François Hollande hat am Dienstag
vor den Medien seinen “Responsibility Pact“ vorgestellt. Der Staat soll die Gürtel enger schnallen. Gespart
werden sollen 50 Mrd. EUR zwischen 2015
und 2017 (was rund 4% der Staatsausgaben entspricht).
Was darüber hinaus wie eine Bombe
eingeschlagen hat, ist die wirtschaftspolitische Kursänderung im radikalen
Ausmass. Der französische Staatspräsident mausert sich zum Angebotstheoretiker.
Der Staatschef, der vor einem
Jahr als Sozialist gewählt wurde, lässt sich nun zum „modernen Sozialdemokrat“
machen, wie Heiner Flassbeck in seinem Blog auf den Punkt bringt.
Das politische Ziel sei,
Frankreichs Wirtschaft zu stärken. Dafür sei eine Politik des Angebots
notwendig. Ganz nonchalant sagt Hollande im gleichen Atemzug, dass das Angebot die Nachfrage schafft.
Das ist das Say’sche Gesetz, was im Grunde genommen vor 75 Jahren widerlegt worden ist. Es ist
insofern bizarr als Hollande sich mit einer neo-liberalen Rhetorik auf eine Zombie-Idee abstützt, um eine wirtschaftspolitische Wende
herbeizuführen.
Trotz des anhaltenden Nachfrageausfalls
im Euro-Raum will die französische Regierung die Staatsausgaben weiter senken, Graph: Morgan Stanley
Hollandes aussergewöhnliche
Aussage zum Zeitpunkt, wo die nominalen Zinsen in der Eurozone auf die
Null-Grenze (zero lower bound)
zusteuern, und Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau verharrt, ist ein extremes
Phänomen der Selbst-Verspottung, wie Mark
Thoma das Ganze in seinem Blog zum Ausdruck bringt.
Frankreich: Darlehen und
Einlagen bei den Banken, Graph: Morgan Stanley
Kevin O’Rourke kann
es nicht fassen, dass Hollande die Aussage tatsächlich gemacht hat. Es gibt
schliesslich keinen besseren Zeitpunkt als die Null-Grenze, gegen das Say’sche
Gesetz zu argumentieren. Was ferner alarmierend ist, was die europäischen
Linken damit demonstrieren: Es gibt sie in vielen Ländern nicht, so O’Rourke.
Europas politische Linke ist
durch die ideologische Verteidigung der Währungsunion so geblendet, dass sie
nicht im Stande ist, eine artikulierende Politik zu präsentieren, bemerkt Ambrose Evans-Pritchard dazu.
Die französischen Banken bauen
ihre Risiken in den anderen EU-Ländern weiter ab, Graph: Morgan Stanley
Die Forderungen der Banken (funding gap) in Frankreich gehen
gegenüber den übrigen Staaten der EWU zurück
Das Risiko der französischen
Banken gegenüber der EU-Peripherie hat sich inzwischen von 700 Mrd. EUR (Spitzenwert)
auf rund 413 Mrd. EUR verringert.
Da der private Verbrauch ins
Stocken geraten ist, halten sich Unternehmen mit Investitionen zurück. Wenn die
Löhne stagnieren, verschlechtert sich die Einkommenssituation der privaten
Haushalte. Der Konsum wird daher eingeschränkt. Der Nachfrageausfall bedeutet
weniger Umsatz für Unternehmen.
Ohne Investitionen horten Unternehmen gewöhnlich viel mehr Cash. Es
spielt keine Rolle, ob die Unternehmen liquide Mittel auf die Bank bringen. Denn die
Banken halten ihrerseits Überschussreserven bei den Zentralbanken, weil sie im
Angesicht der schwachen Nachfrage keine Kredite vergeben. Die Liquidität kommt in der Realwirtschaft nicht an. In diesem Umfeld zu
behaupten, dass das Angebot die Nachfrage schafft, ist deswegen absurd.
Hollande beugt dem Mainstream. Jammerschade!
Hollande war noch nie Nachfrage-"Ökonom": http://m.ft.com/intl/cms/s/0/c6db37ba-9dae-11e1-9a9e-00144feabdc0.html
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