Donnerstag, 21. Juni 2018

Anleihemärkte schreien: Haushaltskonsolidierung ist heute nicht notwendig


Das Wirtschaftswachstum im Euroraum bleibt hinter Erwartungen zurück. Das BIP lag im ersten Quartal 2018 nur noch bei 0,4% gegenüber 0.7% im vierten Quartal 2017.

Und der Einkaufsmanagerindex (PMI) des herstellenden Gewerbes signalisiert die Fortsetzung der moderaten Entwicklung. 

Die Verlangsamung der Wachstumsdynamik, die sich im PMI widerspiegelt, erklärt zum Teil, warum die Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit nach einem starken Anstieg zu Beginn des Jahres wieder gesunken ist.



Der Wert der Anleihen, die derzeit mit einer negative Rendite gehandelt werden, Graph: Bloomberg, June 20, 2018


Die Reaktion am Markt auf das zurückhaltende Zinssignal der EZB war so stark, dass die erwartete kumulative Zinserhöhung von einem Höchststand von 25% zu Beginn des Jahres auf nahezu null gefallen ist.


PMI im Euroraum versus 10y GER Bund Rendite, Graph: Pictet WM, June 20, 2018

Der „safe-haven“-Status der 10-jährigen Bundesanleihen rückt inzwischen angesichts der zunehmenden Spannungen im transatlantischen Handel und der politischen Unsicherheiten in Europa wieder in den Fokus.


Die vom Markt eingepreisten kumulierten Zinserhöhungen durch die EZB, Graph: Pictet WM, June 20, 2018


Die Händler stocken vor diesem Hintergrund die als sicher, liquide und erstklassig geltenden Staatsanleihen auf und vergrössern damit den Bestand an Bonds, die mit einer negativen Rendite gehandelt werden.

In nur sechs Tagen bis Dienstag ist der weltweite Stapel von negativ rentierenden Schuldtiteln um fast 1‘000 Mrd. USD auf 8‘000 Mrd. USD angestiegen, wie Bloomberg am Mittwoch berichtet.

Die sinkenden Renditen sind ein Signal dafür, dass Investoren der Ansicht sind, dass die Weltwirtschaft keinem Anstieg der Inflation entgegenblickt.

Fazit: Wenn die unkonventionelle Geldpolitik im Grossen und Ganzen einen Erfolg gehabt hätte, hätten wir heute eine steilere Zinsstrukturkurve sehen müssen, nicht eine, die flacher wird. 

Das bedeutet, dass die Geldpolitik längst an Zugkraft verloren hat, um die Wirtschaft anzukurbeln und deswegen der Einsatz der Fiskalpolitik vonnöten ist.

Und es gibt genug Spielraum, weil nebst privaten Haushalten auch die Unternehmen (unterdessen) zu Netto-Sparern geworden sind. Die einzige Akteurin, die übrig bleibt, um die Ersparnisse aufzunehmen und zu investieren, ist, der Staat. Zumal die Ersparnisse des Privatsektors heute höher liegen als das Defizit des öffentlichen Sektors.








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