Politiker und Experten sagen gerne, dass Staaten „innerhalb ihrer Mittel leben“ sollten – so wie ein Haushalt, der den Gürtel enger schnallt. Diese Analogie ist zwar intuitiv, aber gefährlich falsch. Länder sind keine Haushalte, und sie wie solche zu führen, führt zu einer wirtschaftlichen Katastrophe.
Ein souveräner Staat – einer, der eine eigene Währung ausgibt – ist nicht wie eine Familie oder ein Unternehmen eingeschränkt. Haushalte müssen erst Geld verdienen, bevor sie es ausgeben können. Staaten können erst ausgeben und später Steuern erheben. Sie sind die monopolistischen Geldgeber, nicht nur die Nutzer.
Der Versuch, in einer Rezession die öffentlichen Ausgaben zu kürzen, wie es die Haushalte tun, verschlimmert die Rezession nur noch.
Sectoral Financial Balances, Graph: Prof. Stephanie Kelton, Stoney Brook University, New York. |
Warum?
Weil die Ausgaben einer Person das Einkommen einer anderen Person sind. Wenn alle gleichzeitig sparen – Haushalte, Unternehmen und Regierung –, bricht die Nachfrage ein. Das ist das Paradox der Sparsamkeit, und es führt zu Entlassungen, Einkommensverlusten und größeren Defiziten in der Zukunft.
Keynes hatte Recht: In einer Rezession muss der Staat eingreifen und Geld ausgeben, wenn andere es nicht tun. Das ist keine Verantwortungslosigkeit, sondern Verantwortung. Sobald das Wachstum zurückkehrt, können Haushaltsüberschüsse ganz natürlich folgen. Aber Sparmaßnahmen (fiscal austerity) in einer Rezession sind kontraproduktiv.
Die Haushaltsanalogie mag zwar politische Punkte einbringen, ist aber wirtschaftlich gesehen schlecht und politisch noch schlechter. Es ist an der Zeit, sie aufzugeben, bevor sie noch mehr Schaden anrichtet.
Die Netto-Kreditvergabe und -aufnahme summiert sich immer auf Null – was die Genauigkeit der Rechnungslegung (Buchhaltung) unterstreicht und irreführende Darstellungen vermeidet.
Defizite müssen nicht schlecht sein, wenn der private Sektor Ersparnisse ansammelt. Anhaltende Defizite oder Überschüsse können jedoch auf strukturelle Ungleichgewichte hindeuten.
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