Sonntag, 29. Oktober 2023

Visions of Inequality

Buchbesprechung

Branko Milanovic: Visions of Inequality – From the French Revolution to the End of Cold War, Harvard University Press, October 2023, London, UK.


Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Wahrnehmung von Ungleichheit sich im Laufe der Zeit ändert. Jede Ungleichheit (bezüglich Einkommen, Rasse, Geschlecht usw.) ist ein historisches Phänomen. Wir können daher nur von spezifischen Merkmalen jeder Ungleichheit sprechen.

Vor diesem Hintergrund bemüht sich Branko Milanovic redlich, die Entwicklung des Denkens über wirtschaftliche Ungleichheit in den letzten zwei Jahrhunderten empirisch nachzuzeichnen. 

Es geht um die Ideengeschichte. Ziel ist es, die Ansichten der besprochenen Autoren über die Einkommensverteilung in den Kontext ihrer Zeit einzuordnen.

Der Ansatz des an der City University of New York forschenden Wirtschaftsprofessors hat bestimmte Merkmale, wie zum Beispiel:


Sonntag, 22. Oktober 2023

Energiewende mit Deflation

The Rise of Green Electric Power


Grüne Energie ist jede Energieart, die aus natürlichen Ressourcen wie Sonnenlicht, Wind oder Wasser gewonnen wird.

Der Schlüssel zu diesen Energieressourcen ist, dass sie die Umwelt nicht durch Faktoren wie die Freisetzung von Treibhausgasen in die Atmosphäre schädigen.

Die Energiepläne der EU und die durch den US Inflation Reduction Act (IRA) mobilisierten Ausgaben lassen auf einen  Markt von mehr als 6 Billionen Dollar schließen.

Nach 300 Jahren, in denen Kohlenwasserstoffe die Weltwirtschaft angetrieben haben, erlebt dieses Jahrhundert den Aufstieg der grünen Elektrizität als primäre Energiequelle. 


Die Elektrifizierung Europas könnte bis zum Ende des Jahrzehnts stark deflationär sein. “Elektrifizierungs-Kostenkurve” 2023E: Öl-Äquivalentpreis ($/boe) nach Technologie und angenommenem Ölpreis (80 $/Barrel, gepunktete Linie), Graph: Goldman Sachs, Oct 19, 2023.


Samstag, 14. Oktober 2023

We Need to Talk About Inflation

Book Review – Buchbesprechung

Stephen D. King: We Need to Talk About Inflation – 14 Urgent Lessons from the last 2,000 Years, Yale University Press, 2023, UK.


Stephen King, erzählt uns eine interessante Geschichte der Inflation. Im Mittelpunkt steht “die inflationäre Rolle des Staates”. 

Vom alten Rom über den Amerikanischen Bürgerkrieg bis hin zu den heutigen Vermögensblasen ist die Inflation laut dem Chefökonom (von 1998 bis 2015) der HSBC Gruppe in London auf "politische Fehler" und einen kollektiven "Vertrauensverlust" in Währungen zurückzuführen.

Den gedanklichen Rahmen der gesamten Argumentation des britischen Ökonomen, der heute als Senior-Berater für die HSBC tätig ist, bildet die "Quantitätstheorie des Geldes". 

Es ist doch wichtig, in Erinnerung zu rufen, dass es sich bei "quantity theory of money" nicht um eine Theorie handelt, sondern um eine Gleichung mit vier Variablen. 

Aus dieser Gleichung (MxV = PxY) kann nicht geschlussfolgert werden, dass eine Zentralbank die Geldmenge (M) steuern muss, um die Inflation, d.h. die Entwicklung von Preis (P), unter Kontrolle zu bringen.

Es überrascht daher, dass der Autor immer wieder den nichtssagenden Zusammenhang zwischen der Geldmenge und dem Preis hervorhebt, auch wenn er eingesteht, dass "die zusammengestellten Buchstaben nicht mehr als eine buchhalterische Identität sind und die Kausalität ebenso wie die Definitionen vorgeschrieben werden müssen."

Die Quantitätstheorie ist "zu simpel", und ihr Erfolg hängt davon ab, was genau die Umlaufgeschwindigkeit (V) beeinflusst (oder den Wunsch, Geld zu horten, anstatt es auszugeben), räumt King weiter ein. 

Sonntag, 8. Oktober 2023

"Bond Vigilantes" sind zurück! Wie Bitte?

"Overtightening" und "Fiscal Dominance" - Das Wiederaufleben der "Confidence Fairy"


Ausverkauf am Anleihemarkt nimmt Fahrt auf. 

Manche Marktbeobachter sagen sogar voraus, dass es möglich sei, dass die 10-jährigen UST-Renditen, die am Mittwoch ein 16-Jahres-Hoch von fast 4,90% erreichten, auf 6% klettern, ein Niveau, das zuletzt im Jahr 2000 verzeichnet wurde.

Anleger, die Staatsanleihen halten, haben i.d.R. die Möglichkeit, auf den Geldmärkten (mit Staatsanleihen als Collateral) Kredit aufzunehmen, auf denen die Tagesgeldzinsen von der Fed festgelegt werden. 

Zur Erinnerung: Die Rendite der Staatsanleihen mit der kürzesten Laufzeit spiegelt die Geldpolitik der Fed wider. 

Bei längeren Laufzeiten spiegeln die Renditen zwei zusätzliche Faktoren wider. 

Der eine ist die Erwartung, wie die Fed die Zinsen in Zukunft ändern wird. 

Die Umstellung der Fed auf einen aggressiven Plan zur Straffung der Geldpolitik hat auch die UST-Renditen in die Höhe katapultiert, die Volatilität angeheizt und die Laufzeitprämien in die Höhe getrieben, Graph: Bloomberg Business Week, Oct 05, 2023