Samstag, 14. November 2015

Haushaltsdefizit und Wirtschaftswachstum

Der Wunsch, einen Überschuss im Haushalt zu erzielen, hängt i.d.R. damit zusammen, die Staatsschulden (debt-to-GDP) zurückzufahren.

Die Aussage, dass es gleichzeitig möglich ist, ein Haushaltsdefizit einzufahren (d.h. wo die Ausgaben der öffentlichen Hand die Einnahmen übersteigen), und die Last der Staatsverschuldung zu reduzieren, mag sich daher unglaubwürdig anhören.

Dem ist aber nicht so. Wenn der Staat mehr Einnahmen hat als Ausgaben, bleibt Geld übrig, um Schulden zurückzuzahlen. Und wenn die öffentliche Hand nicht mehr Geld aufnehmen muss, muss sie auch keine Schuldtitel ausgeben. Auf diese Weise sinkt der Schuldenstand (stock of debt).

Auf den Schuldenstand kommt es aber nicht an. Was zählt, ist die Grössenordnung der Schulden im Verhältnis zur Grössenordnung der Wirtschaft und das Einkommen der Steuerzahler, woraus sich die Einnahmen ergeben.

Darum ist es durchaus möglich, die relative Grösse der Schulden zu verringern, während gleichzeitig ein Haushaltsdefizit in Kraft ist.


Grossbritannien’s Schuldenstandsquote. Die grauen Balken zeigen Haushaltsdefizit in diversen Jahren, Graph: The Economist


Die blaue Linie zeigt Staatsschuldenquote (debt-to-GDP). Die grauen Linien kennzeichnen die Jahre mit Haushaltsdefizit in Grossbritannien. Auch wenn es viele Defizite in der Nachkriegszeit gab, sind die Schulden viel langsamer gewachsen als die Wirtschaft, sodass die Staatsschulden drastisch gesunken sind.

PS: Die Staatsverschuldung ist heute in der Eurozone höher, nicht niedriger. Warum? Es ist der sog. Nenner-Effekt: Die Schuldenstandsquote ist ein Bruch. Auf dem Zähler werden die Schulden (debt) und auf dem Nenner die Wirtschaftsleistung (GDP) angegeben.

Wenn der Nenner (Wirtschaftswachstum) sinkt, wird der Bruch insgesamt grösser. Das BIP schrumpft, weil die Ausgaben gekürzt werden. Und die Verschuldung wird grösser.





Keine Kommentare: