Nick Rowe schreibt in seinem Blog, dass Lin (siehe hier) im Grunde recht hat. Er mache ein wichtiges Argument, und zwar etwas ähnliches wie Rowe vor ein paar Jahren. Sicherlich wäre eine vorübergehende Erhöhung der Staatsausgaben, selbst unter Ricardianischer Äquivalenz „ein kleines Mittel mit grosser Wirkung“. Aber es sei eine total nutzlose Wirkung, so der an der Carleton University, Kanada lehrende Wirtschaftsprofessor. Kein keynesianischer Ökonom würde es empfehlen, selbst wenn es keine sinnvolle Alternative gäbe. Und nützliche Staatsausgaben werden nicht nur „gute Ware fürs Geld liefern“, sondern mit grosser Wirkung. „Die Intuition ist einfach. Brachliegende Ressourcen zu bezahlen, um etwas völlig nutzloses zu tun, ist gleichbedeutend mit einer Übertragung von Guthaben an sie. Eine Transferzahlung ist gleichbedeutend mit einer Steuersenkung. Eine Steuersenkung hat unter Ricardianischer Äquivalenz keine Wirkung“, erklärt Rowe in seinem schwer lesbaren Beitrag (wonkish!).
Der Ansatz der Ricardianischen Äquivalenz besagt, dass eine durch die Begebung von Anleihen finanzierte Erhöhung der Staatsausgaben gleichbedeund ist mit einer Steuern finanzierten Erhöhung der Staatsausgaben, so Rowe. Weil die Konsumausgaben nur vom permanenten Einkommen abhängen und damit vom Barwert der gegenwärtigen und künftigen Steuerlast. Unter der Annahme, dass die Ricardianische Äquivalenz wahr ist.
Angenommen, die marginale Konsumneigung aus dem permanenten Einkommen ist eins. Eine permanente Erhöhung der Staatsausgaben um 100$ hat keine Auswirkung auf die Herstellung (output), wenn sie zu einem Anstieg der Steuern um 100$ führt und der Konsum um genau 100$ zurückgeht. Eine temporäre Erhöhung der Staatsausgaben um 100$ führt zu einem Anstieg der Produktion um weniger als 100$, weil sie zu einem Anstieg der permanenten Steuern um weniger als 100$ führt und der Konsum sich um weniger als 100$ erhöht, legt Rowe dar.
Was die nutzvolle Herstellung (output) betrifft, ist der Multiplikator eines nutzlosen Projektes ist genau Null. Und es ergibt sich keine Auswirkung aus dem erhöhten Konsum wegen der extra verdienten 100$, die die Konsumenten kriegen, wenn sie ein Loch graben und es wieder zudecken, weil das Ganze durch den Barwert der Steuerlast von extra verdienten 100$ ausgeglichen wird, hält Rowe fest. Kein keynesianischer Ökonom würde eine Erhöhung der Staatsausgaben für nutzlose Projekte empfehlen, unter Ricardianischer Äquivalenz. Nur nutzvolle Projekte bringen „gute Ware fürs Geld“, so Rowe.
Es gibt aber drei Szenarien, die wirtschaftlich gleichwertig sind, bemerkt Mark Thoma dazu in einem Kommentar im Rowes Blog.
(1) Der Staat zahlt an Leute 50$ am Morgen, um ein Loch zu graben und nochmals 50$ am Nachmittag, um das Loch auszufüllen.
(2) Der Staat zahlt an Leute 100$, um ein zufälliges Stück Land zu überwachen, damit sie am Abend im gleichen Zustand sind wie sie in der Früh waren.
(3) Der Staat geht dazu über, den Menschen 100$ in die Hand zu drücken.
Im Szenario (3) gibt es zwei Wege, dies zu tun: Fiskalpolitik und Geldpolitik. Wenn die Fiskalpolitik verwendet wird, wird das Finanzministerium Zinsen auf das geliehene Geld zahlen, das es dann als 100$ aushändigt. Wenn die Zentralbank die 100$ Noten aushändigt (durch Offenmarktgeschäfte), zahlt sie keinen Zins.
Die heisse Debatte darüber, ob die „Ricardianische Äquivalenz“ für die aktuelle Konjunkturlage gilt oder nicht, hat nur ein kleines Problem: Die Ricardianische Äquivalenz ist eine absurde Idee ohne eine Spur eines Belegs oder der Logik, sie zu unterstüzen, schreibt Peter Dorman in einem kurzen Beitrag im Blog econospeak. Hinter diesem von Robert Barro erträumten imposanten Spitznamen „Ricardianische Äquivalenz“ steht die Aussage, dass die Staatsschulden bis auf Null zurückgezahlt werden müssen. Wenn der Staat einen Kredit von 1 Mrd. $ in diesem Jahr aufnimmt, muss er einige Zeit in Zukunft einen Überschuss von 1 Mrd. $ erwirtschaften. Wenn die Ausgaben konstant bleiben, bedeutet dies, dass die Steuern erhöht werden müssen, beschreibt Dorman. Die Idee läuft aber ins Leere, fügt er hinzu.
Die Frage ist jedoch, warum sich jemand heute mit der Ricardianischen Äquivalenz beschäftigen soll? Die einzige Antwort, die man laut Dorman geben kann, ist, dass die Theorie heute mit viel Mathematik geschmückt werden kann, um den Ruf aller Beteiligten zu verbessern. Die Tatsache ist, dass die einfache Annahme der Ricardianischen Äquivalenz über einen nicht existierenden und unmöglichen Zustand keine Rolle spielt, so der Wirtschaftsprofessor, der am Evergreen in Washington Environmental Studies lehrt.
2 Kommentare:
Ace: Danke.
Eine kleine: Der komment "I),...2)...3) usw.." ist von "James", nicht Mark Thoma. (In unser blog, die name von kommentar sind unter die komment, nich uber die kmmoent.)
My Bad, sorry.
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