Dienstag, 8. Mai 2018

Schuldenbremse und Unterbeschäftigung im Euroraum


Das ist das Versagen der neoliberalen Agenda im Euroraum in einem Chart.

Die folgende Abbildung, die von Peter Praet, EZB in einem Vortrag am Montag in Genf präsentiert wurde, zeigt, dass die Unterbeschäftigung im Euroraum acht Jahre nach GFC ("Great Financial Crisis") nach wie vor auf 17% verharrt.

Die Menschen sind gezwungen, mit part-time Jobs full-time Familien zu ernähren. Das ist ein Skandal.



Unterbeschäftigung im Euroraum, Graph: Peter Praet, ECB, in „Economic developments in the euro area“, Geneva, May 7, 2018


Und wie sieht es mit dem Wirtschaftswachstum aus?

Es liegt nach wie vor unter dem Potential.


Das reale BIP-Wachstum im Euroraum, Graph: Peter Praet, ECB, in „Economic developments in the euro area“, Geneva, May 7, 2018



Und die grösste Volkswirtschaft im Euroraum meldet jetzt einen noch harscheren Sparkurs an. Olaf Scholz, der neue Finanzminister der deutschen Koalitionsregierung will mehr als „nur“ eine „Schwarze Null“. 

Es soll eine „Schwarze Eins Plus x“ angestrebt werden, wie André Kühnlenz und Philipp Stachelsky in einer aktuellen Analyse im Blog Makronom hervorragend zusammenfassen.

Scholz (SPD) will in Sachen fiscal austerity allem Anschein nach um Längen besser sein als sein Vorgänger Schäuble (CDU). Auf Englisch würde man sagen, „double-down“ on Schäuble.


Deutschlands Investitionslücke: €83 Mrd., Graph: André Kühnlenz und Philipp Stachelsky in: „Wir brauchen eine positive Investitionsquote“, Blog Makronom


Die Autoren stellen den Sinn und Zweck der Schuldenbremse („debt brake“) in Frage und fordern zurecht eine positive Investitionsquote.

Auch Mark Schieritz schlägt am Montag in seiner Kolumne in DIE ZEIT in die gleiche Kerbe.

Wenn alle Schulden weg sind, dann ist das Land nicht reicher, sondern ärmer. 

„Staatsschulden sind wie ein Auffangbecken für das überschüssige Geld der Sparer. Wer sein Vermögen sicher anlegen will, der kauft deutsche Staatsanleihen. Wenn es aber keine deutschen Staatsschulden mehr gibt, gibt es auch keine deutschen Staatsanleihen mehr“, so Schieritz.

Sein Fazit: Deutschland braucht eine Investitionsoffensive. Bund, Länder und Gemeinden müssen Geld in die Hand nehmen, um die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren.

Und Wolfgang Münchau zieht in seiner Kolumne in FT den Schluss, dass der deutsche Finanzminister mit seiner Besessenheit von Überschüssen am Ende Deutschlands Nachbarländern im Euroraum schadet.

Die offizielle Arbeitslosenquote in Deutschland ist zwar in den vergangenen Jahren gesunken, aber die transitorischen und permanenten Komponenten der Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt ab Anfang der 1990er Jahren sind unabhängig der konjunkturellen Betrachtung stets angestiegen, wie Tom Krebs aufzeigt. 

Fakt ist, dass Unsicherheit Unzufriedenheit schafft, und so, als wären die durchschnittlichen Lebenseinkommen um 10% gekürzt worden.


Die Unsicherheit auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist stetig angestiegen, Graph: Prof. Tom Krebs in Makronom, May 2, 2018




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