Dienstag, 31. Dezember 2019

Staatsanleihen 2020


Der weltweit grösste Anleihemarkt schliesst das Jahr 2019 mit einer Gesamtrendite von rund 7% ab. Das ist die stärkste Performance des UST-Marktes seit 2011.

Bemerkenswert ist, dass Anleihen-ETFs in der grossen Rotation zum passiven Investieren an Boden gewinnen.

Wie sieht es mit festverzinslichen Wertpapieren im nächsten Jahr aus?

Die Fed hat angekündigt, dass sie die Zinsen 2020 nicht erhöhen will, solange die Inflation nicht wesentlich ansteigt.

Die folgende Abbildung von Bloomberg zeigt den globalen Ausblick für die mögliche Entwicklung der Leitzinsen 2020. Es ist allem Anschein nach nicht mit Überraschungen zu rechnen.


Bloomberg Ausblick für die Zinspolitik der führenden Zentralbanken, Graph: BloombergTV, Dec 31, 2019 

Samstag, 28. Dezember 2019

Monopolmacht und Unternehmensinvestitionen


Der S & P 500 Index hat 2019 um 29,1% zugelegt. 

Was dabei auffällt, ist, dass Unternehmen trotz der sehr hohen Gewinne relativ wenig investieren.

Das ist im Grunde genommen ein Hinweis auf die Monopolmacht der Unternehmen als Quelle der sprudelnden Gewinne.

Es ist nicht so, dass die Kapitalrendite niedrig ist, sondern die Rendite einer marktbeherrschenden Stellung sehr hoch, erklärt Paul Krugman in einem Interview mit Ezra Klein bei Vox.

Und es ist sinnvoll, zu denken, dass die Monopolmacht ein grosses Problem für die US-Wirtschaft wurde, argumentiert Krugman weiter.


Unternehmensinvestitionen nach der Steuersenkung, Graph: EPI, Economic Policy Institute, Dec 23, 2019

Donnerstag, 26. Dezember 2019

Spoiler Alert: 2020 ist keine Zinserhöhung zu erwarten

Die „Schwarze Null“ ist nicht mal für Deutschland gut; sie verhindert Investitionen in die Zukunft, sagt Paul Krugman in einem aktuellen Interview mit der Tagesschau von ARD.

Gemeint sind vor allem Investitionen in die Infrastruktur, Bildung und Ernährung von Kindern.

Und wie sollen wir das bezahlen? Die Antwort lautet: gar nicht. Es ist in Ordnung, Schulden aufzunehmen, wenn es der Gesellschaft in der Zukunft grosse Gewinne bringt, erklärt der 2008 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnete Wirtschaftsprofessor aus den USA.

Es ist ein der Tat in offenes Geheimnis, dass die öffentliche Hand zu wenig investiert. 

Deutschland kann grosse Schulden haben, ohne in finanzielle Probleme zu bekommen, betont der im Graduate Center der City University von New York forschende Ökonom weiter.

Verantwortlich dafür ist die Politik der Fiscal Austerity im Euroraum, die von Berlin und Brüssel angeordnet (*) wurde.


Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren in Deutschland. Nur der Sektor Ausland verschuldet sich, um deutsche Güter zu kaufen. Sonst sparen in Deutschland alle Sektoren: private Haushalte, Unternehmen und die öffentliche Hand, Graph: Heiner Flassbeck, Makroskop, 2019

Sonntag, 15. Dezember 2019

Die vermisste Inflation und die verlorenen Zentralbanken


Die Zentralbanken haben die Inflation verloren. 

Ist dies eine gute oder schlechte Nachricht? Schlecht, natürlich. Denn es bedeutet, dass die Preisstabilität nicht mehr gewährleistet ist.

Auch im Jahr 2019 blieben nämlich die Inflationsraten in den fortentwickelten Industrieländern unter den Zielen der Zentralbanken. Und die Inflationserwartungen gingen im Jahresverlauf zurück. 

Folglich ist anzunehmen, dass die Zentralbanken auch im kommenden Jahr an der lockeren Geldpolitik festhalten werden. 

Es ist wichtig, in Erinnerung zu rufen, dass das niedrige Zinsniveau nicht im Wesentlichen durch die Handlungen der Zentralbanken ausgelöst wurde.

Der Hauptgrund ist, dass seit geraumer Zeit mehr gespart und wenig investiert wird, wie Thomas Jordan, SNB-Präsident am Donnerstag auf der Pressekonferenz erklärt hat.

Wenn zu viel gespart und zu wenig investiert wird (*), sinkt der Zinssatz.


5y5y inflation Swap Sätze, schwarze Kurve: Euroraum und rote Kurve USA, Graph: Bloomberg, Dec 13, 2019

Dienstag, 10. Dezember 2019

Aktien und die deprimierendste Abbildung aller Zeiten

Andrew Lapthorne, Chief Quantitative Strategist bei SocGen analysiert ein Universum von rund 16‘000 öffentlich gehandelten Aktien aus der ganzen Welt und will wissen, welcher Anteil davon eine bessere Rendite erzielt hat als der S&P 500 Index.

Es handelt sich dabei um bekannte Unternehmen, die am besten erforscht sind. Und doch konnte nur eine von fünf Aktien den Index schlagen.

Hinzu kommt, dass der S&P 500 Index der weltweit am einfachsten und billigsten abzubildenden Index ist.

Mit anderen Worten: In den letzten zwei Jahren schafften es kaum 20% der Aktien, den S&P 500 Index zu schlagen, wie John Authers in seiner Kolumne bei Bloomberg zusammenfasst.



Die deprimierendste Abbildung aller Zeiten, Graph: John Authers, Bloomberg Opinion, Dec 04, 2019 

Sonntag, 8. Dezember 2019

Unternehmenssektor und die Last des gesamtwirtschaftlichen Sparens


Wann das Sparen zum Laster wird und keine Tugend ist.

Das ist das Thema, mit dem sich DWS, der deutsche Vermögensverwalter mit Sitz in Frankfurt am Main beschäftigt, wie FT aus London berichtet.

Die DWS Group präsentiert dazu die folgende erstaunliche Abbildung:

Der Leistungsbilanzsaldo (die Kehrseite der Ersparnisse) der Eurozone und die Realrenditen.

Die Eurozone weist einen Sparüberschuss (savings surplus) von mehr als 300 Mrd. EUR pro Jahr aus.

Was auffällt, ist: während der Überschuss in der Leistungsbilanz der Eurozone ansteigt, fällt die Realrendite tiefer in den negativen Bereich.

Die Verfasser der Analyse notieren, dass die Frage, die sich aus dieser Perspektive stellt, ist, nicht, ob die EZB die Zinsen wieder anheben wird, sondern wie ein Umfeld geschaffen werden kann, in dem der Unternehmenssektor bereit ist, zu investieren, eine Rendite zu erzielen und einen Teil dieser Rendite an die Gläubiger zu verteilen.

Und das kann die Geldpolitik allein nicht leisten.


Der Leistungsbilanzsaldo der Eurozone und die Realrenditen.
Graph: DWI via FT, Dec 07, 2019 

Dienstag, 3. Dezember 2019

Neue Höchststände an den Aktienmärkten und Gewinnrezession

Der DAX ist seit Jahresbeginn um 25% gestiegen. Auch der S&P 500 Index hat im vergleichbaren Zeitraum um 25% zugelegt.

Was dabei auffällt, ist eine wichtige Tatsache, der die Anleger irgendwie die kalte Schulter zu zeigen scheinen:

Der S&P 500 Index hat für alle drei Quartale des Jahres 2019 ein negatives Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr verzeichnet, wie Morgan Stanley unterstreicht. Auch die Prognose für das vierte Quartal 2019 deutet auf ein negatives Gewinnwachstum hin.

Das bedeutet im Klartext anhaltend rückläufige Unternehmensgewinne.

Die Bullen hingegen argumentieren, dass die verbuchten Fehlbeträge die zurückgeschraubten Erwartungen insgesamt übertreffen und sich dabei lediglich um eine Handvoll Unternehmen handele.

Eine Gewinnrezession (earnings recession) bedeutet der Rückgang der Unternehmensgewinne in mindestens zwei Quartalen in Folge.


Gewinnrezession, gemessen am S&P 500 Index, Graph: Morgan Stanley, Dec 02, 2019

Sonntag, 1. Dezember 2019

Aktien-Risiko-Indikator und QE

Der „Aktien Risiko Indikator“ von Morgan Stanley ist inzwischen in den Bereich „Überschwang“ hochgeschossen. 

Die meisten Anleger sehen daher einen weiteren Anstieg des S & P 500 Index als begrenzt an. Aber sie stimmen damit überein, dass eine Ausweitung der Zentralbank-Bilanz zu einer Überschreitung des „fair value“ führen könnte, wie Mike Wilson von Morgan Stanley berichtet.

Mit „Ausweitung der Zentralbank-Bilanz“ ist natürlich die Wiederaufnahme der QE-Politik (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) durch die Fed gemeint. 

Wichtig ist jedoch, nicht zu vergessen, dass auch die EZB und BoJ jeweils weiterhin am eigenen Anleihekauf-Programm festhalten.

Zur Erinnerung: QE bedeutet der Kauf von Wertpapieren durch die Zentralbanken auf dem offenen Markt, finanziert durch die Bildung von Bankreserven bei der Zentralbank, wie Ben Bernanke in einem im Sommer 2019 erschienenen Buch darlegt. 




Der „Aktien Risiko Indikator ist derzeit im Bereich „Überschwang“, Graph: Morgan Stanley, Nov 30, 2019