Sonntag, 13. November 2011

Angebots-Ökonomie ist keine Antwort auf die Finanzkrise

In einer neuen Forschungsarbeit („Supply-side policies and the zero lower bound”) deuten zwei Ökonomen in voxeu darauf hin, dass die Supply Side Economics (strukturelle Reformen, die die Arbeitnehmer produktiver und die Preise flexibler machen, oder was auch immer) die Antwort auf eine Liquiditätsfalle sein dürfte.

Manche Menschen könnten jetzt auf die Idee zurückgreifen. Es ist daher erwähnenswert, dass eine unerzwungene Interpretation falsch ist, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog dazu.

Was wir in Sachen Liquiditätsfalle bereits wissen, ist, dass angebotsseitige Massnahmen i.d.R. kontraproduktiv sind. Es mag seltsam klingen, aber so ist die Liquiditätsfalle beschaffen.

Gauti Eggertsson hat vor diesem Hintergrund etwas identifiziert, die er „paradox of toil“ (siehe hier und hier und hier in diesem Blog) nannte.

Der springende Punkt ist, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage tatsächlich positiv geneigt (eine ansteigende Kurve) ist, weil jeder Preisrückgang nichts tut, um die Zinssätze zu senken, aber die reale Last der Schulden steigert. Wenn man also die Löhne flexibler gestaltet, tut es nichts, ausser Verschlechterung der Bilanz-Probleme (siehe hier), erklärt Krugman.

Wie kommt aber die neue Forschungsarbeit auf eine andere Geschichte? Mit der Annahme, dass die die angebotsseitigen Massnahmen sich nicht auszahlen, bevor die Wirtschaft aus der Liquiditätsfalle spontan heraustritt und diese Verkehrtheit verschwindet. Die Idee ist, dass die Verbraucher, indem sie diese künftige Verbesserungen rational wahrnehmen, und sich besser fühlen, jetzt mehr Geld ausgeben.

Hoppla! Es mag stimmen, obwohl es von den Verbrauchern abhängt, die sehr gut informiert sind, legt Krugman dar. Aber er kenne im Wirtschaftsdepartment der Uni Princeton niemanden, wenn man von Main Street USA absieht, der den Haushalt der Familie aufgrund von Wahrnehmungen gestaltet, wie die Steuergesetze oder die arbeitsrechtlichen Vorschriften auf das Einkommen in fünf Jahren auswirken werden.

Das Wichtigste ist, die Fakten nicht aus den Augen zu verlieren, dass wir jetzt ein Nachfrage-Problem haben: Nachfrage, Nachfrage, Nachfrage, fasst der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) zusammen.

PS:

Die bekanntesten Protagonisten der Supply Side Economics (Angebots-Ökonomie) waren Ronald Reagan (1981-1989) und Margaret Thatcher (1979-1990)

Reagan hat die Ideologie auf seine Fahnen geschrieben, dass der Staat das Problem und der Markt die Lösung sei. Der Staat wurde als „Big Government“ an den Pranger gestellt. Der Ansatz hat hauptsächlich zwei Komponente: (1) Steuersenkungen und (2) Deregulierung des Finanzsektors (v.a. der Banken).

Die Produktivität der US-Wirtschaft ist während der Reagan-Ära deutlich zurückgegangen und die Staatsverschuldung ist explodiert. Die Einkommensungleichheit ist dramatisch gestiegen. Und die Kluft zwischen Reich und Arm hat sich drastisch vertieft. Der Washington-Consensus hat zudem zu der lateinamerikanischen Schuldenkrise (Tequila-Krise) und der Asien-Krise (Ende der 1990er Jahre) geführt. Die Deregulierung des Finanzsektors hat die schwerste Finanzkrise (2008) und die tiefste Wirtschaftskrise (2009) seit den 1930er Jahren ausgelöst.

1 Kommentar:

Johannes hat gesagt…

Das Reagan die Finanzindustrie dereguliert hat, haben die Forscher wohl in einem Märchenbuch nachgelesen. Tatsächlich war es Bill Clinton der der Wallstreet die Instrumente an die Hand gab sich auf Kosten der Allgemeinheit zu bereichern.
Die Angebotstheorie hat sich als die allgemein gültige Theorie bewiesen, die den Wohlstand nährt. Deutschland ist doch das beste Beispiel dafür.