Kansas hat sich vor zwei Jahren fiskalpolitisch
auf ein bemerkenswertes Experiment eingelassen, beschreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Charlatans, Cranks and Kansas“) am Montag in NYTimes: Ertragsteuer wurden stark
gekürzt, ohne klare Vorstellung davon, wie die entgangenen Einnahmen ersetzt
würden.
Sam Brownback, der Gouverneur hat
das Gesetz (prozentual die grösste Steuersenkung in einem Jahr, die ein
Bundesstaat jemals in Kraft gesetzt hat) in enger Absprache mit dem Ökonomen Arthur Laffer verabschiedet. Und
Brownback hat vorausgesagt, dass die Kürzungen dem konjunkturellen Aufschwung
der Wirtschaft Starthilfe geben würden.
Kansas‘ Wirtschaft boomt aber nicht. In der Tat hinkt seine Wirtschaft den benachbarten Bundesstaaten und Amerika als Ganzes
nach. In der Zwischenzeit ist der Haushalt von Kansas tief ins Defizit
gestürzt, was wegen der Verschuldung eine Herabstufung durch Moody’s provoziert,
argumentiert Krugman.
Es gibt hier eine wichtige
Lektion, so der am Graduierten Zentrum der City
University of New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor. Nicht, was
Sie denken. Ja, Kansas‘ Debakel zeigt, dass Steuersenkungen keine magischen
Kräfte entfalten. Aber das wussten wir ja bereits. Die wirkliche Lektion von Kansas
ist die unsterbliche Kraft von schlechten Ideen, solange diese Ideen die Interessen
von richtigen Leuten vertreten.
Die Steuersenkungen von Brownback
kommen nicht einfach aus dem Nichts. Sie folgen einer Blaupause von ALEC, dem American Legislative Exchange Council. ALEC hat eine Reihe von
wirtschaftlichen Studien veröffentlicht, die angeblich zeigen, dass Steuersenkungen
für Unternehmen und reiche Leute ein rasches Wirtschaftswachstum auslösen.
Die Studien sind laut Krugman
peinlich schlecht. Und der Vorstand des Gremiums von ALEC, dem Laffer und
Stephen Moore von Heritage Foundation
auch angehören, schreit nicht gerade nach Glaubwürdigkeit.
Was ist eigentlich ALEC? Es ist
eine geheimnisvolle, von Grosskonzernen finanzierte Gruppe, die für
konservative Politiker im Dienst des Staates Rechtsvorschriften unterbreiten.
Und die meisten Bemühungen von ALEC richten sich, was nicht überrascht, nach
Privatisierung, Deregulierung und Steuersenkungen für Unternehmen und reiche
Leute, erklärt Krugman weiter.
Und ALEC fördert Steuersenkungen
für die reichen an der Spitze, während es unten tatsächlich zu Steuererhöhungen
und Kürzungen der sozialen Dienste kommt.
Wie kann man aber die
Bereicherung von bereits Wohlhabenden rechtfertigen, während den anderen
Menschen, die versuchen, irgendwie über die Runden zu kommen, das Leben
erschwert wird?
Die Antwort ist, dass man dafür eine
Wirtschaftstheorie braucht, die eine solche Politik als Schlüssel zum Wohlstand
erklärt. So deckt angebotsseitige Wirtschaftspolitik einen Bedarf, der durch viel
Geld unterstützt wird. Und die Tatsache, dass sie immer wieder scheitert,
spielt dabei keine Rolle.
Und es kommt auf das
Kansas-Debakel auch nicht an, so Krugman: Die Bundesstaaten werden wahrscheinlich
über ähnliche Wirtschaftspolitik kurz nachdenken und eine Pause einlegen. Der Effekt
wird aber nicht lange anhalten. Denn beim Glauben an die Magie der
Steuersenkungen geht es nicht um Beweise, sondern darum, nach Gründen zu
suchen, um die Interessen der Menschen mit Macht nach eigener Wahl zu stützen, hält
Krugman als Fazit fest.
Super Artikel, danke Acemaxx!
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