträchtigt wird, sondern auch der Tourismus durchaus zum Erliegen kommt. Das alles bedeutet ein beträchtlicher Umsatzeinbruch in USD, vor allem in den EM.

Wir können uns daher ohne weiteres vorstellen, dass in einer Situation wie jetzt jeder verzweifelt nach dem Greenback sucht, weil die Schulden auf USD lauten und die Einnahmen in USD von einer Klippe fallen.

Und es ist wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass nur die Fed dabei helfen kann, weil sie das Geld aus dem Nichts („out oft hin air“) schaffen kann.


Eine neue Fazilität der Fed ermöglicht es anderen Zentralbanken, die US-Treasury Bonds in ihrem Bestand vorübergehend gegen hochgeschätzten USD zu tauschen. Die Bilanz der Fed wird voraussichtliche bis Ende Jahr 9 Mrd. Billionen USD (d.h. 9'000 Mrd. USD) übersteigen, Graph: FT, April 06, 2020 


„Der grosse Vorteil einer Zentralbank in Krisen wie dieser ist es, dass sie Geld drucken und es unter die Leute bringen kann. Das ist ein machtvolles Instrument, und man sollte auch bereit sein, es einzusetzen“, sagt Prof. Maurice Obstfeld in einem aktuellen Interview mit dem Handelsblatt

Der frühere Chefökonom des IWF betont ferner, dass die Inflation das Letzte sei, vor dem wir uns jetzt fürchten sollten: „Wir müssen einen gesellschaftlichen Zusammenbruch abwenden“.


USD Finanzierungskosten: Die jüngsten Bewegungen der FX-Swap Basis; eine negative Basis bedeutet, dass die Kreditaufnahme in USD über FX-Swaps teuer ist als die USD Kreditaufnahme am USD-Geldmarkt, Graph: BIS, April 02, 2020 


Der USD ist stabil, flüssig und weithin akzeptiert. Und die US-Währung bleibt damit „the only game in town“, die einzige Möglichkeit, um die Spannungen an den Finanzierungsmärkten abzubauen.

Es ist durchaus möglich, dass die gegenwärtige Krise zu einem Umdenken exportabhängiger Wachstumsmodelle führt. 

Zu guter Letzt: Auch in der Eurozone ist es die EZB, die die umfangreichen Anleihe-Kaufprogramme mit einem Tastenanschlag finanziert. Die finanziellen Mittel werden nicht über Steuern aufgebracht. 

Im Übrigen: Das Verbot der sog. "monetären Staatsfinanzierung" wurde damit aufgehoben, weil die EZB sonst nicht als „lender of last resort“ arbeiten kann.




PS: Erst kommen die öffentlichen Ausgaben. Dann die Steuern, nicht umgekehrt. Und noch einmal: Gewinnsteigerung ist nicht die Aufgabe der EZB.





2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

In der 2. Grafik soll es vermutlich "Billionen" heißen, nicht "Milliarden". Wäre auch etwas mickrig für eine Zentralbank :)

Acemaxx-Analytics hat gesagt…

Ja, richtig, Danke, mein Fehler,
9'000 Mrd. USD oder wie du sagst "$9 Billionen",
Vielen Dank